Warum explodiert man wenn jemand was sagt

Wissenschaft Psychologie

Rasende Wut – wenn Frauen richtig ausrasten

Veröffentlicht am 23.05.2008 | Lesedauer: 4 Minuten

Warum explodiert man wenn jemand was sagt
Warum explodiert man wenn jemand was sagt

Wut kann befreiend sein, aber so weit wie auf den Foto sollte es besser nicht kommen. Mancher Konflikt lässt sich zuvor schon entschärfen

Quelle: pa

Wenn Frauen plötzlich die Nerven verlieren, kommt das nicht nur für ihre Partner überraschend: Denn Frauen werden seltener wütend als Männer – gilt doch Sanftmut immer noch als weibliche Tugend. Wenn Frauen aber richtig ausrasten, liegt oft bereits ein langer Weg unterdrückter Emotionen hinter ihnen.

Es war nur eine Kleinigkeit und doch so, als würde ein unsichtbarer Schalter umgelegt: Obwohl sie eben noch gelacht hat, schreit und weint sie jetzt, knallt Türen und wirft mit Gegenständen. Wenn Frauen plötzlich die Nerven verlieren, kommt das nicht nur für ihre Partner überraschend. Auch sie selbst sind häufig über sich erschrocken. Schließlich gilt Sanftmut vielen als natürliche weibliche Eigenschaft, und die wird Mädchen auch heute frühzeitig „beigebracht“.

Meist hat sich bei der Frau bis zum Zeitpunkt des Explodierens schon viel Frust angesammelt, der sich so entlädt. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Frauen frühzeitig die Notbremse ziehen. „Wenn Frauen ausrasten, liegt meistens schon ein langer Weg unterdrückter Emotionen hinter ihnen“, sagt Evelyn Albrecht, Lebensberaterin aus München.

Mehrfachbelastung sorgt für Wutausbruch

Burger-Verkäufer dreht nach Kündigung durch

Kostenloses Spektakel für McDonald´s-Kunden: Ein Mitarbeiter einer Filiale in St.Paul im US-Bundesstaat Minnesota wurde offenbar gerade gekündigt. Dann verliert er völlig die Beherrschung.

Quelle: Zoomin.TV

Über Wochen oder Monate sammeln sich Enttäuschungen, Überbelastungen, Frust und Wut an, bis es schließlich zum großen Knall kommt. „Frauen relativieren Probleme sehr lange und reißen sich stark zusammen.“ Haushalt, Beruf, Freizeitaktivitäten, Kinder. „Frauen stehen häufig unter einer enormen Mehrfachbelastung und kämpfen sich durch eine Vielzahl von Aufgaben“, so Albrecht. Dabei vergessen sie sich oft selbst: „Es wird immer alles brav erledigt, ohne Freiräume für eigene Bedürfnisse zu schaffen."

Auch Ute Zander glaubt, dass besonders Frauen dazu neigen, ihre Gefühle unter den Teppich zu kehren: „Viele Frauen denken sich, das sei alles noch nicht so schlimm und beißen lieber die Zähne zusammen, anstatt Stopp zu sagen“, sagt die Diplom-Psychologin aus Hamburg. Was aber nicht bedeutet, dass Frauen keine Signale senden, wenn ihnen die Aufgaben über den Kopf wachsen: „Probleme werden schon kommuniziert, aber nicht direkt genug.“ Anstatt klar zu sagen: „Ich kann nicht mehr“, formulierten Frauen eher beschönigend: „Es ist schon alles sehr anstrengend, aber es wird wohl gehen müssen.“

Warnsignale des Körpers erkennen

Und so geht es weiter, ohne dass rechtzeitig die Notbremse gezogen wird. „Der Ausraster sollte deshalb nicht bagatellisiert werden“, warnt Albrecht. „Buchen Sie den großen Knall nicht einfach als Ausrutscher ab“, rät auch Ute Zander. Wie konnte es so weit kommen? Was zeigt die Wut? Was muss geändert werden? „Nur durch eine Rückschau lässt sich auch für die Zukunft ein besseres Leben umsetzen.“ Wichtig sei dabei, auch die Warnsignale des Körpers zu erkennen. „Der Körper will uns schützen und zeigt genau, wann es brenzlig wird“, sagt Albrecht. Magenschmerzen, Schlafprobleme, Grübelfallen oder Antriebslosigkeit sollten ernst genommen werden.

Der erste Schritt ist, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Dafür müssen sich Frauen Zeit nehmen. „Achten Sie auf die Warnsignale, tun Sie sich was Gutes“, rät Albrecht. Einen Tag Auszeit nehmen, sich mit guten Freunden treffen, alles von der Seele reden – das befreit. Daneben kann es aber durchaus guttun, die Wut einmal rauszulassen, anstatt sie runterzuschlucken. „Ein richtiger Wutausbruch befreit.“

Wütende Frauen sind weniger akzeptiert

Doch viele Frauen haben nie gelernt, ihre Aggressionen auszuleben, sagt Zander. Gesellschaftlich ist es nach wie vor eher den Männern gestattet, wütend zu sein. Das zeigt auch eine Untersuchung von US-Psychologen um Victoria L. Brescoll von der Universität Yale. Probanden wurden Videos wütender Männer und Frauen gezeigt. Ihre Bewertung zeigte: Die Wut der Männer wurde positiv gewertet, die der Frauen negativ. „Eine wütende Frau verliert an Status, ganz gleich, in welcher Position sie ist“, so Brescoll. „Bei Männern ist der offene Umgang mit Wut eine akzeptierte Verhaltensweise, Frauen sind da noch sehr verunsichert und trauen sich das aus Angst vor Ablehnung nicht zu“, so Albrecht.

Auch der weibliche Zyklus kann eine Rolle spielen, wenn eine heftige und plötzliche Stimmungsschwankung zur Explosion führt. Um einen Überblick zu bekommen, hilft ein Tagebuch, sagt Evelyn Albrecht. „Schreiben Sie auf, wann Sie wütend sind, machen Sie sich Notizen über Ihre Tagesform“, rät die Beraterin. Wenn die Wut alle 28 Tage auftaucht, liegt es nahe, dass die Hormone zumindest zum Teil schuld sind. „Dann sollten Frauen sich vom Gynäkologen beraten lassen.“

So wünschenswert ein gesunder Umgang mit Frust und Wut auch ist, das Ausrasten sollte nicht zur Alltäglichkeit werden. Wenn Frauen regelmäßig die Nerven verlieren, gilt es genau hinzusehen. „Überlegen Sie sich, wie Sie Ihre Situation verbessern können“, rät Albrecht. Ein Gespräch mit dem Partner kann neuen Frustrationen vorbeugen. „Relativieren Sie nicht, sondern sagen Sie ehrlich, was Sache ist.“

In Notsituationen lieber eine Auszeit nehmen

Wenn’s Stress im Fahrschulauto gibt

Bei einer Fahrstunde auf Hawaii bittet der Fahrlehrer seine Schülerin, das Tempo zu drosseln. Daraufhin bekommt die Frau einen Wutanfall und beschimpft ihren Lehrer. Sie weiß nicht, dass der mitfilmt.

Quelle: Zoomin.TV

Doch was können Frauen tun, wenn die Wut in einem völlig unpassenden Moment hochkocht? „Dann helfen SOS-Programme“, sagt Zander. „Reden Sie nicht, sondern bitten Sie um eine Auszeit.“ Ob Geschäfts- oder Familientreffen: „Laufen Sie einmal um den Block, das baut Adrenalin ab und befreit den Geist.“

Warum regt man sich so schnell auf?

Es ist wie bei der Stressreaktion: Hormone und Nerven sorgen dafür, dass unser Körper kurzzeitig auf Hochtouren kommt. Der evolutionäre Sinn: Der Ärger soll uns stärken, wenn wir uns vor dem Verhalten anderer schützen wollen oder auf Widerstände gegen eigene Ziele stoßen.

Warum wird man plötzlich wütend?

Grundsätzlich sind Ärger bzw. Wut Gefühle, die uns zeigen, dass jemand unsere Grenzen verletzt oder ein wichtiges Bedürfnis frustriert wird. Es mobilisiert die Energie, sich zur Wehr zu setzen und für sich einzustehen.

Welche Bedürfnisse stehen hinter Wut?

Genau darin liege aber auch der Sinn der Wut. Dahinter steckt meist ein nicht ausreichend erfülltes Bedürfnis. Die Wut ist ein gutes Warnsignal und damit höchst wichtig. Dabei ist das Gefühl an sich weder gut noch schlecht.

Warum ärgert man sich über andere?

Dass man sich über andere Menschen ärgert, kann zwei Gründe haben: Entweder die Person tut etwas sehr Nerviges (meistens), oder (wir alle haben das auch schon erlebt) die Person tut etwas völlig Normales, wie Atmen, aber aus irgendeinem Grund ärgert dich das in dem Moment ganz furchtbar.