Besteht ein Gedicht oder ein Gedichtzyklus aus mehreren Strophen, werden diese durch eine Leerzeile voneinander getrennt. Show Man unterscheidet nach strukturellen Gesichtspunkten unterschiedliche Strophenformen. AntikeBereits in der Antike kennzeichnete die Strophe den Zeitpunkt einer Drehung während des Rundtanzes im griechischen Drama, aber auch jeder anderen Dichtung, die mit Musikbegleitung vorgetragen wurde, z. B. der Ode. Von hier
bekannt ist die Odenstrophe. MonodieDer lyrische Einzelgesang (Monodonie) der antiken Tragödie und Lyrik wird nach den drei griechischen Dichtern
benannt. Eine weitere Strophenform erfand GLYKOS. Sie basieren alle auf die unterschiedliche Nutzung von Versfüßen. Gebräuchliche Versfüße sind:
Die antike Verslehre kennt des weiteren:
Sapphische OdenstropheDie sapphische Odenstrophe wurde benannt nach der griechischen Dichterin SAPPHO aus Lesbos (600 v. Chr.), vierzeilige metrisch geregelte Strophen. Trochäen mit eingeschobenem Daktylus, alle Versausgänge sind weiblich.
Alkäische OdenstropheDie alkäische Odenstrophe wurde benannt nach dem griechischen Dichter ALKAIOS. Sie besteht aus vier Versen, Vers eins und zwei sind Elfsilbler, Vers drei ist ein Neunsilbler, Vers vier ist ein Zehnsilbler. Das Metrum ist ein Jambus, im Schlussvers treten zwei Daktylen und zwei Trochäen auf, im Deutschen sind sie meist trochäisch.
Asklepiadeische OdenstropheDie asklepiadeische Odenstrophe wurde benannt nach dem griechischen Dichter ASKLEPIADES aus Samos (270 v. Chr.). In allen Versen besteht ein Wechsel von Trochäen und Daktylen, entscheidendes Kennzeichen ist die Mittelzäsur in den ersten beiden Versen. KLOPSTOCKs Ode „Zürchersee“ beginnt trochäisch, geht dann in einen Daktylus über, der eine zusätzliche Hebung am Ende enthält, dann folgt eine deutliche Zäsur. Im zweiten Versteil beginnt die Ode daktylisch, geht dann in einen Trochäus über, dem eine Hebung am Ende des Verses angehängt ist. Der zweite Vers ist metrisch identisch mit dem ersten, Vers drei und vier beginnen, wie Vers eins und zwei, auftaktlos mit einem Trochäus. Es folgt jeweils ein Daktylus. Vers drei endet trochäisch ohne weitere Hebung, Vers vier dagegen trochäisch mit einer Hebung:
ChorgesangNeben der monodischen Strophe wurde die Ode in der Antike auch alsChorgesang geübt. Der wesentlichste Vertreter der chorischen Ode ist PINDAR (griech. Πίνδαρος). Die Chorlyrik ist prinzipiell dreigeteilt:
Die glykoneische StropheNach GLYKON ist die glykoneische Strophe benannt. Vers eins bis drei sind identisch, es sind Achtheber, bestehend aus Trochäus, Daktylus und Kretikus, Vers vier besteht aus Trochäus, Daktylus und Trochäus. — U — U U — U — Der antike Kretikus bestand aus drei Silben: — U —. Die choriambische StropheDie choriambische Strophe (Choriambus) besteht aus einem Trochaus — U und einen Jambus U —, das Versschema lautet also: — U U —. Deshalb wird er auch Trochäo-Jambus genannt. „Man kann ihn auch als einen Daktylus mit einer angehängten langen Silbe ansehen, wie in dem Ausdruck himmlische Lust.“ (SULZER).
Sophokleisches ChorliedDas sophokleische Chorlied dagegen besteht aus Strophe und Antistrophe.
Andere antike Gedichte kommen ohne Antistrophe und Epode aus. Einteilung nach der Anzahl der VerseNach der Anzahl ihrer Verse teilten die alten Griechen ein in
DistichonDas Distichon ist ein Doppelvers, der aus einem Hexameter und einem Pentameter besteht. FRIEDRICH SCHILLER verfasste ein Distichon mit dem Titel
Es gibt zwei Gedichtformen, die durch das Distichon gekennzeichnet sind: das Epigramm und die Elegie. Während das Epigramm, das oft nur aus einem einzigen Distichon besteht, sich den verschiedenen Charakter von Hexameter und Pentameter für eine komprimierte anspielungsreiche Kurzaussage zunutze macht (z. B. GOETHES und SCHILLERS Xenien), ist die Elegie meist ein längeres Gedicht.
TristichonDas Tristichon wird, genauso wie das Distichon, in der Epigrammatik verwendet. Das Tristichon besteht aus drei Verszeilen:
Ueber Kakus Was er auf der Kanzel spricht, TetrastichonDas Tetrastichon ist ein antiker Vierzeiler, also ein Gedicht oder eine Strophe aus vier Versen. Mittelalterliche deutsche StrophenIm Mittelalter kannte man mannigfache Strophenformen. Als Beispiele seien genannt:
HildebrandstropheDie Hildebrandstrophe ist durch Stabreime gekennzeichnet:
NibelungenstropheDie Nibelungenstrophe besteht aus vier paarweise reimenden Langzeilen und ist in Anverse und Abverse mit festen Takten gegliedert. Dazwischen befindet sich eine deutliche Zäsur. Der Anvers besteht aus vier Takten, der Abvers aus drei Takten (im vierten Vers vier Takte):
Die Nibelungenstropghe ist, wie die Kudrunstrophe und die Rabenschlachtstrophe, eine epische Langzeilenstrophe. TiturelstropheDie Titurelstrophe ist nach dem Heldenepos WOLFRAMs VON ESCHENBACH benannt.WOLFRAM benutzt in seinem „Titurel“ vierzeilige Strophen:
Die Titurelstrophe gehört neben der Morolfstrophe und dem Bernerton zu den epischen Reimpaarstrophen. Andere StrophenformenDie romanischen Strophenformen sind seit dem Mittelalter in Italien entstanden. Zu ihnen gehört die Terzine (ital. terza rima), die von DANTE ALIGHIERI in seiner „Göttlichen Komödie“ (ital.: La Divina Commedia) benutzt wurde. Im Italienischen ist die Terzine ein Elfsilbler, im Deutschen kommt sie als Zehnsilbler mit männlicher Kadenz oder als Elfsilbler mit weiblicher Kadenz daher:
Das Ritornell (von ital. ritornello = Wiederkehr) ist eine aus der italienischen Volksdichtung (Toskana) hervorgegangene lyrische Form; die dreizeiligen Strophen, deren Zahl beliebig ist, bestehen aus einem 5- oder 7-silbigen Vers und zwei Elfsilbern, von denen jeweils zwei durch Reim oder Assonanz verbunden sind. Ritornelle dichteten in Deutschland u. a. FRIEDRICH RÜCKERT, PAUL HEYSE, THEODOR STORM.
Die Stanze besteht aus acht elfsilbigen Verszeilen mit dem Reimschema abab abcc.
Die Nonarime (ital. Nona rime = Neunreim) ist, wie der Name sagt, eine neunzeilige Strophe, der Stanze ähnelnd, nur, dass dieser eine neunte Zeile folgt. Das Reimschema ist abababccb. Die aus der englischen Balladendichtung stammende Chevy-Chase-Strophe besteht aus vier auftaktigen, abwechselnd vier- und dreihebigen, mit männlicher Kadenz endenden Versen
Die Volksliedstrophe ist stets ganz einfach gebaut. Sie kann jambisch oder trochäisch sein, drei oder vier Hebungen besitzen und paar- bzw. kreuzgereimt sein, oft mit Wechsel von männlicher und weiblicher Kadenz. In der Regel hat die Volksliedstrophe vier Verse. Es gibt aber auch sechs- oder siebenversige Volksliedstrophen. Volksliedstrophe, Variante: vierhebig, Jambus, vierversig, Reimschema aa bb:
Volksliedstrophe, Variante: dreihebig, Jambus, vierversig, Reimschema ab ab:
Volksliedstrophe, Variante: dreihebig, Trochäus, vierversig, Reimschema ab ab:
Volksliedstrophe, Variante: vierhebig, Jambus, siebenversig, Reimschema aa bb cc d:
Das Ghasel ist im indisch-persischen Raum entstanden. És besteht aus zweizeiligen Strophen mit dem Reimschema: a a - b a - c a - d a. FRIEDRICH RÜCKERT versuchte sich in den Strophenformen des Orients. Unter anderem übersetzte er auch einige Ghaseln von DSCHALALEDDIN RUMI:
JOSEPH VON HAMMER übersetzte ebenfalls einige Ghaseln dieses persichen Autors jedoch aus dem Englischen. Das folgende Ghasel wiederholt in jedem Vers denselben Reim:
Nach dem persischen Dichter HAFIZ entstand das folgende Ghasel von RÜCKERT:
Das Haiku ist eine fernöstliche Strophen- und Gedichtform, die sehr leicht nachzugestalten ist. Das Haiku stammt ursprünglich aus Japan, hat drei Verse und ein Silbenmuster von 5–7–5, d.h.
enthalten. Inhaltlich beliebt sind Naturerlebnisse bzw. -beschreibungen oder Jahreszeiten, dies ist jedoch nicht zwingend.
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