Was sollte man nicht zu depressiven sagen

Ein besonders gutes Beispiel: Jemandem mit einer Depression zu sagen, dass er sich einfach mal "ausschlafen" soll. Oder mal "an die frische Luft" gehen soll. 

Wer von einer Krankheit nicht selbst betroffen ist, kann sich kaum vorstellen, wie sie sich anfühlt. Was für Außenstehende ein normaler Satz oder eine Frage ist, kann für Erkrankte mitunter sehr verletzend sein. 

Dabei sind die Gründe für solche Missverständnisse oft einfach nur Unwissenheit. Dagegen hilft nur Aufklärung und ein offener Umgang mit Krankheiten wie Depressionen. 

Norman, der sich auf Twitter @deinTherapeut nennt, hat diese Sätze jetzt gesammelt – um mit Vorurteilen weiter aufzuräumen.

Mit diesem Tweet fing alles an:

Danach zählt er verschiedene Sätze auf, die man Menschen mit einer Depression nicht sagen sollte. 

Anschließend erklärt er jeweils, warum er die Sätze ausgewählt hat.

Gesammelt hat Norman die Sätze bei Freunden, Bekannten oder in sozialen Netzwerken. 

Außerdem habe er eine Weile bei der "Nummer gegen Kummer" gearbeitet und dort mit depressiven Kindern und Jugendlichen gesprochen. 

Hier sind noch weitere Sätze aus dem Thread. Den ganzen Verlauf kannst du dir hier durchlesen.

Wir haben Norman gefragt, wie er auf die Idee gekommen ist: "Ich habe den Thread gestartet, weil psychische Störungen in unserer Gesellschaft immer noch stigmatisiert sind. Dabei sind sie so normal wie körperliche Erkrankungen, erzählt er. 

"Gerade Depressionen kommen wirklich häufig vor. Trotzdem würden viel weniger Menschen einen Therapeuten aufsuchen als einen regulären Arzt. Mit diesen Vorurteilen aufzuräumen, senkt langfristig hoffentlich die Hemmschwelle, im Ernstfall professionelle Hilfe aufzusuchen."

Mittlerweile wurde der Tweet mehr als 600 mal retweetet und von mehr als 1000 Menschen favorisiert. Norman hat im Anschluss daran bereits den nächsten Thread gestartet: "Sammeln wir, was man stattdessen sagen sollte. Wie können Familie, Freunde und Bekannte helfen?"

Nicht nur, weil er die Frage nach den "richtigen Sätzen" selbst sehr knifflig findet. Er freue sich aber, "dass viele Betroffene hier Ratschläge aus erster Hand geben konnten".

Was er selbst daraus mitgenommen habe? "Da sein. Hilfe anbieten, aber nicht aufdrängen. Fragen: 'Was brauchst Du jetzt?'"

Suizid - Hilfe in scheinbar ausweglosen Lebenslagen

Kreisen deine Gedanken darum, dir das Leben zu nehmen? Rede mit anderen Menschen darüber. Per Chat, Telefon, E-Mail oder im persönlichen Gespräch. Hier findest du - auch anonyme - Hilfsangebote in scheinbar ausweglosen Lebenslagen.

Neunmalkluge Kalenderweisheiten haben noch nie wirklich geholfen –und gerade bei Menschen mit Depressionen sind sie absolut wirkungslos. Das sind die 12 Klassiker, die ab heute aus dem Sprüche-Repertoire gestrichen werden können. 

Von Hannah Fiebig

1. "Du bist doch gar nicht so schlimm dran."

Oder: "Ich verstehe das nicht, du hast doch gar keinen Grund dafür?". Genau solche Sätze sind die besten Beispiele dafür, wie man Schuldgefühle noch weiter schüren kann.

2. "Du lässt dich aber auch ganz schön gehen."

Depressionen haben rein gar nichts mit Faulheit zu tun. Punkt!

3. "Das geht schon wieder vorbei, wirst sehen."

Wie ein 10-tägiger Schnupfen. Na, da bin ich aber beruhigt.

4. "Du denkst einfach viel zu sehr über alles nach."

Kannst du mir verraten, wo der Aus-Knopf dafür ist?

5. "Aber du siehst gar nicht depressiv aus.“

Wie genau sieht ein depressiver Vorzeige-Mensch aus?

6. "Wenn ich traurig bin, hilft mir das und das."

Ich bin nicht TRAURIG!

7. "Reiß dich zusammen!"

Würde man das auch zu einer krebskranken Person, einer Person mit Alzheimer oder einer Person mit Autismus sagen?

8. "Du bist ständig nur am Jammern. Davon wird doch auch nichts besser."

Das nennt sich nicht Jammern. Das nennt sich "über Gefühle reden".

9. "Andere haben viel größere Probleme!"

Was du nicht sagst.

10. "Nimm' doch einfach Medikamente"

Antidepressiva sind keine magischen Pillen. Sie haben ihre Grenzen, bekämpfen Symptome – aber nicht die Ursache. 

11. "Na, deine Sorgen hätte ich auch gerne."

Bitteschön, ich schick sie dir rüber – aber ohne Rückgaberecht.

12. "Lach doch mal!"

Cheeese! Klar, jetzt geht es mit viel besser. 

Wie Menschen mit Depressionen wirklich geholfen ist

Klar, als nicht Betroffener will man es oft nur gut meinen. Man hat schließlich nicht die Intension, den anderen damit zu verletzten. Schon klar. Doch leider helfen solche "klugen" Sprüche nicht weiter – und bewirken oft einen gegenteiligen Effekt. Was stattdessen hilft, ist als Außenstehender Depressionen ernst zu nehmen, sich zu informieren und niemanden dabei zu verurteilen. Ja, und manchmal hilft es, einfach auch mal die Klappe zu halten und den anderen fest in den Arm zu nehmen.

Was man zu depressiven sagen sollte?

Ich bin für dich da. Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Das fühlt sich sicher schlimm an. Ich liebe dich sehr.

Was sollte man bei Depression nicht tun?

Ratschläge wie sich „zusammenzunehmen“, sind bei einer Depression meist kontraproduktiv. Damit setzt du den Betroffenen eher unter Druck. Auch Vorschläge, einfach mal abzuschalten oder zu entspannen, helfen nicht weiter.

Was Depressive nicht hören wollen?

Du denkst einfach zu viel über alles nach! Wenn du denkst, dieser Satz hilft weiter, denkst du leider zu wenig über alles nach, Amigo.

Was tut depressiven Menschen gut?

Vielleicht können Sie sich als Begleitung durch eine schwere Zeit sehen. Es hilft, wenn Sie den betroffenen Menschen unterstützen: Beginnen Sie mit kleinen Aktivitäten, wie etwa einem Spaziergang oder gemeinsamem Musikhören. Auch ein Gespräch kann guttun.