Welche Krankheiten kann man durch eine Lumbalpunktion feststellen?

Die Lumbalpunktion, auch Liquorpunktion genannt, dient der Gewinnung des Liquors (Nervenwasser), welches dann im Labor auf Erkrankungen im Gehirn und im Rückenmark analysiert wird. Lumbalpunktionen werden nicht nur in der Diagnostik, sondern auch in therapeutischen Bereichen angewendet. Mehr zu dem Anlass einer Lumbalfunktion, der Durchführung, den Risiken und den möglichen Schmerzen gibt es hier im Überblick.

Was ist eine Lumbalpunktion?

Eine Lumbalpunktion ist die Entnahme von Nervenwasser mit einer dünnen Punktionsnadel aus dem Wirbelkanal im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die dementsprechenden Wirbel werden als Lumbalwirbel bezeichnet, weshalb der Eingriff auch den Namen Lumbalpunktion trägt. Das Nervenwasser wird auch Liquor genannt und gibt einen Einblick in den Gesundheitszustand des Patienten.

Ist das Nervenwasser rötlich verfärbt, deutet dies auf eine frische Blutung hin. Eine gelbliche Verfärbung deutet wiederum auf eine ältere Blutung. Bei Entzündungen kann das Nervenwasser auch eingetrübt sein. Für eine genauere Analyse der Inhaltsstoffe des Nervenwassers ist eine Untersuchung im Labor notwendig. Die Punktion wird praktiziert, um verschiedene Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks zu diagnostizieren und wird zusätzlich in der Therapie und für Injektionen von Anästhetika verwendet.

Bei welchen Krankheiten wird eine Lumbalpunktion durchgeführt?

Eine Lumbalpunktion wird bei Verdacht von Entzündungen des Gehirns und der Gehirnhäute, also Enzephalitis und Meningitis, durchgeführt, da unter Umständen die dafür verantwortlichen Keime im Nervenwasser aufzufinden sind. Zusätzlich wird eine Lumbalpunktion bei Multiple Sklerose durchgeführt, da hier im Nervenwasser eine Anhäufung von bestimmten Eiweißen (Proteinen) und Entzündungszellen aufzufinden sind. Auch bei einem Krebsbefall der Hirnhaut wird eine Lumbalpunktion durchgeführt.

Die Lumbalpunktion kann allerdings nicht nur zur Krankheitsuntersuchung verwendet werden, sondern kann auch bei der Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden. Unter anderem bei der Medikamentengabe, da das Rückenmark so leichter zu erreichen ist und somit beispielsweise bei der Chemotherapie und somit der Behandlung von Tumoren verwendet werden kann. Zusätzlich kann eine Lumbalpunktion zur Schmerzstillung bei chirurgischen Eingriffen als Lumbalanästhesie oder auch Spinalanästhesie eingesetzt werden – zum Beispiel bei einer Hüftoperation oder bei einem Kaiserschnitt. Darüber hinaus wird die Lumbalpunktion auch therapeutisch, beispielsweise bei quälenden Kopfschmerzen verwendet.

Lumbalpunktion – Kontraindikationen

Eine Lumbalpunktion wird nicht durchgeführt, sofern bei dem Patienten eine erhöhte Blutungsneigung besteht oder Substanzen eingenommen wurden, die die Blutgerinnung hemmen. In diesen Fällen ist die Gefahr groß, dass es zu Blutungen aufgrund der Punktion kommen kann. Auch bei Entzündungen der Haut oder dem Gewebe in der Nähe der Punktionsstelle, wird keine Lumbalpunktion durchgeführt. Ein weiterer Kontraindikator ist erhöhter Druck im Gehirn, da es durch das entnommene Nervenwasser zu einer Einklemmung von dem verlängerten Rückenmark am Übergang des Schädels zur Wirbelsäule kommen kann.

Lumbalpunktion – Vorbereitung

Bevor eine Lumbalpunktion durchgeführt wird, sollte der Patient mehr als 24h vor der Behandlung über die Punktion informiert werden. In Notfällen gilt diese Regel selbstverständlich nicht. In dieser Aufklärung sollte der Patient über folgende Punkte in Kenntnis gesetzt werden:

  • Nutzen der Untersuchung und Vergleich zu anderen Verfahren
  • Folgen und Risiken falls eine Untersuchung nicht durchgeführt wird
  • Erklärung des Ablaufes der Punktion, im besten Fall mit einem Schaubild
  • Nebenwirkungen
  • Risiken einer solchen Untersuchung.

Neben der Aufklärung über den Eingriff muss der Patient eine schriftliche Einwilligung abgeben. Wie bereits oben beschrieben sollte der Patient vorher keine Medikamente eingenommen haben, die zur Hemmung der Blutgerinnung führen. In seltenen Fällen werden auch Anzeichen auf einen erhöhten Hirndruck untersucht.

Lumbalpunktion – Durchführung

In der Regel findet eine Lumbalpunktion in einer Klinik statt, jedoch bieten auch einige neurologische Praxen eine ambulante Durchführung an.

Während einer Lumbalpunktion ist die Haltung des Patienten essenziell. Der Patient sollte einen runden Rücken machen, oder auch einen Katzenbuckel, und kann bei dem Eingriff entweder sitzend vornübergebeugt auf der Untersuchungsliege sein, oder liegt in Embryonalstellung – der Patient liegt in Seitenlage, zieht seine Beine und Arme an und legt sein Kinn auf die Brust. Unterstützt wird der Patient hierbei durch Kissen. Durch die starke Beugung der Wirbelsäule ist genügend Platz zwischen den Wirbeln, um die Nadel einführen zu können.

Zunächst wird die Haut desinfiziert und die Hautstelle wird mit einem sterilen Tuch abgeklebt. Durch eine Spritze erhält der Patient eine örtliche Betäubung. Diese wirkt nach etwa zwei Minuten und der Arzt führt eine Punktionsnadel zwischen zwei Lendenwirbeln, meistens in dem Wirbelzwischenraum der dritten und fünften Lendenwirbel ein. Hier ist kein Rückenmark mehr vorhanden, sodass es zu keiner Verletzung durch die Punktionsnadel kommen kann.

Der Arzt sticht durch die Haut und Muskulatur und sobald der Wirbelkanal durch die Nadel erreicht ist, tropft das Nervenwasser aus dieser heraus. Dabei kann auch mit einem Steigrohr der Nervenwasserdruck ermittelt werden. Wenn der Arzt genügend Nervenwasser für die Laboruntersuchung entnommen hat, in der Regel sind das 10 bis 15 Milliliter, wird die Nadel zurückgezogen und die Einstichstelle wird mit etwas Druck verbunden und mit einem Wundpflaster abgedeckt.

Welche Krankheiten kann man durch eine Lumbalpunktion feststellen?

Lagerung des Patienten im Liegen, Einstichstelle zwischen 3. und 5. Lendenwirbel, Entnahme von 10 bis 15 Milliliter Nervenwasser.

Im Labor wird dann die Zahl der Zellen im Nervenwasser oder die Zusammensetzung von Bestandteilen (Eiweiße, Glukose und Laktat) des Liquors analysiert. Zusätzlich wird das Nervenwasser auf Bakterien untersucht, die Hirnhautentzündungen verursachen können und auf Eiweiße, die auf Demenzerkrankungen hinweisen können.

Wie lange dauert eine Lumbalpunktion?

Die Lumbalpunktion selbst dauert etwa 15 Minuten. Jedoch ist es wichtig, dass der Patient nach dem Eingriff mindestens eine Stunde ruht und sich hinlegt. Auch die folgenden 24 Stunden soll der Patient sich schonen. Einige Stunden nach dem Eingriff, kontrolliert ein Arzt die Einstichstelle auf Blutergüsse und ob der Patient seine Beine bewegen kann.

In der Regel bleibt ein Patient mindestens eine Stunde, meistens jedoch bis zu vier Stunden in der Klinik oder Praxis.

Was ist danach zu beachten?

Einem Patienten wird nach einer Lumbalpunktion geraten sich auszuruhen, auf dem Bauch liegen zu bleiben und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Nach einer Punktion sollte der Patient mindestens eine Stunde Bettruhe einhalten, um Kreislaufschwierigkeiten vorzubeugen. Die folgenden 24h sollte der Patient sich weiter ausruhen und viel trinken.

Wie schmerzhaft ist eine Lumbalpunktion?

Generell beschreiben viele Patienten den Eingriff als unangenehm, da beim Einführen der Punktionsnadel die Hirnhäute gereizt werden. Beim Einstich selbst und sofern die Nadel eine Nervenwurzel berührt, kann es kurzzeitig zu Schmerzen kommen. Dieser Schmerz strahlt „elektrisierend“ in eines die beiden Beine aus, klingt aber schnell wieder ab. Häufig wird eine Lumbalpunktion, bezogen auf die empfundenen Schmerzen, einer Blutentnahme gleichgestellt. Allerdings kann eine Lumbalpunktion auch unter örtlicher Betäubung stattfinden.

Lumbalpunktion Risiken - Wie gefährlich ist eine Lumbalpunktion?

Eine Lumbalpunktion birgt gewisse Risiken, über die der Patient zuvor von seinem Arzt informiert werden muss. Zu schweren Folgen, wie Blutungen oder Infektionen, kommt es nach einer Lumbalpunktion in extrem seltenen Fällen. Auch das Auftreten von postpunktionellen Kopfschmerzen geschieht nur im seltensten Fall, wird allerdings durch die folgenden Faktoren begünstigt:

  • junges Alter
  • weibliches Geschlecht
  • häufige Kopfschmerzen im Alltag.

Eine Lumbalpunktion ist folglich sehr risikoarm und es besteht auch keine Gefahr Rückenmark zu beschädigen.

Außerdem kann bei Patienten, die unter Anfallserkrankungen, wie beispielsweise Epilepsie oder Migräne leiden, ein Anfall ausgelöst werden.

Lumbalpunktion – Nebenwirkungen

Kurz nach dem Eingriff kann es kurzzeitig zu Schwindel und Übelkeit kommen.

Eine Nebenwirkung kann der postpunktionelle Kopfschmerz sein. Die bereits oben genannten Kopfschmerzen treten selten auf und meist in einer aufrechten Körperhaltung. Die Kopfschmerzen lassen in einer liegenden Position erheblich nach. Dieser Schmerz kann einige Tage und in manchen Fällen auch einige Wochen anhalten. Die Kopfschmerzen selbst können nicht mit Schmerzmittel behandelt werden, jedoch kann Koffein und Theophyllin zu geringem Maße helfen. Sofern weitere Beschwerden, wie Schwindel, Übelkeit, Nackensteifigkeit, Lichtscheue und Ohrengeräusche hinzukommen, handelt es sich um ein Nervenwasser-Unterdrucksyndrom.

Zusätzlich kann es auch zu Schmerzen an der Punktionsstelle kommen, die bis in die Hüftregion sich verbreiten, sowie Übelkeit, ein hoher Puls und niedriger Blutdruck. Diese Schmerzen und Nachwirkungen sind allerdings nur vorübergehend.

Rückenschmerzen

Nach einer Lumbalpunktion kann es zu Schmerzen an der Einstichstelle kommen, welche sich in dem gesamten Hüftbereich ausbreiten. Diese Schmerzen verschwinden, in der Regel, nach wenigen Tagen wieder.

Bleibende Schäden?

In den seltensten Fällen kann es nach einer Lumbalpunktion zu Entzündungen, Blutungen oder auch anderen Komplikationen kommen. Diese müssen in der Klinik behandelt werden.

Lumbalpunktion – Kosten

Allgemein werden die Kosten für eine Lumbalpunktion von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, vorausgesetzt eine medizinische Indikation liegt vor. In einigen seltenen Fällen kann es sein, dass die Kosten nur zum Teil übernommen werden. Sofern eine Lumbalpunktion ohne eine ärztliche Anordnung, also auf Wunsch des Patienten durchgeführt wird, muss der Patient die Kosten für Untersuchung, Anästhesie, sowie den möglichen Klinikaufenthalt selbst tragen.

Was kann man alles im Nervenwasser erkennen?

Durch die Untersuchung des Nerven-wassers (Liquor) im Labor ist es möglich, bakterielle oder virusbedingte Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute nachzuweisen und zu differenzieren.

Wie lange dauert die Auswertung von Nervenwasser?

Erste Resultate, die beispielsweise für die Diagnose einer akuten Hirnhautentzündung benötigt werden, erhält man spätestens einige Stunden nach der Untersuchung. Die Ergebnisse für einige speziellere Untersuchungen liegen jedoch erst nach einigen Tagen vor.

Wann ist eine Lumbalpunktion sinnvoll?

Es gibt gewisse Krankheiten, bei denen die Durchführung einer Lumbalpunktion besonders wichtig ist. Dazu gehören Erkrankungen des Gehirns, beispielsweise Hirnblutungen oder Hirntumore, aber auch Entzündungen der Gehirnhäute. Auch eine Funktionsstörung der Liquorräume kann mit einer Punktion behandelt werden.