Wer ist bei galileo für die autoren zuständig

Die Europäer haben sich im internationalen Wettlauf um eigene Navigationssatelliten selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Als Mitte November weitere vier Galileo-Satelliten erfolgreich in den Weltraum transportiert wurden, diskutierten die Verantwortlichen der EU-Kommission, der Raumfahrtagentur ESA und des Satellitenherstellers OHB noch über den Zeitpunkt, wann der Startschuss für den Galileo-Betrieb gegeben wird. Nun ist es soweit.

Europas Gegenstück zu dem weltweit dominierenden GPS-Navigationsnetz der USA hat offiziell den Betrieb genommen. Aus dem Bundesverkehrsministerium in Berlin heißt es, dass Galileo nunmehr frei empfangbare Signale sendet.

Zu den ersten Angeboten gehöre der sogenannte offene Dienst zur mobilen Positionsbestimmung, der Such- und Rettungsdienst für Hilferufe und der öffentlich-regulierte Dienst mit einem verschlüsseltes Signal für Nutzer wie Polizei und Feuerwehr.

Gesamtausbau dauert noch zehn Jahre

Allerdings arbeiten die Satelliten vorerst auf kleiner Flamme und zehn Jahre später, als zunächst geplant war. Und es wird auch noch mindestens drei Jahre dauern, bis das Netz mit derzeit 18 auf dann rund 30 Satelliten komplett aufgebaut ist und alle Servicedienste laufen. Es sind noch nicht einmal alle Aufträge für die Satelliten vergeben.

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Im Alltag merken die Verbraucher und Autofahrer von dem offiziellen Galileo-Netzstart derzeit aber noch nichts. Ein einziges Smartphone – das Aquarius X5 Plus des spanischen Anbieters BQ – nutzt zur Positionsbestimmung neben GPS mittlerweile auch Galileo-Signale.

Weltweit verwenden Autofahrer oder Smartphonenutzer für ihre Navigation das dominierende GPS-Signal der Amerikaner. Galileo-Signale werden bislang erst in Versuchsfahrzeugen genutzt.

Sportleruhren sind technisch vorbereitet

Einige Sportleruhren, wie etwa von Garmin, verwenden neben GPS zusätzlich Signale der russischen Navigationssatelliten Glonass. Aber die aktuelleren Modelle „sind von den Chipsets bereits darauf ausgelegt, auch mit Galileo zu arbeiten“, erklärt ein Garmin-Sprecher. Um die Nutzung des Galileo-Signals zu forcieren will die EU-Kommission nun darauf drängen, dass mehr Smartphones in Europa künftig auch Galileo-Signale empfangen.

Ab 2018 sollen zudem neue Autos in Europa mit Galileo-Empfangstechnik für den Notruf eCall ausgerüstet sein. Fahrzeuge könnten dann automatisch einen Notruf absetzen und ihre Position präzise an Rettungsleitstellen melden.

Rakete mit Galileo-Satelliten startet erfolgreich

Mehr Unabhängigkeit vom amerikanischen GPS, das verspricht sich Europa vom Ortungssystem Galileo. Dafür hat eine Rakete nun zwei weitere Satelliten ins All gebracht.

Quelle: N24

Für viele Marktbeobachter ist die Galileo-Geschichte verknüpft mit vollmundigen Versprechungen, vielen Verzögerungen und Technik-Pannen. Zu den Rückschlägen gehört zum Beispiel, dass eine anfangs geplante Beteiligung der Industrie am Verkauf der Galileo-Dienste scheiterte. Nunmehr hat die EU Kommission bei dem Projekt und der Vermarktung das Sagen.

Eigenes Navigationssignal im Krisenfall

Europas Politiker begründen den Aufbau eines eigenen Satellitennetzes mit der Notwendigkeit, im Krisenfall ein souveränes Navigationssignal aus dem All haben zu wollen. So wie die USA, Russland, China, Indien oder Japan eigene Navigationsnetze betreiben oder aufbauen, benötige auch Europa Unabhängigkeit.

Immer wieder wird darauf verwiesen, dass hinter den Satelliten der USA, Russlands und Chinas militärische Betreiber mit großer Finanzkraft und teils autoritären Strukturen stehen. In Europa wird das Netz in zivilen Strukturen betrieben. Und das hat seinen Preis.

Die Chinesen, die in den Anfangsjahren des Galileo-Projektes sogar Entwicklungspartner bei dem Europa-Projekt waren, haben inzwischen ihr eigenes Netz namens „Beidou“ aufgebaut. Sie sind damit zwar später gestartet als die Europäer, aber beim Netzausbau bereits viel weiter.

Kommandostände hinter dicken Mauern

Tatsächlich sind es sehr verästelte Strukturen, wer in Europa für Galileo zuständig ist. So hat die in Prag ansässige European GNSS Agency im Auftrag der EU Kommission jetzt für weitere zehn Jahre den Galileo-Betrieb an die Firma Spaceopal vergeben. Das ist eine Gemeinschaftsfirma einer deutschen DLR-Tochter und der italienischen Firma Telespazio.

Von Oberpfaffenhofen bei München und Fucino in Italien werden die Satelliten gesteuert. Dass es zwei Zentralen für die Satelliten gibt, ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Die Kommandostände sind durch dicke Betonwände geschützt.

Aber auch die Militärs in Europa freuen sich darauf, künftig nicht mehr alleine vom GPS-Signal der USA abhängig zu sein. Dabei ist das Galileo-Signal von seiner Konzeption nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu GPS ausgelegt.

Vereinfacht ausgedrückt wird darauf gesetzt, dass sich eine Position umso genauer bestimmen lässt, je mehr Signale von diversen Navigationssatelliten im All empfangen werden. Besonders in Häuserschluchten oder engen Gebirgstälern kann eine Mischung aus GPS-, Glonass- und Galileo-Signalen die Lösung sein, um den Weg zu finden.

Autonome Fahrzeuge brauchen viele Daten

Auf die hochpräzise Ortung der eigenen Position sind zudem beispielsweise autonome Fahrzeuge angewiesen. In einem Zusammenspiel aus Autokameras samt Bildverarbeitung, Radardaten und hinterlegtem Kartenmaterial weiß der Autocomputer heute ziemlich genau, wo er sich befindet.

Wie derzeit bei GPS gibt es auch bei Galileo ein kostenloses, frei empfangbares Signal sowie Spezialkanäle, noch präziser als das freie Signal und teilweise sogar mit Rücksignal ins All, etwa für Notrufe.

Galileo in unserem Alltag

„Und sie bewegt sich doch!“, murmelte der Legende nach Galileo Galilei als er im 17. Jahrhundert wegen seiner astronomischen Erkenntnisse vor Gericht stand. Mit dem Fernglas untersuchte Galileo unser Sonnensystem.

„Und sie bewegt sich doch!“, murmelte der Legende nach Galileo Galilei als er im 17. Jahrhundert wegen seiner astronomischen Erkenntnisse vor Gericht stand. Mit dem Fernglas unters...uchte Galileo unser Sonnensystem.

Quelle: dpa

Galileos Forschung und Leben inspirierte Bertolt Brecht zu seinem Theaterstück „Leben des Galilei“. Hier ein Bild von einer Aufführung des Dramas während dem Berliner Theaterfestival 1965.

Galileos Forschung und Leben inspirierte Bertolt Brecht zu seinem Theaterstück „Leben des Galilei“. Hier ein Bild von einer Aufführung des Dramas während dem Berliner Theaterfestiv...al 1965.

Quelle: picture alliance / Konrad Giehr

Der Start einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana im Jahr 2012. Die Rakete brachte zwei weitere nach Galileo benannte Satelliten ins All. Galileo ist ein europäisches
Satellitennavigationssystem.

Der Start einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana im Jahr 2012. Die Rakete brachte zwei nach Galileo benannte Test-Satelliten ins All. Galileo ist ein ...europäisches Satellitennavigationssystem.

Quelle: picture alliance / dpa

Ein prachtvolles Monument zu Ehren von Galileo Galilei in Florenz in der Basilika Santa
Croce.

Ein prachtvolles Monument zu Ehren von Galileo Galilei in Florenz in der Basilika Santa Croce.

Quelle: picture alliance / Luisa Ricciar

Eine Frau schaut durch den Nachbau von Galileos dioptrischen Fernrohr von 1610, während einer Ausstellung zur Geschichte der Astronomie im Londoner Science Museum 2009.

Eine Frau schaut durch den Nachbau von Galileos dioptrischen Fernrohr von 1610, während einer Ausstellung zur Geschichte der Astronomie im Londoner Science Museum 2009.

Quelle: picture alliance / dpa

Galileo untersuchte mit einem Fernglas die Milchstraße. Seine Erkenntnisse beeinflussten Nachhaltig die Vorstellungen von unserem Sonnensystem.

Galileo untersuchte mit einem Fernglas die Milchstraße. Seine Erkenntnisse beeinflussten Nachhaltig die Vorstellungen von unserem Sonnensystem.

Quelle: picture alliance / dpa

Zahlreiche, damals sehr moderne Instrumente verwendete Galileo für seine Forschung. Die Linse seines Fernrohrs war die Präzionsarbeit eines Linsenschleifers aus Venedig.

Zahlreiche, damals sehr moderne Instrumente verwendete Galileo für seine Forschung. Die Linse seines Fernrohrs war die Präzionsarbeit eines Linsenschleifers aus Venedig.

Quelle: picture-alliance / akg-images /

Die Rekonstruktion einer von Galileo entworfenen Pendeluhr, die er kurz vor seinem Tod 1642 entwarf. Das Pendel wird eingesetzt, um das Tempo der Zeigerbewegung zu kontrollieren.

Die Rekonstruktion einer von Galileo entworfenen Pendeluhr, die er kurz vor seinem Tod 1642 entwarf. Das Pendel wird eingesetzt, um das Tempo der Zeigerbewegung zu kontrollieren.

Quelle: Getty Images

Deutschland ist der größte Geldgeber für das Projekt: Von den insgesamt über sieben Milliarden Euro, die zwischen 2014 und 2020 in das europäische Satellitennavigationssystem investiert werden, übernimmt die Bundesregierung rund 20 Prozent.

Davor investierten die Europäer bereits 3,4 Milliarden Euro in erste Galileo-Vorläufersatelliten. Allein der Betrieb und die Steuerung des Netzes kostet jährlich 800 Millionen Euro. Europaweit hoffen jetzt Verbraucher, die Wirtschaft und Behörden, dass Galileo so schnell wie möglich mit seinem hochpräzisen Diensten verfügbar ist.

Hochpräzise Zeitsignale für die Industrie

Technisch gesehen handelt es sich um hochpräzise Zeitsignale, die von den Satelliten ausgesendet werden, aus denen dann eine Position errechnet werden kann. Diese Zeitsignale werden keineswegs nur zur Positionsbestimmung, sondern auch für Industriesteuerungen, die Energiewirtschaft oder die Finanzwirtschaft genutzt.

Mit Hilfe von Galileo sollen beispielsweise Flugzeuge künftig noch genauer gesteuert werden und es gibt Planungen für ein Zug-Anti-Kollisionssystem auf Basis des Galileo-Signals. Dutzende Start-up-Firmen entwickeln bereits neue Anwendungen auf Basis präziser Positionsdaten.

Manchmal sind es auch simple Anwendungen. „Ich hoffe auf Galileo, denn alleine mit der GPS-Ortung gibt es noch Ungenauigkeit“, sagt Magnus Schmidt vom Elektroroller-Verleih Scoo Mobility. Einige Kunden würden den Roller nicht finden, selbst wenn er nur 20 Meter weiter steht, als auf dem Smartphone angezeigt wird. Die Angaben zu den Schnittstellen, wie Galileo in das Netz eingebunden werden kann, hat die Firma aber noch nicht.

Welches Navi arbeitet mit Galileo?

Marktführer Garmin bietet Navigation mit Galileo derzeit nur für die Navigation in der Luftfahrt sowie auf See. Die großen Chiphersteller wie Qualcomm, Mediatek, Intel und Broadcom sowie der Schweizer Chiphersteller U-Blox bieten Galileo-taugliche Chipsätze an.

Ist Galileo einsatzbereit?

Ab morgen (Donnerstag) wird das europäische Satellitennavigationssystem Galileo Behörden, Unternehmen und Bürgern seine ersten Dienste anbieten. Das europäische Navigationssystem bietet einen hochpräzisen, garantierten, weltumspannenden Dienst, der auch in Krisenzeiten einsatzfähig bleibt.

Ist Galileo fertig?

Die Satelliten FM 25 & 26 stehen in den Startlöchern und sollen im Frühjahr 2022 in den Orbit starten. Weitere ihrer Nachfolger sind bereits fertig integriert und warten ebenfalls in der Bremer Integrationshalle. Mit Galileo hat Europa sein eigenes europäisches Satellitennavigationssystem.

Wann wird Galileo in Betrieb genommen?

Der erste Start ist für das Jahr 2024 geplant. Matthias Petschke, der zuständige Direktor bei der Europäischen Kommission, fügte hinzu: „Galileo liefert bereits überall auf der Erde metergenaue Daten.