Clara Albrecht, Britta Rude, Tanja Stitteneder ifo Schnelldienst, 2021, 74, Nr. 11, 47-49 Vor der Machtübernahme durch die Taliban gab es für Frauen große Fortschritte in der Schulbildung, vor allem im Grundschulbereich. Auch bei politischen Entscheidungsprozessen waren Frauen in den letzten Jahren vertreten. Seit Mitte August 2021 sind die Taliban wieder an der Macht. Was bedeutet das für die afghanischen Frauen und Mädchen? Schlagwörter: Frauen, Diskriminierung, Afghanistan JEL Klassifikation: J160, D630 Enthalten in Zeitschrift bzw. SammelwerkAlmut Wieland-Karimi, Direktorin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze in Berlin Die Direktorin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze (zif) in Berlin trainiert Fach- und Führungskräfte für Friedensmissionen und schickt Wahlbeobachter in alle Welt, unter anderem nach Afghanistan. Diesem Land ist Almut Wieland-Karimi seit langem verbunden: durch ihre Dissertation über islamische Strömungen, ihren vierjährigen Aufenthalt als Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kabul und ihre Ehe mit einem Deutschafghanen. Als Orientalistin und ausgewiesene Kennerin der afghanischen Gesellschaft, ist sie im Vorfeld von Afghanistan-Konferenzen zudem als internationale Expertin gefragt. Frau Wieland-Karimi, wer Fotos aus dem Kabul der sechziger Jahre betrachtet, ist überrascht, wie modern viele Frauen aussahen. Wie
erleben Sie die Situation der Frauen heute? Die von den Sowjets in den siebziger Jahren gebrachte Modernisierung – etwa Bildung für alle und Frauenförderung – hat diese Menschen schon damals nicht erreicht? Auch nicht an der Unterdrückung der Frau? Die afghanische Verfassung stellt Mann und Frau gleich. Geht es den Frauen besser als unter den Taliban? Bestimmt vor allem der Islam das Verhältnis von Mann und Frau und die Situation der Frau in der Gesellschaft? Wodurch sich die Situation verschlechterte... Welche Rolle spielen die Ethnien? In diesem Land wird das Staatswesen gerade erst aufgebaut. Können Frauen das Recht auf Gleichberechtigung einklagen? Die Burka gilt als
Symbol der Unterdrückung. Ist sie das? Was sie als Verbesserung ihrer Lage empfanden... (NG, Heft 12 / 2010) Wie geht es den Frauen in Afghanistan?Frauen und Mädchen werden in fast allen Lebensbereichen diskriminiert und ihr Protest dagegen wird gewaltsam unterdrückt. Schulen und Universitäten können sie nicht besuchen. Die Zahl der Kinderehen, Früh- und Zwangsverheiratungen ist stark angestiegen.
Was dürfen Frauen bei den Taliban nicht?Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 wurde ihnen bereits das Reisen ohne männliche Begleitung verboten. Außerhalb der eigenen Wohnung ist das Tragen eines Hidschab oder einer Burka Pflicht. Der Schulbesuch ist jugendlichen Mädchen im Großteil des Landes untersagt.
Was machen die Taliban mit Frauen?Ende Dezember 2021 gab der Sprecher der Taliban-Regierung bekannt, dass in einem Auto mitfahrende Frauen einen Hidschāb zu tragen haben. Ab einer Reiseentfernung von rund 72 Kilometern sei zudem eine männliche Begleitperson vorgeschrieben.
Wie leben Frauen unter den Taliban?Unterdrückung von Frauen und Mädchen
Seit der Machtübernahme durch die Taliban sind Frauen zunehmend Gewalt ausgesetzt. Dutzende von Frauen wurden festgenommen und gefoltert, weil sie sich angesichts zunehmender Einschränkungen friedlich für ihre Rechte einsetzten.
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