Nierensteine entstehen, wenn Bestandteile des Urins kristallisieren und sich in der Niere ablagern. Die Kristalle sind meist klein, wenn sich jedoch immer mehr anlagern, können sie zu Steinen anwachsen und größere „Klumpen“ bilden. Solche Ablagerungen heißen auch Nierenkonkremente. Manchmal wandern Nierensteine aus dem Nierenbecken in die Harnleiter – Ärzte bezeichnen sie dann als Harnleitersteine. Beide gemeinsam nennen Mediziner auch vereinfacht Harnsteine. Show
Das Krankheitsbild, das Nierensteine auslösen, heißt medizinisch auch Nephrolithiasis. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab: „nephros“ bedeutet „Niere“ und „lithios“ steht für „Stein“. Die durch Harnleitersteine verursachte Erkrankung nennen Mediziner dagegen Urolithiasis. Nierensteine sind häufigNierensteine kommen in den Industrieländern relativ oft vor. Ärzte schätzen, dass etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland mindestens einmal im Leben an einer Nephrolithiasis erkranken. Und wer schon einmal Nierensteine hatte, besitzt ein erhöhtes Risiko, dass sich die Nierenkonkremente erneut bilden. Große Unterschiede bei der Häufigkeit gibt es zwischen den Geschlechtern: Männer erkranken fast dreimal so oft wie Frauen an Nierensteinen. Die Erkrankung kann Menschen jeglichen Alters betreffen, auch schon Kinder. Am häufigsten bilden sich die lästigen Steine jedoch zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Nierensteine: EntstehungNormalerweise sind Salze im Urin gelöst. Nierensteine entstehen, wenn die Salzkonzentration im Urin zu hoch ist und sich die Salze nicht mehr in der Flüssigkeit lösen können – sie kristallisieren aus und bilden feine Salzkristalle. Zu den steinfördernden Substanzen im Urin zählen Kalzium, Phosphat, Oxalat, Zystin und Harnsäure. Umgekehrt gibt es Substanzen, die die Bildung von Steinen hemmen, etwa Citrat, Magnesium oder Pyrophosphat. Aber auch diese müssen in genügenden Mengen im Urin vorhanden sein. Ist dies nicht der Fall, können sich ebenfalls Nierensteine entwickeln. Sie können an verschiedenen Stellen in den Harnwegen nachweisbar sein:
Nierensteine: ArtenNierensteine können unterschiedlich groß werden – klein wie ein Stecknadelkopf bis hin zu einem Stein, der fast das gesamte Nierenbecken ausfüllt. Manchmal sammeln sich auch viele kleine Nierensteine an, die Ärzte „Nierengrieß“ nennen. Dieser kann weiter verklumpen und sich zu größeren Nierensteinen entwickeln. Steine in den Nieren haben nicht nur verschiedene Größen, sondern auch unterschiedliche Zusammensetzungen. Am häufigsten (bis zu 80 Prozent der Fälle) enthalten sie das Mineral Kalzium. Je nach Zusammensetzung der Nierensteine sind auch das Aussehen, die Farbe (von gelb über braun bis schwarz) sowie die Konsistenz (weich, hart) verschieden. Folgende Arten von Nierensteinen gibt es:
Nierensteine: Ursachen und RisikofaktorenNierensteine haben verschiedene Ursachen – von der falschen Ernährung bis hin zu bestehenden Krankheiten. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sich die Salze im Urin konzentrieren, sich nicht mehr lösen können und auskristallisieren. Die wichtigsten Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit für Nierensteine erhöhen, sind:
Shutterstock Nierensteine variieren stark in ihrem Umfang, sie können einige Millimeter groß werden. Sie haben unterschiedliche Zusammensetzungen. Am häufigsten enthalten sie das Mineral Kalzium. Je nach Zusammensetzung der Nierensteine sind auch Aussehen, Farbe (von gelb über braun bis schwarz) sowie Konsistenz (weich, hart) verschieden Die Symptome bei Nierensteinen hängen davon ab, wie groß die Steine sind, welche Form sie haben und an welcher Stelle des Harntrakts sie sich befinden. Kleine Steine und Nierengrieß verursachen meist keine oder nur wenig Beschwerden. Auch wenn sich die Steine nicht bewegen, sondern ruhig liegen bleiben, sind Symptome selten. Manche Betroffene verspüren ein Ziehen oder Druckgefühl in den Flanken, manchmal sind auch geringe Mengen Blut im Urin vorhanden. Ärzte finden Nierensteine dann oft nur zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung, etwa einem Ultraschall. Wenn Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, spült der Körper die Nierensteine einfach mit dem Urin nach draußen und Sie sind sie zunächst los. Die lästigen Steine können sich jedoch erneut bilden. Wenn Nierensteine eine Kolik verursachenAnders sieht es aus, wenn die Steine größer sind, das Nierenbecken blockieren oder in den Harnleiter einwandern und diesen verengen. Dann behindern sie den Harnabfluss und rufen Symptome einer Nierenkolik hervor. Beispiele sind:
Die Symptome der Kolik können unterschiedlich lang anhalten – von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden. Ein Arzt muss sie umgehend behandeln, sonst drohen bleibende Schäden an den Nieren und Harnwegen. Nierensteine können verschieden groß werden und von den Nieren durch die Harnleiter in die Blase wandern. Kleinere Nierensteine in der Blase scheidet der Körper in der Regel mit dem Urin aus. Ohne Behandlung können größere Nierensteine gefährlich werden und schwere Folgen nach sich ziehen. So kann ein Nierenstein in den Harnleiter rutschen und ihn verengen oder ganz verschließen. Sitzt der Nierenstein im Harnleiter fest und bewegt sich nicht mehr weiter in Richtung Blase, ist ein Harnstau durch den Nierenstein die Folge. Die betroffene Niere produziert zunächst weiter Urin, in dem sich die aus dem Blut gefilterten Giftstoffe ansammeln. Der Harnstau in der Niere und die Giftstoffe können schließlich das Nierengewebe schädigen – es stirbt unwiederbringlich ab. Zuletzt kann es zum Nierenversagen kommen. Eine weitere Komplikation bei Nierensteinen sind Infektionen. Denn Bakterien können aufgrund des Harnstaus leichter in die Harnwege eindringen, sich dort festsetzen und vermehren. Besonders gefürchtet ist die lebensbedrohliche Urosepsis – eine Blutvergiftung (Sepsis), bei der die Keime in den Blutkreislauf gelangen und sich im gesamten Körper ausbreiten. Viele Nierensteine verursachen keine oder kaum Beschwerden. Oft bleiben sie unbemerkt und der Körper schwemmt sie mit dem Urin nach draußen. Bei Symptomen einer Nierenkolik wie heftigen Flankenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sollten Sie immer rasch zum Arzt gehen, um Komplikationen der Nierensteine zu verhindern. Welcher Arzt in Frage kommt, hängt von der Art und dem Ausmaß der Beschwerden ab. Sie können bei milden Symptomen Ihren Hausarzt aufsuchen, der Sie beim Verdacht auf Nierensteine an einen Facharzt für Urologie überweist. Bei einer Nierenkolik müssen Sie sofort den Notarzt unter der Telefonnummer 112 rufen! Nierensteine entdecken Ärzte oft zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung, etwa beim Ultraschall oder auf dem Röntgenbild. Die Diagnose bei Nierensteinen beginnt immer mit dem Gespräch zur Krankengeschichte (Anamnese). Der Arzt befragt Sie zunächst nach der Art, Schwere und Dauer der Symptome. Auch bestehende Grunderkrankungen, die Einnahme von Medikamenten und Ihre Lebensweise (Ernährung) spielen eine Rolle. Wichtig ist auch, ob Sie häufiger unter Harnwegsinfekten leiden, schon einmal Nierensteine hatten oder diese in Ihrer Familie gehäuft vorkommen. Dann folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt unter anderem vorsichtig den Bauch abtastet und prüft, ob er auf Druck und Berührung schmerzempfindlich reagiert. Im Anschluss kommen meist bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem:
Hinweise auf Nierensteine liefern auch die Blutwerte sowie die Urinuntersuchung. So können Ärzte durch die Analyse bestimmter Werte im Blut und Urin Rückschlüsse auf eine vorhandene Infektion und die Funktionstüchtigkeit der Nieren ziehen. Laborärzte bestimmen zum Beispiel die Kalzium- und Harnsäurewerte, die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) oder die Kreatinin-Clearance. Die GFR besagt, wie viel Volumen die Nieren pro Zeiteinheit (Milliliter pro Minute = ml/min) filtrieren. Ärztinnen und Ärzte können aufgrund der gemessenen Werte Rückschlüsse darauf ziehen, wie gut die Nieren funktionieren. Die Kreatinin-Clearance liefert ebenfalls Hinweise auf die Nierenfunktion. Sie zeigt, wie schnell der Körper das Stoffwechselprodukt Kreatinin mit dem Urin ausscheidet. Die Kreatinin-Clearance bestimmen Mediziner aus dem Urin (24-Stunden-Sammelurin) und Blut. Die Therapie der Nierensteine hängt immer von der Größe, der Lage (z.B. Nierenkelchstein, Harnleiterstein, Blasenstein) und dem Ausmaß der Beschwerden ab. Die meisten Steine verursachen kaum oder keine Probleme. Der Körper kann Nierensteine von selbst mit dem Urin ausscheiden. Außerdem gibt es verschiedene Maßnahmen, um die Beschwerden zu lindern und den Abgang des Nierensteins aktiv zu fördern. Was tun bei Nierensteinen? Medikamente und HausmittelFolgende Möglichkeiten gibt es, damit Sie Nierensteine loswerden. Sie unterstützen den Abgang des Steins und kommen ohne OP aus:
Ärzte kontrollieren mit Hilfe von Ultraschall oder Röntgen, ob die Maßnahmen innerhalb von ungefähr vier Wochen erfolgreich sind und sich der Nierenstein bewegt hat. Wenn der Nierenstein jedoch zu groß ist, Medikamente die Schmerzen nicht ausreichend lindern können oder Komplikationen wie eine Infektion oder ein Harnstau entstehen, müssen Ärzte den Nierenstein aktiv entfernen. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Nierensteine zertrümmern: Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL)Bei dieser Methode zertrümmern Ärzte Nierensteine von außen mechanisch mit Hilfe von Stoßwellen. Durch den Druck auf den Stein wird dieser in kleinere Bestandteile zerlegt und der Körper scheidet die Trümmer mit dem Urin aus. Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) kann Nierensteine im gesamten Harntrakt zertrümmern. In der Mehrzahl der Fälle ist sie erfolgreich. Bei sehr großen Nierensteinen über zwei Zentimeter oder wenn sich die genaue Lage des Steins nicht feststellen lässt, eignet sie sich jedoch meist nicht. Die ESWL ist in der Regel ambulant möglich und dauert ungefähr 30 bis 60 Minuten. Nierensteine entfernen mittels EndoskopieNierensteine lassen sich auch minimal-invasiv im Rahmen einer kleinen OP entfernen. Die Dauer der OP hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Position und der Größe des Steins, aber auch vom Alter und allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Hier gibt es verschiedene Varianten:
Eine offene Operation und ein größerer Bauchschnitt zur Entfernung des Nierensteins sind heute nur noch sehr selten nötig. Zum Einsatz kommt die OP beispielsweise, wenn der Nierenstein sehr groß ist. Bei sehr heftigen Koliken, Entzündungen oder einem Urinstau durch die Nierensteine bringen Ärzte manchmal eine Schiene in den Harnleiter ein. Dies geschieht im Rahmen einer Blasenspieglung. Der Harn kann anschließend wieder besser abfließen und die Niere wird entlastet. Später entfernen Ärzte die Schiene im Harnleiter wieder. Nierensteine haben eine weitere unangenehme Eigenschaft: Sie können immer wieder kommen. Wer einmal Nierensteine hatte, muss damit rechnen, dass sie sich erneut bilden. Einige Tipps, mit denen Sie Nierensteinen vorbeugen können:
Nierensteinen vorbeugen: MedikamenteIn manchen Fällen können Medikamente hilfreich sein, um Nierensteinen vorzubeugen. Einige Beispiele:
Welches Medikament zum Einsatz kommt, hängt von der Zusammensetzung des Nierensteins ab. Folgende Möglichkeiten gibt es:
Besprechen Sie immer mit Ihrem Arzt, ob und welches Medikament für Sie bei Nierensteinen in Frage kommt. Wie erkenne ich ob ich Nierensteine habe?Nierensteine können unbemerkt bleiben. Ruhende Steine in der Niere werden manchmal zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Eventuell verursachen sie nur milde Symptome, etwa ein leichtes Ziehen in der Nierengegend. Oder sie führen zu Harninfektionen oder zu Blutspuren im Urin.
Wie stellt man einen Nierenstein fest?Zu den Symptomen gehören plötzlich auftretende, starke Schmerzen in der Nierengegend, die je nach Lage des Steins in die entsprechenden Körperteile ausstrahlen können. Ein verstärkter Harndrang, Beschwerden beim Wasserlassen oder Blut im Urin können weitere Anzeichen von Nierensteinen sein.
Wo tut es weh wenn man Nierensteine hat?Wandert ein Nierenstein durch so eine Engstelle, sind die Schmerzen besonders stark. Typisch sind plötzlich und anfallsartig auftretende, heftige Schmerzen in der Seite, die in den Unterbauch ausstrahlen können. Sie werden auch als Nierenkolik bezeichnet.
Kann ein Hausarzt Nierensteine feststellen?Spezialisten für die Diagnose und Behandlung von Nierensteine sind Fachärzte für Urologie und Nephrologie. Während sich Nephrologen vor allem mit der Diagnose und konservativen Therapie von Nierensteinen beschäftigen, sind Urologen für den Bereich der ableitenden Harnwege zuständig.
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