Abwarten oder gleich zum Arzt?: Urologin erklärt, warum die meisten eine Blasenentzündung falsch behandeln Show
Teilen Getty Images/iStockphoto Nicht nur Antibiotika helfen gegen Blasenentzündungen
Aktualisiert am Dienstag, 13.04.2021, 11:37 Viele Frauen bekommen öfter eine Blasenentzündung als einen Schnupfen. Und jedes Mal stellen sich die gleichen Fragen: Ab zum Arzt oder lieber abwarten? Pflanzliche Präparate oder Antibiotika? Und überhaupt: Warum habe ich das schon wieder? Eine Urologin gibt Antworten. Ein Ziehen und Brennen beim Wasserlassen und das ständige Gefühl „zu müssen“, obwohl die Blase leer ist. Frauen und Blasenentzündungen – das ist ein ewiges Thema. Und daher auch die Fragen: Wie behandle ich eine Zystitis richtig? Und was kann ich tun, damit sie nicht alle paar Monate wiederkommt? Die meisten Frauen und auch viele Ärzte halten eine Antibiotika-Therapie für die schnellste und einzig wirksame Vorgehensweise gegen einen akuten Harnwegsinfekt. Schnell wirken Antibiotika tatsächlich. Die einzig sinnvollen Medikamente sind sie aber längst nicht mehr. Bei Blasenentzündung: Ibuprofen statt Antibiotika„Antibiotika müssen keineswegs immer sein“, sagt Daniela Schultz-Lampel vom Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen. Die Urologin ist dort Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest. „Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten hat sich zum Beispiel eine Therapie mit Ibuprofen bewährt. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd.“ Eine Alternative zu Antibiotika ist vor allem für diejenigen Patientinnen wichtig, bei denen die lästigen und schmerzhaften Harnwegsinfekte immer wiederkommen. Für immerhin jede vierte Frau ist eine Blasenentzündung kein einmaliges Ereignis. Nicht gleich zum Arzt, erst einmal Wärme und viel trinkenZum schnellen Arztbesuch wegen eines Harnweginfekts rät die Urologie-Professorin, wenn die Blasenschmerzen erstmals auftreten, wenn die Beschwerden heftig sind oder wenn Blut im Urin ist. Kehrt eine Blasenentzündung häufig wieder, sollten die Auslöser durch eine Laboruntersuchung des Urins identifiziert werden, um gegebenenfalls eine gezielte Therapie zu beginnen. In den meisten Fällen stellt sich die Frage des Arztbesuchs erst nach zwei, drei Tagen ohne große Veränderung oder gar einer Verschlimmerung der Symptome. Beim ersten unangenehmen Ziehen im Unterbauch kann schon eine Wärmflasche auf dem Bauch die Blasenmuskulatur entspannen und Schmerzen vermindern. Auch ein warmes Sitzbad erfüllt diesen Zweck. Wer außerdem bewusst viel trinkt, hat gute Chancen, die Bakterien aus der Blase zu spülen, bevor sie sich vermehren können. Die Urologin Schultz-Lampel findet spezielle Blasen- oder Nierentees auf Kräuterbasis sinnvoll: „Sie desinfizieren den Harn, der sich in der Blase sammelt.“ Wissenschaftliche Beweise gäbe es dafür allerdings nicht, wie Guido Schmiemann in einem „Welt“-Interview feststellte. Der Allgemeinmediziner hatte an den aktuellen Behandlungsleitlinien für Harnwegsinfektionen mitgearbeitet. Auch Leitungswasser erfülle den Zweck, die Blase rasch und reichlich zu füllen und dann die Bakterien ins Klo zu spülen. Pflanzliches Potenzial gegen Entzündung nutzenPflanzliche Präparate können zu Beginn, bei leichtem Verlauf und zur Vorbeugung von Blasenentzündungen wirken. Dazu gehören:
Die Medizinerin Schultz-Lampel ist dabei auch von Kombipräparaten angetan, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Die Mittel greifen auf Kräuter und Pflanzenstoffe zurück, mit denen sich Frauen zu helfen wussten, lang bevor es pharmazeutische Anbieter gab. Es sei individuell sehr unterschiedlich, wie gut der Körper auf die pflanzlichen Wirkstoffe reagiere, sagt die Urologin. Daher seien auch Cranberry-Präparate oft effektiv, um Beschwerden zu lindern oder einer Blasenentzündung vorzubeugen. Die Studien zu den vor einigen Jahren noch hochgelobten Cranberrys sind allerdings widersprüchlich. Wenn die Beschwerden nach zwei, drei Tagen eher zunehmen statt besser werden, ist es wahrscheinlich, dass doch ein Antibiotikum nötig ist, das genau nach Vorschrift eingenommen werden muss. Häufig verschriebene Wirkstoffe sind beispielsweise Fosfomycin oder Nitrofurantoin. Sie haben sich bisher . Langzeit-Antibiotikum gegen „Honeymoon-Zystitis“Letzteres eignet sich laut Schultz-Lampel auch als Langzeit-Antibiotikum. „Dabei wird eine niedrig dosierte Gabe von Nitrofurantoin für drei, besser noch sechs Monate verabreicht.“ Der Wirkstoff sei besonders gut verträglich und habe den großen Vorteil, dass er die Darmflora nicht beeinträchtige, erläutert die Urologin. Wenn Frauen sich immer wieder Blasenentzündungen durch den Geschlechtsverkehr zuziehen, könnten sie das Antibiotikum als Einmalgabe quasi im Sinn einer „Pille danach“ zur Vorbeugung von Infekten einnehmen. „Nach der Antibiotika-Kur sollten die Frauen zur nicht-antibiotischen Prophylaxe übergehen“, rät sie. „Das können die pflanzlichen Präparate gegen Harnwegsinfekte sein oder Mannose, ein bakterienbindender Zucker.“ Für Frauen, die nach den Wechseljahren anfällig für Blasenentzündungen werden, kann auch ein lokaler Östrogen-Ersatz vorbeugend wirken. Vorsicht vor einer NierenbeckenentzündungWeniger effektiv als erhofft sind Schluckimpfungen mit Bakterienbestandteilen. Die Urologin Schultz-Lampel sagt: „Der Schutz erstreckt sich nur auf einige E.coli-Stämme. Das lohnt den Aufwand und die Kosten kaum.“ Eine einfache Blasenentzündung flaut nach etwa einer Woche auch ohne jede Behandlung wieder ab. Wenn sich die Schmerzen dagegen in die Nierengegend ausbreiten und Fieber dazukommt, droht eine Nierenbeckenentzündung. Dann geht es auf keinen Fall ohne Arzt und ohne Antibiotika. Weibliche Anatomie begünstigt BlaseninfekteAuslöser für eine Blasenentzündung sind in 80 Prozent der Fälle verschleppte Bakterien aus dem Darm, Escherichia coli (E.coli) vor allem. Und es liegt in erster Linie an der weiblichen Anatomie, dass die Erreger so leicht in die Blase gelangen: Blaseneingang und After liegen bei der Frau nah nebeneinander und die Harnröhre ist viel kürzer als die beim Mann. Auch andere rein weibliche Faktoren begünstigen eine Blasenentzündung:
„Man spricht nicht umsonst von Urogynäkologie“, sagt Schultz-Lampel zur spezifisch weiblichen Empfindlichkeit.
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Dienstag, 13.04.2021 | 10:55 | Sandra Peter Auf den Körper hörenHätte ich das mal getan. Bei meiner letzten Blasenentzündung dachte ich auch "Warten wir mal ein paar Tage und trinken Mannose". 3 Tage später kamen höllische Schmerzen hinzu sodass ich spät Abends noch ins Krankenhaus durfte. Habe im Endeffekt 2 Monate "Spaß" mit der Nierenbeckenentzündung gehabt. Antwort schreibenWeitere Kommentare (10) Donnerstag, 01.04.2021 | 10:21 | Simone Meier Ursache ist manchmal die (falsche) PilleIch hatte mein Leben lang nie Blasenentzündugen, bis zu einem Pillenwechsel, da kamen sie ständig. Kein Arzt frag danach, deshalb bin ich auch erst auf den Zusammenhang gekommen, als ich die Pille nach 2 Jahren aus anderern Gründen abgesetzt habe - seitdem (mehrere Jahre) hatte ich auch keine Blasenentzündungen mehr. Antwort schreibenDonnerstag, 01.04.2021 | 08:09 | Alexandra Kaminski D MannoseIch hatte jahrelang mit chronischen Blasenentzündungen zu tun. Was ist sehr empfehlen kann, ist D Mannose. Rechtzeitig eingenommen, ist das unangenehme Gefühl innerhalb eines Tages weg. Antwort schreibenDienstag, 28.04.2020 | 21:04 | Josi Delaventura Für mich ist Cranberry das BesteEs gibt nichts schlimmeres als eine Blasenentzündung. Da ich die Säure vom Cranbeerysaft nicht vertrage, bin ich auf Kapseln umgestiegen. Seit fast 6 Jahren nehme ich jeden Morgen 2 Kapseln ein und seitdem geht es mir viel viel besser. In den 6 Jahren hatte ich 2x etwas, aber nur in ganz leichter Form und als der Doc fen Urin kontrollierte war schon wieder alles ok. Die Kapseln sind klein und ich kaufe sie immer in Venlo. Kann ich jedem Mädchen und Frau empfehlen. Antwort schreibenDienstag, 28.04.2020 | 12:55 | Mirko Steiner Meine langjährige Erfahrung:Bei jwedem Brennen im Urinbereich sofort große Tasse vom Grüntee, aber ohne Parfum, wirklich ein nichfermentierten Tee nehmen! Es ist nicht nur Diuretikum, es hilft auch durch die vorhandenen Substanzen. Antwort schreibenMittwoch, 22.05.2019 | 08:57 | Michael Abele Dritte WeltWenn Menschen keinen Zugang zu Ärzten oder Medikamenten haben, kurieren die Harnweginfekte indem sie den Urin sauer machen. Saft und Fruchtfleisch der Zitrone z.B. oder auch Cranberrysaft hilft. Das sind von uns angewandte Tips einer befreundeten Ärztin auf den Philippinen. Wenn ich schon dabei bin, bei einem akuten Asthmaanfall öffnet Kaffeepulver unter der Zunge die Bronchien. Antwort schreibenMittwoch, 22.05.2019 | 06:10 | Nils Altmann Viel trinken ist kontraproduktivMich wundert, dass man immer wieder, auch von Ärzten hört, man solle viel trinken, mit dem Argument, dann würden die Bakterien ausgespült. Ich habe von einem sehr alten, seit fast 20 Jahren in Rente befindlichen Urologen das genaue Gegenteil gehört. Er sagte, die Bakterien setzen sich an der Blasenwand und bei Männern auch in der Harnröhre fest und ausgespült werden nur diejenigen Bakterien, die ohnehin frei im Urin schwimmen. Urin ist von Natur aus keimfrei, und durch vieles trinken verwässert er. Trinkt man hingegen 1-2 tage wenig und der Urin dickt ein und wird richtig dunkel gelb, führt das zu einem Absterben eines großen Teils der Bakterien durch die dann hohe Konzentration an Harnstoff und Harnsäure. 2 Tage darauf dann das genaue Gegenteil, spülen durch viel Trinken. Ohne Gewähr Antwort schreibenMittwoch, 22.05.2019 | 05:55 | David Czech Der HorrorMeine Frau hatte mehr als 2 Jahre lang jede Woche mindestens einmal damit zu kämpfen. Wir haben etliche Ärzte und Krankenhäuser in ganz Norddeutschland besucht um irgendwo Hilfe zu bekommen. Leider hatten wir bei über 40 Arztbesuchen keinen Erfolg. Hilfe brachte erst die Osteopathie, das Becken war leicht schief was in 3 Sitzungen wieder ins Lot kam und meine Frau sollte Lapacho-Tee trinken, jeden Tag 1,5 Liter über Wochen. Ich weiß nicht was am Ende erfolg gebracht hat, aber seit 4 Jahren hat Sie keine einzige Blasenentzündung mehr. Vielleicht hilft das der ein oder anderen betroffenen hier auch. Antwort schreibenMontag, 18.03.2019 | 22:49 | Tanja Schultz Hab mal einen Tipp bekommenvon einer Notärztin, der seitdem immer hilft. Gegen die Schmerzen hilft Ibuprofen, Vitamin c hilft die Bakterien los zu werden, denn diese mögen die Säure nicht. Zitronen habe ich immer im Haus, besser ist Naturtrüber Apfelsaft, dann trinkt man viel und somit werden die Bakterien ausgespült. Sodbrennen ist dann leider vorprogrammiert, aber das kleinere übel. Antwort schreibenMontag, 18.03.2019 | 20:49 | Jens Langer | 1 Antwort Uropathogenes Escherichia Coli (UPEC)Blasenentzündungen (UTI) können von vielen Pathogenen ausgelöst werden. UPEC, welches für ca. 90% aller UTI-Infektionen verantwortlich ist, braucht man gar nicht erst versuchen mit Antibiotika zu behandeln. Diese sind entweder bereits resistent und in der Lage, selbst neue Enzyme gegen jedwede Antibiotika zu finden. Die Codierung bauen sie in ihre DNA ein und geben sie durch sexuelle Reproduktion weiter. Sie können zeitweise asymptomatisch werden, d.h. keine Krankheitssymptome sind spürbar, z.B. nach einer Antibiotikabehandlung. Sie sind aber nach wie vor da. UPEC verändern die Oberflächenzellen und kleben sich fest. Mit D-Mannose lassen UPEC-Bakterien die Oberflächenzellen los und können ausuriniert werden. D-Mannose ist ziemlich nebenwirkungsfrei und kann jederzeit wieder genutzt werden. Antwort schreiben
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