Wie schnell wirkt antibiotikum bei blasenentzündung

Abwarten oder gleich zum Arzt?: Urologin erklärt, warum die meisten eine Blasenentzündung falsch behandeln

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Wie schnell wirkt antibiotikum bei blasenentzündung

Getty Images/iStockphoto Nicht nur Antibiotika helfen gegen Blasenentzündungen

  • FOCUS-online-Autorin Petra Apfel

Aktualisiert am Dienstag, 13.04.2021, 11:37

Viele Frauen bekommen öfter eine Blasenentzündung als einen Schnupfen. Und jedes Mal stellen sich die gleichen Fragen: Ab zum Arzt oder lieber abwarten? Pflanzliche Präparate oder Antibiotika? Und überhaupt: Warum habe ich das schon wieder? Eine Urologin gibt Antworten.

Ein Ziehen und Brennen beim Wasserlassen und das ständige Gefühl „zu müssen“, obwohl die Blase leer ist. Frauen und Blasenentzündungen – das ist ein ewiges Thema. Und daher auch die Fragen: Wie behandle ich eine Zystitis richtig? Und was kann ich tun, damit sie nicht alle paar Monate wiederkommt?

Die meisten Frauen und auch viele Ärzte halten eine Antibiotika-Therapie für die schnellste und einzig wirksame Vorgehensweise gegen einen akuten Harnwegsinfekt. Schnell wirken Antibiotika tatsächlich. Die einzig sinnvollen Medikamente sind sie aber längst nicht mehr.

Bei Blasenentzündung: Ibuprofen statt Antibiotika

„Antibiotika müssen keineswegs immer sein“, sagt Daniela Schultz-Lampel vom Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen. Die Urologin ist dort Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest. „Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten hat sich zum Beispiel eine Therapie mit Ibuprofen bewährt. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd.“

Eine Alternative zu Antibiotika ist vor allem für diejenigen Patientinnen wichtig, bei denen die lästigen und schmerzhaften Harnwegsinfekte immer wiederkommen. Für immerhin jede vierte Frau ist eine Blasenentzündung kein einmaliges Ereignis.

Nicht gleich zum Arzt, erst einmal Wärme und viel trinken

Zum schnellen Arztbesuch wegen eines Harnweginfekts rät die Urologie-Professorin, wenn die Blasenschmerzen erstmals auftreten, wenn die Beschwerden heftig sind oder wenn Blut im Urin ist. Kehrt eine Blasenentzündung häufig wieder, sollten die Auslöser durch eine Laboruntersuchung des Urins identifiziert werden, um gegebenenfalls eine gezielte Therapie zu beginnen. In den meisten Fällen stellt sich die Frage des Arztbesuchs erst nach zwei, drei Tagen ohne große Veränderung oder gar einer Verschlimmerung der Symptome.

Beim ersten unangenehmen Ziehen im Unterbauch kann schon eine Wärmflasche auf dem Bauch die Blasenmuskulatur entspannen und Schmerzen vermindern. Auch ein warmes Sitzbad erfüllt diesen Zweck.

Wer außerdem bewusst viel trinkt, hat gute Chancen, die Bakterien aus der Blase zu spülen, bevor sie sich vermehren können. Die Urologin Schultz-Lampel findet spezielle Blasen- oder Nierentees auf Kräuterbasis sinnvoll: „Sie desinfizieren den Harn, der sich in der Blase sammelt.“

Wissenschaftliche Beweise gäbe es dafür allerdings nicht, wie Guido Schmiemann in einem „Welt“-Interview feststellte. Der Allgemeinmediziner hatte an den aktuellen Behandlungsleitlinien für Harnwegsinfektionen mitgearbeitet. Auch Leitungswasser erfülle den Zweck, die Blase rasch und reichlich zu füllen und dann die Bakterien ins Klo zu spülen.

Pflanzliches Potenzial gegen Entzündung nutzen

Pflanzliche Präparate können zu Beginn, bei leichtem Verlauf und zur Vorbeugung von Blasenentzündungen wirken. Dazu gehören:

  • entwässernde Brennnessel
  • harntreibendes Goldrutenkraut
  • antibakterielle Bärentraubenblätter
  • antiseptische Senföle

Die Medizinerin Schultz-Lampel ist dabei auch von Kombipräparaten angetan, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Die Mittel greifen auf Kräuter und Pflanzenstoffe zurück, mit denen sich Frauen zu helfen wussten, lang bevor es pharmazeutische Anbieter gab.

Es sei individuell sehr unterschiedlich, wie gut der Körper auf die pflanzlichen Wirkstoffe reagiere, sagt die Urologin. Daher seien auch Cranberry-Präparate oft effektiv, um Beschwerden zu lindern oder einer Blasenentzündung vorzubeugen. Die Studien zu den vor einigen Jahren noch hochgelobten Cranberrys sind allerdings widersprüchlich.

Wenn die Beschwerden nach zwei, drei Tagen eher zunehmen statt besser werden, ist es wahrscheinlich, dass doch ein Antibiotikum nötig ist, das genau nach Vorschrift eingenommen werden muss. Häufig verschriebene Wirkstoffe sind beispielsweise Fosfomycin oder Nitrofurantoin. Sie haben sich bisher .

Langzeit-Antibiotikum gegen „Honeymoon-Zystitis“

Letzteres eignet sich laut Schultz-Lampel auch als Langzeit-Antibiotikum. „Dabei wird eine niedrig dosierte Gabe von Nitrofurantoin für drei, besser noch sechs Monate verabreicht.“ Der Wirkstoff sei besonders gut verträglich und habe den großen Vorteil, dass er die Darmflora nicht beeinträchtige, erläutert die Urologin. Wenn Frauen sich immer wieder Blasenentzündungen durch den Geschlechtsverkehr zuziehen, könnten sie das Antibiotikum als Einmalgabe quasi im Sinn einer „Pille danach“ zur Vorbeugung von Infekten einnehmen.

„Nach der Antibiotika-Kur sollten die Frauen zur nicht-antibiotischen Prophylaxe übergehen“, rät sie. „Das können die pflanzlichen Präparate gegen Harnwegsinfekte sein oder Mannose, ein bakterienbindender Zucker.“

Für Frauen, die nach den Wechseljahren anfällig für Blasenentzündungen werden, kann auch ein lokaler Östrogen-Ersatz vorbeugend wirken.

Vorsicht vor einer Nierenbeckenentzündung

Weniger effektiv als erhofft sind Schluckimpfungen mit Bakterienbestandteilen. Die Urologin Schultz-Lampel sagt: „Der Schutz erstreckt sich nur auf einige E.coli-Stämme. Das lohnt den Aufwand und die Kosten kaum.“

Eine einfache Blasenentzündung flaut nach etwa einer Woche auch ohne jede Behandlung wieder ab. Wenn sich die Schmerzen dagegen in die Nierengegend ausbreiten und Fieber dazukommt, droht eine Nierenbeckenentzündung. Dann geht es auf keinen Fall ohne Arzt und ohne Antibiotika.

Weibliche Anatomie begünstigt Blaseninfekte

Auslöser für eine Blasenentzündung sind in 80 Prozent der Fälle verschleppte Bakterien aus dem Darm, Escherichia coli (E.coli) vor allem. Und es liegt in erster Linie an der weiblichen Anatomie, dass die Erreger so leicht in die Blase gelangen: Blaseneingang und After liegen bei der Frau nah nebeneinander und die Harnröhre ist viel kürzer als die beim Mann.

Auch andere rein weibliche Faktoren begünstigen eine Blasenentzündung:

  • Bei Schwangeren weitet sich unter dem hormonellen Einfluss die Harnröhre. Bakterien können jetzt noch leichter eindringen und zur Blase wandern. 
  • Anfällig werden Frauen auch nach den Wechseljahren, wenn Östrogenmangel nicht nur die Schleimhaut der Vagina, sondern auch die der Blase dünner und empfindlicher werden lässt.
  • Häufiger Geschlechtsverkehr kann die Infektion provozieren. Es gibt dafür den Begriff „Honeymoon-Zystitis“. Dann reizen auch Keime aus der Scheide die Blasenschleimhaut so stark, dass sie sich entzündet.

„Man spricht nicht umsonst von Urogynäkologie“, sagt Schultz-Lampel zur spezifisch weiblichen Empfindlichkeit.

 

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Leser-Kommentare (11)

Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner FOCUS-online-Nutzer. Sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

Dienstag, 13.04.2021 | 10:55 | Sandra Peter

Auf den Körper hören

Hätte ich das mal getan. Bei meiner letzten Blasenentzündung dachte ich auch "Warten wir mal ein paar Tage und trinken Mannose". 3 Tage später kamen höllische Schmerzen hinzu sodass ich spät Abends noch ins Krankenhaus durfte. Habe im Endeffekt 2 Monate "Spaß" mit der Nierenbeckenentzündung gehabt.

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Weitere Kommentare (10)

Donnerstag, 01.04.2021 | 10:21 | Simone Meier

Ursache ist manchmal die (falsche) Pille

Ich hatte mein Leben lang nie Blasenentzündugen, bis zu einem Pillenwechsel, da kamen sie ständig. Kein Arzt frag danach, deshalb bin ich auch erst auf den Zusammenhang gekommen, als ich die Pille nach 2 Jahren aus anderern Gründen abgesetzt habe - seitdem (mehrere Jahre) hatte ich auch keine Blasenentzündungen mehr.

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Donnerstag, 01.04.2021 | 08:09 | Alexandra Kaminski

D Mannose

Ich hatte jahrelang mit chronischen Blasenentzündungen zu tun. Was ist sehr empfehlen kann, ist D Mannose. Rechtzeitig eingenommen, ist das unangenehme Gefühl innerhalb eines Tages weg.

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Dienstag, 28.04.2020 | 21:04 | Josi Delaventura

Für mich ist Cranberry das Beste

Es gibt nichts schlimmeres als eine Blasenentzündung. Da ich die Säure vom Cranbeerysaft nicht vertrage, bin ich auf Kapseln umgestiegen. Seit fast 6 Jahren nehme ich jeden Morgen 2 Kapseln ein und seitdem geht es mir viel viel besser. In den 6 Jahren hatte ich 2x etwas, aber nur in ganz leichter Form und als der Doc fen Urin kontrollierte war schon wieder alles ok. Die Kapseln sind klein und ich kaufe sie immer in Venlo. Kann ich jedem Mädchen und Frau empfehlen.

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Dienstag, 28.04.2020 | 12:55 | Mirko Steiner

Meine langjährige Erfahrung:

Bei jwedem Brennen im Urinbereich sofort große Tasse vom Grüntee, aber ohne Parfum, wirklich ein nichfermentierten Tee nehmen! Es ist nicht nur Diuretikum, es hilft auch durch die vorhandenen Substanzen.

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Mittwoch, 22.05.2019 | 08:57 | Michael Abele

Dritte Welt

Wenn Menschen keinen Zugang zu Ärzten oder Medikamenten haben, kurieren die Harnweginfekte indem sie den Urin sauer machen. Saft und Fruchtfleisch der Zitrone z.B. oder auch Cranberrysaft hilft. Das sind von uns angewandte Tips einer befreundeten Ärztin auf den Philippinen. Wenn ich schon dabei bin, bei einem akuten Asthmaanfall öffnet Kaffeepulver unter der Zunge die Bronchien.

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Mittwoch, 22.05.2019 | 06:10 | Nils Altmann

Viel trinken ist kontraproduktiv

Mich wundert, dass man immer wieder, auch von Ärzten hört, man solle viel trinken, mit dem Argument, dann würden die Bakterien ausgespült. Ich habe von einem sehr alten, seit fast 20 Jahren in Rente befindlichen Urologen das genaue Gegenteil gehört. Er sagte, die Bakterien setzen sich an der Blasenwand und bei Männern auch in der Harnröhre fest und ausgespült werden nur diejenigen Bakterien, die ohnehin frei im Urin schwimmen. Urin ist von Natur aus keimfrei, und durch vieles trinken verwässert er. Trinkt man hingegen 1-2 tage wenig und der Urin dickt ein und wird richtig dunkel gelb, führt das zu einem Absterben eines großen Teils der Bakterien durch die dann hohe Konzentration an Harnstoff und Harnsäure. 2 Tage darauf dann das genaue Gegenteil, spülen durch viel Trinken. Ohne Gewähr

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Mittwoch, 22.05.2019 | 05:55 | David Czech

Der Horror

Meine Frau hatte mehr als 2 Jahre lang jede Woche mindestens einmal damit zu kämpfen. Wir haben etliche Ärzte und Krankenhäuser in ganz Norddeutschland besucht um irgendwo Hilfe zu bekommen. Leider hatten wir bei über 40 Arztbesuchen keinen Erfolg. Hilfe brachte erst die Osteopathie, das Becken war leicht schief was in 3 Sitzungen wieder ins Lot kam und meine Frau sollte Lapacho-Tee trinken, jeden Tag 1,5 Liter über Wochen. Ich weiß nicht was am Ende erfolg gebracht hat, aber seit 4 Jahren hat Sie keine einzige Blasenentzündung mehr. Vielleicht hilft das der ein oder anderen betroffenen hier auch.

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Montag, 18.03.2019 | 22:49 | Tanja Schultz

Hab mal einen Tipp bekommen

von einer Notärztin, der seitdem immer hilft. Gegen die Schmerzen hilft Ibuprofen, Vitamin c hilft die Bakterien los zu werden, denn diese mögen die Säure nicht. Zitronen habe ich immer im Haus, besser ist Naturtrüber Apfelsaft, dann trinkt man viel und somit werden die Bakterien ausgespült. Sodbrennen ist dann leider vorprogrammiert, aber das kleinere übel.

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Montag, 18.03.2019 | 20:49 | Jens Langer  | 1 Antwort

Uropathogenes Escherichia Coli (UPEC)

Blasenentzündungen (UTI) können von vielen Pathogenen ausgelöst werden. UPEC, welches für ca. 90% aller UTI-Infektionen verantwortlich ist, braucht man gar nicht erst versuchen mit Antibiotika zu behandeln. Diese sind entweder bereits resistent und in der Lage, selbst neue Enzyme gegen jedwede Antibiotika zu finden. Die Codierung bauen sie in ihre DNA ein und geben sie durch sexuelle Reproduktion weiter. Sie können zeitweise asymptomatisch werden, d.h. keine Krankheitssymptome sind spürbar, z.B. nach einer Antibiotikabehandlung. Sie sind aber nach wie vor da. UPEC verändern die Oberflächenzellen und kleben sich fest. Mit D-Mannose lassen UPEC-Bakterien die Oberflächenzellen los und können ausuriniert werden. D-Mannose ist ziemlich nebenwirkungsfrei und kann jederzeit wieder genutzt werden.

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  • Montag, 18.03.2019 | 21:53 | Jan Schäfer

    Exakt dieses

    hätte ich auch kommentiert, nun kann ich es immerhin unterstützend bekräftigen. Als Fertigpräparat existiert Cyvision, die Einnahme von D-Mannose als Monopräparat wirkt aber ebenso gut und ist deutlich preisgünstiger.

    Wie lange dauert Antibiotika bis es wirkt?

    Ungefähr 24 bis 48 Stunden nach der ersten Einnahme sollte eine spürbare Verbesserung eintreten. Ist das nicht der Fall, kann es sein, dass das Medikament nicht wirksam gegen die fraglichen Erreger ist. In diesem Fall sollte man noch einmal die Arztpraxis kontaktieren.

    Was ist wenn Antibiotika bei Blasenentzündung nicht anschlägt?

    Warum wird die Blasenentzündung manchmal auch trotz Antibiotika nicht besser? Das Problem bei einer akuten Blasenentzündung ist, dass sie durch viele verschiedene Bakterien ausgelöst werden kann und nicht jedes Antibiotikum gegen alle wirkt.

    Welches ist das beste Antibiotika bei Blasenentzündung?

    Bei einer bakteriellen Blasenentzündung helfen Antibiotika, die Symptome rasch und effektiv zu beseitigen. Welches Präparat der Arzt oder die Ärztin verordnet, hängt von der Art der Infektion ab. Häufig verschriebene Wirkstoffe sind beispielsweise Fosfomycin oder Nitrofurantoin.

    Wie lange dauert eine bakterielle Blasenentzündung?

    Nach einer Woche ist eine Blasenentzündung bei etwa der Hälfte der Betroffenen auch ohne Behandlung verschwunden. Fachleute empfehlen Frauen bei stärkeren Beschwerden ein Medikament gegen Bakterien (Antibiotikum). In leichteren Fällen kann ein Schmerzmittel ausreichen, zum Beispiel Ibuprofen.