Wie viel Geld muss man haben um zu den reichsten 1% zu gehören?

Ab wann bin ich reich? Eine Studie zeigt, wie viel Geld man auf der hohen Kante haben muss, um zu den reichsten zehn Prozent seiner Altersstufe zu gehören.

Als reich bezeichnet man sich in Deutschland eher ungerne. Da wähnt sich Millionär Friedrich Merz lieber in der "gehobenen Mittelschicht". Und Finanzminister Olaf Scholz sieht sich zwar als "Sehr-gut-Verdiener", aber "reich" sei er nun wirklich nicht.

Bei den beiden Spitzenpolitikern mag diese Selbsteinschätzung Kalkül sein, um nicht als abgehoben zu gelten. Tatsächlich unterschätzen aber viele vermögende Menschen in Deutschland ihren relativen Reichtum. So fühlten sich bei einer Befragung der Bundesbank im Jahr 2017 nicht einmal drei Prozent der Haushalte den reichsten 20 Prozent der Bevölkerung zugehörig. Eine Rechnung, die natürlich nicht aufgeht.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat nun eine Studie veröffentlicht, aus der jeder selbst ablesen kann, ob er zu den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung gehört. Auf die Gesamtbevölkerung gesehen zählt man demnach ab einem Haushaltsnettovermögen von 477.200 Euro in diese Gruppe. Die Auswertung zeige, "dass ein Haushalt mit einer abbezahlten Immobilie in guter Lage gute Chancen hat, zu den vermögensreichsten 10 Prozent der Gesellschaft zu zählen", schreiben die Autoren.

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24.10.2020

Jüngere sind schon mit deutlich weniger dabei

Interessanter noch als der allgemeine Durchschnittswert ist die Betrachtung nach Altersgruppen. Denn vergleicht man sich nicht mit der Gesamtbevölkerung, sondern mit Gleichaltrigen, dürfen sich Jüngere schon mit deutlich geringeren Summen zu den reichsten zehn Prozent zählen. Bei den Unter-30-Jährigen ist man schon mit rund 70.000 Euro Vermögen in der Spitzengruppe angekommen. Die 30- bis 34-Jährigen benötigen schon 200.000 Euro und die 35- bis 39-Jährigen mehr als 300.000 Euro, um 90 Prozent der Gleichaltrigen hinter sich zu lassen.

Die Zahlen beziehen sich nicht auf Individualvermögen, sondern auf Haushaltsvermögen, wobei das Alter des Hauptverdieners maßgeblich für die Einordnung in die Statistik ist. Da vor allem in den 30er Jahren viel geheiratet wird, lässt sich ein Teil der Steigerung in dieser Altersgruppe wohl darauf zurückführen, dass hier zwei Vermögen in einem Haushalt zusammenkommen. Die Vermögenskurve steigt aber auch in den 40ern noch steil an. Der Peak ist bei den 55- bis 59-Jährigen erreicht: Hier benötigt man ein Vermögen von mehr als 625.000 Euro, um zu den oberen zehn Prozent zu gehören.

Tabelle: Die reichsten zehn Prozent Haushalte je Alter

Alter

Ab Haushaltsnettovermögen von…

<30

71.300 Euro

30-34

202.200 Euro

35-39

312.900 Euro

40-44

438.900 Euro

45-49

519.000 Euro

50-54

539.200 Euro

55-59

625.400 Euro

60-64

600.800 Euro

65-69

581.800 Euro

70-74

575.600 Euro

75-79

517.700 Euro

Quelle: IW Köln; eigene Darstellung

Wie viel Geld muss man haben um zu den reichsten 1% zu gehören?

Zum Haushaltsvermögen zählen Immobilien sowie Finanzvermögen in Form von Tagesgeldkonten, Sparguthaben, Wertpapieren oder Versicherungen. Davon abgezogen werden alle Hypotheken und Kredite. Betriebsvermögen sind ausgeklammert. Die Zahlen stammen aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018 des Statistischen Bundesamtes.

Die Vermögensunterschiede innerhalb der Altersgruppen sind den IW-Ökonomen zufolge beträchtlich. Obwohl die absoluten Summen bei Älteren höher sind, sei die relative Ungleichheit bei den Jüngeren am größten. Jeder Fünfte unter 30 weist gar ein negatives Vermögen auf - sprich: Schulden.

Ob man sich nun wirklich als "reich" bezeichnen will, wenn man zu den vermögendsten zehn Prozent gehört, bleibt Ansichtssache. In der Vermögensforschung würden Haushalte mit einem Vermögen von einer halben Million Euro in der Regel noch nicht als "reich" eingeordnet, heißt es in der Studie. Das liegt wohl auch daran, dass die Unterschiede innerhalb der reichsten zehn Prozent krasser sind als in jeder anderen Vermögensgruppe.

Die Meinungen darüber, ab welchem Einkommen man in Deutschland als reich gilt, gehen weit auseinander.

Bild:  imago images

In Deutschland wird nicht gern über Gehalt und Geld gesprochen. Dadurch ist es schwer abzuschätzen, ab wann man als reich gilt. Eine IW-Studie zeigt: Singles zählen ab einem Einkommen von 3700 Euro zu den oberen zehn Prozent.

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Die Diskussion, ab wann man als reich gilt, wird mitunter heftig geführt. Denn hier gehen die Meinungen in Deutschland weit auseinander: Immer weniger Deutsche glauben, dass sie zu Reichtum kommen können. Warum? Weil kaum einer über Geld und Gehalt spricht und damit die nötige Vergleichbarkeit fehlt. Beim Gehalt können zwar Plattformen wie Kununu oder Glasdoor helfen und auch der Gehaltsreport der WirtschaftsWoche stellt eine gute erste Hilfestellung da. Mit ihm kann das eigene Einkommen innerhalb der Branche analysiert werden. Aber was ist darüber hinaus?

Eine aktuelle Studie der Forscher Judith Niehues und Maximilian Stockhausen vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) blickt noch einmal tiefer, nicht nur aufs Gehalt, sondern insgesamt auf Zahlen und Fakten rund ums Geld, bezieht Faktoren wie Haushalt, Geschlecht, Alter und Wohnort mit ein. Für die Studie untersuchten die Ökonomen das Nettoeinkommen von 35.000 Deutschen in knapp 19.000 Haushalten und zeigten so, dass Alleinstehende mit einem Einkommen von 3700 Euro zu den oberen zehn Prozent gehören. Mit 4560 Euro zählen sie schon zu den reichsten fünf Prozent und ab 7190 Euro zu den ein Prozent der Einkommensreichsten. (In sieben Schritten zu mehr Gehalt: So gelingt es!)

Nicht nur Alleinstehende können in der interaktiven Grafik nachschauen, wo sie mit ihrem Gehalt liegen. Auch Paare mit und ohne Kind sowie Rentner können ihr Einkommen vergleichen. Auch bietet die Studie viele soziodemografische Merkmale und stellt damit einige Vergleichsgruppen gegenüber, wie zum Beispiel Männer und Frauen, Hauseigentümer und Mieter, Akademiker und Nicht-Studierte sowie Junge und Alte.



Einige Bevölkerungsgruppen stechen dabei hervor: So zeigt sich, dass Paare, deren Kinder nicht (mehr) im Haushalt leben, 27,1 Prozent zum einkommensreichsten Prozent gehören. In der Gesamtbevölkerung sind sie nur mit 9,3 Prozent vertreten. Die Paare mit Kindern im Haushalt sind im oberen Einkommensbereich weder unter- noch überrepräsentiert, denn ihr Anteil an den oberen zehn, fünf und ein Prozent entspricht jeweils ungefähr einem Fünftel. Das entspricht auch ihrem durchschnittlichen Anteil in der Gesamtbevölkerung von 20,4 Prozent.

Paare ohne Kind sind im oberen Einkommensbereich überdurchschnittlich stark vertreten im Vergleich zum Anteil an der Gesamtbevölkerung: Dort machen sie 4,6 Prozent aus, bei den oberen zehn Prozent, also den einkommensreichsten Deutschen, stellen sie 11,4 Prozent und bei den oberen fünf Prozent sogar 13,3 Prozent. Fast jedes zwölfte Paar ohne Kind gehört zu dem obersten Prozent.

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Ganz im Gegensatz stehen dazu die Alleinerziehenden: Während sie in der Gesamtbevölkerung 5,4 Prozent darstellen, ist nur jeder hundertste unter den oberen zehn Prozent. Bei den fünf Prozent Einkommensreichsten sind es lediglich 0,9 Prozent und nur 0,5 Prozent kann sich zum einkommensreichsten Prozent zählen.

Das bedarfsgewichtete Nettoeinkommen, also das Einkommen, das jedes Haushaltsmitglied erhalten würde, wenn es alleine wohnen würde, liegt im Schnitt bei 2300 Euro im Monat. Damit soll der Lebensstandard verschiedener Haushaltstypen vergleichbar werden. Bei den oberen zehn Prozent liegt das durchschnittliche Einkommen bei 4070 Euro. Die einkommensreichsten fünf Prozent haben 5460 Euro erreicht und das obere Prozent im Durchschnitt 12.760 Euro.

Wie viel Geld muss man haben um zu den reichsten 1% zu gehören?

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Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass die soziodemografischen Daten für einige Gruppen große Unterschiede aufzeigen. So belegten die Daten von 2018, dass der Abschluss ein relevanter Faktor zu sein scheint: Akademiker, die 2700 Euro verdienen, bilden in ihrer Gruppe die Mitte. In der Gesamtbevölkerung gehören sie zum reichsten Viertel. Dagegen gehören Deutsche ohne Abschluss zum unteren Viertel der Gesamtbevölkerung, wenn sie 1490 Euro verdienen. In ihrer Gruppe bilden sie mit dem Einkommen aber die Mittelschicht.

Neben den Abschlüssen betrachtet die IW-Studie auch weitere Merkmale, etwa ob die Menschen Vollzeit- oder Teilzeitjobs haben oder ob sie Hauseigentümer oder Mieter sind. Je nach Auswahl verändert sich der Median. Im Falle der Wohnsituation heißt das: Der Median liegt bei Hauseigentümern bei 2400 Euro und bei Mietern bei 1615 Euro Monatseinkommen.

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Dieser Artikel erschien ursprünglich im Dezember 2021.

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Wie viel Vermögen Top 1 %?

Das trifft für die reichsten 0,01 Prozent der Bevölkerung zu – ungefähr 10.000 Bürger oder 4000 Haushalte. Solche Vermögen lassen sich auch nicht mit hohen Einkommen ansammeln. ... Vermögenshöhe und Anteil an der Bevölkerung..

Wie viel muss man verdienen um zu den oberen 1% zu gehören?

Zwischen dem Doppelten und dem Dreifachen des Medianeinkommens verdienen nochmals 5,2 Prozent der Bevölkerung. Und zum reichsten einen Prozent der Bevölkerung (gemessen an Einkommen, nicht Vermögen) gehört man also als Single ab knapp 5800 Euro netto, als vierköpfiger Haushalt erst ab 12.100 Euro Nettoeinkommen.

Wann gehört man zu den 1% reichsten?

Durchschnittlich besaß jeder Deutsche 83.000 Euro, das Median-Vermögen lag dagegen bei knapp 17.000 Euro. Das reichste Prozent besaß knapp 800.000 Euro oder mehr. Zu den reichsten 10 % gehörte man ab einem Nettovermögen von 216.000 Euro. Der Durchschnitt dieser reichsten 10 % hatte ein Nettovermögen von 639.000 Euro.