Wie viel Leute wohnt in Berlin?

Primäres Ziel des Zensus ist die Ermittlung der Einwohnerzahl für jede Gemeinde. Darüber hinaus bietet der Zensus regional tief gegliederte Daten zu demografischen Grundmerkmalen, Bildung, Erwerbstätigkeit, Migrationshintergrund und Religionszugehörigkeit der Bevölkerung. Darüber hinaus wurden mittels des Verfahrens der Haushaltegenerierung Personen zu privaten Haushalten und diese mit Wohnungen zusammengeführt, was weitere regional tief gegliederte Auswertungen zulässt.

Zu den melderechtlich registrierten Einwohnern zählen alle in Berlin gemeldeten Personen, unabhängig davon, ob sie nur in einer Wohnung (alleinige Wohnung), in Hauptwohnung oder ausschließlich in Nebenwohnung gemeldet sind. Personen, die in Berlin mehrere Wohnsitze haben, werden nur einmal, und zwar am Ort der Hauptwohnung nachgewiesen.
Die Grafik zeigt die Einwohnerzahl (melderechtlich registrierte Einwohner_innen) im Bezirk Tempelhof-Schöneberg jeweils am 31.12. in den Jahren 2010 bis 2020.

Berlin ist mit fast 3,7 Millionen Einwohnern die größte deutsche Stadt. Die Bevölkerungsentwicklung schwankte in den letzten Jahrzehnten wiederholt zwischen Wachstum, Stagnation und Schrumpfung. Für die Zukunft wird eher ein positiver Trend erwartet.

Wie viel Leute wohnt in Berlin?

Seit der Wiedervereinigung 1990 hat die deutsche Hauptstadt rund 240 000 neue Einwohner gewonnen. Das bedeutet eine Zunahme um sieben Prozent. Allerdings schwankte die Bevölkerungsentwicklung in den letzten Jahrzehnten wiederholt zwischen Wachstum, Stagnation und Schrumpfung. Zuletzt ist die Einwohnerzahl seit 2005 nahezu kontinuierlich gestiegen. Dazu tragen sowohl die hohe Zuwanderung als auch die positive natürliche Bevölkerungsentwicklung bei. Berlin ist neben Hamburg das einzige Bundesland, in dem gegenwärtig mehr Kinder geboren werden als Menschen sterben. Mehr als jeder dritte Einwohner hat einen Migrationshintergrund.

Das aktuelle Bevölkerungswachstum Berlins wird wahrscheinlich langfristig anhalten. Die 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung kommt unter der Annahme einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Zuwanderung zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerungszahl im Jahr 2054 erstmals seit 1944 wieder vier Millionen überschreiten und anschließend weiter leicht zunehmen könnte. Insbesondere in Abhängigkeit von der Zuwanderung könnte die Bevölkerung aber auch schrumpfen oder stärker wachsen. In allen Varianten hat nur Hamburg eine vergleichbar positive Entwicklungsperspektive.

Bevölkerungsvorausberechnungen der Länder

Bei den koordinierten Bevölkerungsvorausberechnungen sind die Annahmen und das Berechnungsverfahren zwischen den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder abgestimmt. Sie liefern somit untereinander vergleichbare Ergebnisse.

Viele Bundesländer erstellen darüber hinaus eigene Vorausberechnungen mit abweichenden Annahmen und Ergebnissen. Wegen der fehlenden Vergleichbarkeit werden sie hier nicht dargestellt.

Schon 2011 ist die Ungenauigkeit von Berlins Einwohnerzahl teuer geworden. Das Melderegister muss dringend aufgeräumt werden – eine fast unlösbare Aufgabe.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

11.11.2019, 10:09 Uhr

Wie viele Einwohner hat Berlin? Das ist eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Glaubt man dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, lebten Ende Juni dieses Jahres 3.652.640 Menschen in der Stadt. Im amtlichen Melderegister waren zum selben Zeitpunkt 3.754.418 Berliner erfasst, die mit Hauptwohnsitz in der Stadt lebten.

Eine Zahl, mit der man vorsichtig umgehen sollte. Denn sie setzt voraus, dass alle Personen, die nach Berlin ziehen oder die Hauptstadt verlassen, mit An- und Abmeldungen korrekt registriert werden. Eine unrealistische Vorstellung, erst recht in Millionenstädten und erst recht mit Bürgerämtern, bei denen man teils wochenlang keine Termine bekommt.

Es sind aber vor allem EU-Ausländer und Studierende, die der Berliner Meldebehörde Probleme bereiten. Die Fluktuation dieser Bevölkerungsgruppen ist hoch und macht es schwierig, die Qualität der Meldedaten zu verbessern. Zumal es nicht möglich ist, offenkundige Karteileichen einfach zu streichen. Der Meldebehörde müssen „konkrete Anhaltspunkte für die Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit des Melderegisters vorliegen“, wie es die Innenverwaltung formuliert.

Es reicht beispielsweise nicht aus, dass bei Parlamentswahlen eine Wahlbenachrichtigungskarte nicht zustellbar ist. So kamen bei der Europawahl im Mai dieses Jahres in Berlin 23.396 Wahlbenachrichtigungen zurück, bei der Bundestagswahl im September 2017 waren es 22.416 Karten. Ein Bürger darf aber erst dann „von Amts wegen“ abgemeldet werden, wenn er nachweislich nicht mehr unter der registrierten Adresse wohnt.

Das ist eine mühselige Detektivarbeit. Das Bundesverfassungsgericht hat Berlin im vergangenen Jahr offenbar aus gutem Grund eine „defizitäre Registerqualität und fragwürdige Meldekultur“ vorgeworfen.

Es ist aber wichtig zu wissen, wie viele Menschen in Berlin tatsächlich wohnen. Zum einen werden solche Zahlen für die politische Planung (Kita- und Schulplätze, Wohnungsbau, öffentlicher Nahverkehr oder Sozialleistungen) benötigt. Zum anderen wird der Zensus 2021, eine bundesweite Volkszählung, vorbereitet, die alle zehn Jahre stattfindet.

Fehlende Korrektur kostete Berlin jährlich 470 Millionen Euro

Nach der letzten Zählung musste die Einwohnerzahl Berlins um 179.000 Menschen nach unten korrigiert werden. Eine böse Überraschung, die Berlin seit 2011 im bundesstaatlichen Finanzausgleich jährlich 470 Millionen Euro kostet. Denn die amtliche Bevölkerungszahl ist ein entscheidender Faktor bei der Verteilung der Umsatzsteuer zwischen Bund und Ländern.

Eine derart teure Pleite will Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) nicht noch einmal erleben. Das Ergebnis der neuen Zählung liegt Ende 2022 vor, wird aber rückwirkend zum 1. Januar 2021 finanzwirksam. Die hohen Einnahmeverluste durch den Zensus 2011 waren für Berlin nur verkraftbar, weil die Wirtschaft brummte und die Steuerquellen sprudelten. Aber die Zeiten sind härter geworden. Sollte die Einwohnerzahl wieder nach unten korrigiert werden, könnte dies ein Loch in die öffentlichen Finanzen reißen, das schwer zu stopfen wäre.

Senator Kollatz und der Landesrechnungshof wissen das. „Der Rechnungshof erwartet, dass der Senat Vorkehrungen trifft, dass das Melderegister treffsichere Aussagen über die Bevölkerungsbewegungen zulässt, damit finanzielle Einbußen beim nächsten Zensus vermieden werden“, heißt es im Jahresbericht 2019. In der Finanzplanung bis 2023 versichert der Senat, dass daran gearbeitet werde, „Probleme des Meldewesens auch durch digitale Lösungen zu minimieren“.

Gründung einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe

Die Innenverwaltung des Senats hat den Weckruf offenbar gehört. Behördenintern wurde eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit der „Ertüchtigung des Berliner Meldedatenbestandes“ befasst. Die bezirklichen Bürgerämter, erste Adresse für die An- oder Abmeldung einer Wohnung, sind eingebunden. Außerdem die Senatsverwaltungen für Finanzen und für Stadtentwicklung, das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten und das Amt für Statistik.

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Die Rückläufe bei Wahlbenachrichtigungen oder bei der Befragung von Wohnungsvermietern können für Korrekturen hilfreich sein. Mit den Ausländerbehörden wurden Gespräche geführt und die Bürgerämter schriftlich befragt, wie sie Meldeangelegenheiten handhaben. Im November sollen beim Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten die Melderegister „anhand von Plausibilitätskriterien“ analysiert werden.

Bisher wurden eher bescheidene Erfolge erzielt. So hat sich die Zahl der Abmeldungen „von Amts wegen“ im ersten Halbjahr 2019 verdoppelt, es wurden 3000 Karteileichen mehr gefunden als im Vorjahreszeitraum. Bis November 2020 ist noch Zeit, das Melderegister auf einen besseren Stand zu bringen. Dann werden bis Mai 2021 die für den neuen Zensus wichtigen Daten durch die zuständigen Bundesbehörden abgeschöpft.

Jeder (fehlende) Einwohner koste 4500 bis 5500 Euro pro Jahr

Auf was sich Berlin einstellen muss, wenn der Zensus 2021 die Hauptstadt noch einmal schrumpft, ist im Vorfeld nicht berechenbar. Noch vor einem Jahr hielt Finanzsenator Kollatz Einnahmeverluste von 800 bis 900 Millionen Euro jährlich für möglich, inzwischen hält er sich mit Prognosen zurück. Die Innenverwaltung des Senats verweist auf eine Modellrechnung, nach der jeder (fehlende) Einwohner 4500 bis 5500 Euro pro Jahr kostet. Aber das seien „fiktive Beträge“. Letztlich komme es darauf an, wie sich Berlins Bevölkerung im Verhältnis zu den anderen Bundesländern entwickelt.

Mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Zensus 2011 sind Berlin und Hamburg, das ebenfalls einen schmerzhaften Bevölkerungsknick erlitt, vor einem Jahr gescheitert. Die Zählungsmethode, eine komplizierte Mischung aus Melderegisterdaten und Stichprobenbefragung, wurde für rechtens erklärt. An der Methodik des neuen Zensus, durch die sich auch Berlin benachteiligt fühlte, wird sich also nichts ändern.

Mögliche finanzielle Einbußen Berlin droht wieder ein Bevölkerungsknick

Seit dem letzten Zensus, dessen Ergebnisse im Mai 2011 veröffentlicht wurden, ist Berlin bis Ende Juni dieses Jahres um 360.275 Menschen gewachsen. Die Bevölkerungszahl stieg damit laut statistischer Fortschreibung auf 3.652.640. Mal sehen, was davon nach der neuen Volkszählung übrigbleibt. Aber auch ohne Zensus stellte das Amt für Statistik Berlin- Brandenburg vor ein paar Tagen fest, dass das Bevölkerungswachstum Berlins „an Dynamik verliert“. Das liege vor allem an der anhaltenden Abwanderung nach Brandenburg und der nachlassenden Zuwanderung aus dem Ausland.

Wie viele Einwohner in Berlin 2022?

Einwohnerinnen und Einwohner 1. Halbjahr 2022 in Berlin nach Familienstand.

Wie viele Ausländer leben in Berlin 2022?

Von den offiziell registrierten 3.775.480 Berlinern sind knapp 2,4 Millionen Deutsche ohne Migrationshintergrund. Knapp 570.000 Menschen sind Deutsche mit ausländischen Wurzeln. 811.000 sind Ausländer.

Wie viele Einwohner hat Deutschland 2022?

WIESBADEN – Im 1. Halbjahr 2022 ist die Einwohnerzahl Deutschlands erstmals auf über 84 Millionen Menschen gestiegen. Am 30. Juni 2022 lebten in Deutschland 843 000 Personen mehr als zum Jahresende 2021, das entsprach einem Bevölkerungswachstum von 1,0 %.

Wann wird Berlin 4 Millionen Einwohner haben?

Der historische Höchststand der Bevölkerung wurde 1942 während des Zweiten Weltkriegs mit knapp 4,48 Millionen Einwohnern erreicht. Zum Ende des Krieges schrumpfte die Stadt jedoch deutlich auf vorübergehend weniger als drei Millionen Einwohner.