Wie viele Menschen lebten 1700 auf der Erde

Für die erste Milliarde brauchte die Menschheit hunderttausende Jahre, nun gibt es acht Milliarden Menschen. Ist das Grund zur Sorge?

13.11.2022

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Ob die Weltbevölkerung tatsächlich genau am 15. November die Acht-Milliarden-Marke knackt, ist fraglich. Da es aber unmöglich ist, den Überblick über Hunderttausende Geburten und Todesfälle pro Tag zu behalten, haben die Vereinten Nationen die Monatsmitte für den Menschheits-Meilenstein ausgewählt. 8.000.000.000 – so viele Menschen lebten noch nie auf der Erde. Doch ein Ende des Anstiegs ist in Sicht.

Der Homo sapiens tauchte nach aktuellem Kenntnisstand vor etwa 300.000 Jahren auf. In den vergangenen Jahrtausenden stieg die Zahl der Menschen stetig – abgesehen von Phasen großer Pandemien wie etwa der Pest. Allmählich beschleunigte sich die Zunahme, und um das Jahr 0 lebten etwa 190 Millionen Menschen.

Mit längerer Lebenserwartung stieg die Kurve ab etwa dem Jahr 1700 deutlich steiler an – und wohl kurz nach 1800 war die erste Milliarde erreicht. Von einer Weltbevölkerung von zwei Milliarden im Jahr 1928 bis zu den heutigen acht Milliarden Menschen brauchte es keine 100 Jahre. Und das Wachstum von sieben auf acht Milliarden dauerte gar nur 11 Jahre.

Ein Grund zu feiern – oder Anlass zu Sorge?

Für die Chefin des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, Dr. Natalia Kanem, beinhaltet die aktuelle Zahl viel Positives. Schließlich spiegele sie einen fundamentalen Sprung wider: "8 Milliarden Menschen, das ist ein bedeutsamer Meilenstein für die Menschheit. Und es ist die Kombination aus längerer Lebenserwartung, weniger Mütter- und Kindersterblichkeit und immer effektiveren Gesundheitssystemen", sagte Kanem neulich bei einem UN-Expertengespräch.

Dass viele Menschen Sorge vor Überbevölkerung haben, ist Kanem zufolge unbegründet: "Ich bin hier, um klar zu sagen, dass die schiere Zahl der Menschenleben kein Grund zur Angst ist." Nach Einschätzung der UN gibt es durchaus ausreichend Ressourcen – es komme auf die richtige und gerechte Verteilung an.

Dr. Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung fügt mit Blick auf die Erderhitzung hinzu: "Mehr Menschen bedeuten dabei nicht zwangsläufig auch einen größeren ökologischen Fußabdruck." Fast die Hälfte der globalen CO2-Emissionen würden von den zehn Prozent der Weltbevölkerung mit dem höchsten Einkommen verursacht, während der Beitrag der ärmsten Hälfte zu vernachlässigen sei.

"Das Tempo des globalen Bevölkerungswachstums verlangsamt sich", erklärt UN-Expertin Dr. Rachel Snow. Das höchste jährliche Wachstum sei 1964 mit 2,2 Prozent jährlich erreicht worden. "Aber jetzt wachsen wir mit weniger als 1 Prozent pro Jahr." Dieser Trend soll jüngsten Studien zufolge anhalten – bis die Weltbevölkerung ab dem Jahr 2080 den Prognosen zufolge nicht mehr weiter wachsen soll. Dann liege die Zahl der Menschen bei 10,4 Milliarden.

Welche Weltregionen wachsen besonders schnell?

Besonderes Augenmerk richtet sich auf die Entwicklungen in Ländern Asiens mit besonders vielen Menschen. China als das – noch – bevölkerungsreichste Land der Erde steht vor gewaltigen Herausforderungen, denn die Geburtenrate in dem Land mit 1,4 Milliarden Menschen ist nach der 1-Kind-Politik niedrig. Experten begründen das damit, dass viele Menschen, die als Einzelkinder aufgewachsen sind, es als normal empfänden, nur ein Kind zu bekommen.

Indien mit seinen über 1,3 Milliarden Menschen hat eine höhere Geburtenrate und dürfte China schon im kommenden Jahr überholen. Aber auch in Indien verlangsamt sich das Wachstum – was in Zusammenhang mit der besseren Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln gebracht wird.

In keinem Erdteil wird derweil die Bevölkerung auf absehbare Zeit so zunehmen wie in Teilen Afrikas. "Afrika südlich der Sahara wird nach aktuellen Prognosen noch deutlich weiterwachsen. Ein Großteil des künftigen Wachstums der Weltbevölkerung wird in dieser Region und in einigen Ländern in Asien stattfinden", sagt Experte Swiaczny.

Rund 1,4 Milliarden Menschen leben nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung derzeit in Afrika. Bis 2050 wird die Bevölkerung demnach auf rund 2,5 Milliarden steigen. Bis Ende des Jahrhunderts werden etwa dreimal so viele Menschen in Afrika leben wie heute, knapp 4,3 Milliarden – etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung.

Länder mit negativer Bevölkerungsentwicklung

Einkommensstarke Länder wie Japan rutschen demgegenüber gegenwärtig in eine negative Bevölkerungsentwicklung ab. Für eine stabile Wachstumsrate wären Länder wie Deutschland deshalb auf Migration angewiesen. Die UN raten in einem Bericht: "Alle Länder, unabhängig davon, ob sie einen Nettozustrom oder -wegzug von Migranten verzeichnen, sollten Schritte unternehmen, um eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration zu erleichtern."

Natürlich wird es auch bei neun und zehn Milliarden Menschen auf der Erde wieder Aufsehen geben. Doch eine wirkliche Zeitenwende erwarten die Vereinten Nationen erst im Jahr 2100. Experten glauben, dass die Weltbevölkerung etwa ab dann stetig sinken wird. Doch wie bei Wettervorhersagen werden auch die Prognosen für die Entwicklung der Bevölkerung mit zunehmendem zeitlichen Abstand unsicherer.

Wie viele Menschen lebten 1500 auf der Erde?

Jahrhundertelang änderte sich die Bevölkerungszahl der Erde kaum. Erst um 1500 hatte sie sich auf eine halbe Milliarde verdoppelt. Die erste Milliarde erreichte die Weltbevölkerung ca. 1800, bereits 1927 waren es 2 Mrd.

Wie viele Menschen lebten 1750 auf der Welt?

Merkmal
Zahl der Einwohner in Millionen
1750
17,4
1740
16,3
1700
14,1
1650
10
Heiliges Römisches Reich: Einwohnerzahll 1500-1840 - Statistade.statista.com › studie › umfrage › einwohner-im-heiligen-roemischen-reichnull

Wie viele Menschen gab es 1400?

Das 14. Dezember 1400. Die Weltbevölkerung zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird auf 360 bis 432 Millionen Menschen geschätzt, während die Schätzungen für das Jahrhundertende zwischen 350 und 374 Millionen Menschen liegen.

Wie viele Menschen leben auf der Erde 1800?

Um 1800 lebten rund eine Milliarde Menschen auf der Welt, hundert Jahre später waren es 1,65 Milliarden und 1950 bereits 2,52 Milliarden. Seit 1999 leben mehr als 6 Milliarden, seit 2011 mehr als 7 Milliarden Menschen auf der Welt (2015: 7,35 Mrd.).