Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht Zitat

Es mag gut und löblich sein, sich in Kleidung, Manieren usw. nach der Mode zu richten. Aber für noch besser halte ich es, unter allen Umständen das zu tun, was man als das Zweckmäßigste, Taktvollste, Vernünftigste erkennt. Ein Mann von Geist und Charakter muß den Mut haben, sich sein Gesetz nicht immer von der Mode diktieren zu lassen.

Robert Hamerling

Besteht kein Unterschied zwischen der Volkskammer der DDR und dem frei gewählten österreichischen Parlament?

Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht, Gehorsam aber Verbrechen!“ Oft ist mir dieses Zitat in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen. Es ist eine verkürzte, säkularisierte Fassung eines Lehrwortes von Papst Leo XIII. aus dem 19. Jahrhundert. Er begründete damit das Widerstandsrecht gegen despotische Gesetze, die gegen das Naturrecht verstoßen.

In Anspruch genommen wird ein solches Recht zum Ungehorsam heute in der Kampagne gegen das Fremdenrecht. Nichts anderes bedeuten die Botschaften: „Humanität geht vor Legalität“, oder man „solle Gnade vor Recht“ ergehen lassen. Unter Berufung auf eine höherstehende Wertordnung soll ein von einem demokratischen Parlament beschlossenes Gesetz durchbrochen werden. In dieser Diskussion verstiegen sich manche so weit, das österreichische Fremdenrecht als ungerechtes Recht dem Polizeirecht der untergegangenen DDR oder den Nürnberger Rassengesetzen des nationalsozialistischen Verbrecherstaates gleichzusetzen. Gegen beide Gesetzessysteme billige doch jeder den Ungehorsam, den Widerstand.

Welch unzulässige Gleichsetzung, welch maßlose Verzerrung, welche Verhöhnung einer parlamentarischen Demokratie mit ausgefeiltem Grundrechtsschutz durch unabhängige, kraftvolle staatliche und internationale Gerichte! Besteht kein Unterschied zwischen der kommunistischen Volkskammer der DDR, hervorgegangen aus Pseudo-Wahlen, den diktatorischen Gesetzesmaschinerien von Kommunismus und Nationalsozialismus und dem frei gewählten österreichischen Parlament? Wo waren in jenen Diktaturen die unabhängigen Gerichte, die ein den Menschenrechten widersprechendes Gesetz aufheben, vernichten konnten?

Bei uns wacht der Verfassungsgerichtshof darüber, dass kein staatliches Gesetz den Grundrechten widerspricht, und in letzter Instanz der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg. Das übergeordnete Wertsystem, die höhere Gerechtigkeit ist in unserem Rechtsstaat nicht irgendein verschwommenes, selbst zurechtgeformtes Konzept einer Humanität oder einer inspirierten Gnade, sondern die sehr konkreten, präzisen und rechtsförmigen Regeln der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Ein Grundwertekatalog, geboren 1951 aus den Erfahrungen mit den Diktaturen von Rechts und als Bollwerk gegen die Diktaturen von Links, die verschiedenen Formen von Faschismus und Kommunismus. Die eigene, selbst gewählte Wertordnung soll über die demokratisch legitimierte triumphieren, das steckt hinter den eingangs genannten Botschaften. Es ist ein Jammer, dass wir seit Jahren keinen Presserat mehr haben, als Organ der freiwilligen Selbstkontrolle der Medien!

Ceterum censeo: Eine Rechtsordnung, welche die gewaltsame Trennung eines Kleinkindes von seiner Mutter zuließe, wäre eine Unrechtsordnung, gegen die Widerstand zur Pflicht würde. Beides ist in unsrem Land nicht der Fall: Die Gesetze bestimmen klar, dass Mutter und Kind stets gemeinsam den gleichen Schutzumfang haben, Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshof stehen als wirksame Rechtsschutzinstanz bereit!

Univ.-Prof. Andreas Khol war Nationalratspräsident.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2007)

Die so genannte Entschärfung des Mussolinireliefs hat nun also begonnen. Auf dieses rassistische Denkmal soll mit einer Leuchtschrift ein Satz projiziert werden.

Eine Entschärfung mit Samthandschuhen, ganz im Sinne der von Bozen ausstrahlenden Faschismus-light-Ideologie, denn: 1. Die Leuchtschrift kann jederzeit abgeschaltet werden. 2. Das Mussolinirelief bleibt, entgegen der seinerzeitigen Ankündigung von Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder, dort wo es ist und wird weder angefasst noch verhüllt. 3. Der Satz, mit dem das Mussolinirelief bestrahlt werden soll, lautet „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“. Diesen Satz hat die Philosophin Hannah Arendt so nie geäußert. Wer soll diese verbale Verzerrung also verstehen?

Das Originalzitat lautet: „Niemand hat das Recht, sein Gehorchen als Vorwand für die Rechtfertigung seines Handelns zu benutzen. Gehorchen ist keine Rechtfertigung für Handeln.“ Wenn man schon ein Zitat bemüht, so wären andere viel treffender, z.B. jenes von Bertolt Brecht, das da lautet: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ Doch jene, die heute noch Widerstand leisten, sind für die altoatesinischen Pazifaschisten ethnische Scharfmacher und Zündler.

Cristian Kollmann
Süd-Tiroler Freiheit

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Wo Freiheit wird Widerstand zur Pflicht?

Papst Leo XIII. sagte sie vor gut 120 Jahren. Brecht hat das Zitat verkürzt, vollständig heißt es: „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht, Gehorsam aber zu Verbrechen. “

Wann wird Widerstand zur Pflicht?

Einer Pflicht zum Widerstand muss also vorangehen eine Pflicht, sich seinem Gewissen folgend verantwortungsvoll und mit Hingabe auf die Suche nach den „self-evident truths“ zu machen und sich diesen – dem Recht – dann zu verpflichten. Dass Widerstand zur Pflicht wird sobald Unrecht herrscht scheint offensichtlich.

Was sagte Bertolt Brecht?

Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.

Wird Aufstand zur Pflicht?

Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht, Gehorsam aber Verbrechen! “ Es ist eine verkürzte, säkularisierte Fassung eines Lehrwortes von Papst Leo XIII. aus dem 19. Jahrhundert.