Ab wann ist cholesterin zu hoch

Ein erhöhter Cholesterinwert ist keine Krankheit, sondern einer von vielen möglichen Risikofaktoren. Die Behandlung sollte deshalb nicht allein auf die Cholesterinwerte zielen, sondern die Gesundheit von Herz und Gefäßen insgesamt im Blick haben.

Man kann selbst viel gegen ungünstige Cholesterinwerte und für ein gesundes Herz-Kreislauf-System tun. Dazu gehört:

  • nicht zu rauchen
  • wenig gesättigte Fette und Trans-Fette zu sich zu nehmen
  • sich ausreichend zu bewegen
  • bei starkem Übergewicht etwas abzunehmen
  • bei gleichzeitigem Bluthochdruck: sich salzarm zu ernähren

Wenn das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt deutlich erhöht ist, zum Beispiel aufgrund einer koronaren Herzkrankheit, kann eine Behandlung mit cholesterinsenkenden Medikamenten sinnvoll sein. Ihr Nutzen ist bei Menschen ohne bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankung aber begrenzt – vor allem, wenn zum Beispiel nur die Cholesterinwerte erhöht sind und keine anderen Risikofaktoren bestehen. Daher lohnt es sich, die Vor- und Nachteile gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt abzuwägen. Ob man vorbeugend Medikamente einnehmen möchte, ist auch eine Frage der persönlichen Abwägung.

Wenn man sich für eine Behandlung mit Medikamenten entscheidet, werden sogenannte Statine eingesetzt. Diese Mittel sind am besten erforscht. Sie können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweislich senken und die Lebenserwartung verlängern. Die allermeisten Menschen vertragen sie zudem gut.

Menschen, die bereits einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine andere Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten, haben ein hohes Risiko für weitere Herzerkrankungen. Ihnen wird deshalb eine Behandlung mit Statinen empfohlen. Dies gilt auch für Menschen mit familiär bedingter Hypercholesterinämie.

Es ist nicht nachgewiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Fischöl-Kapseln mit Omega-3-Fettsäuren das Risiko für Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) erhöhen. Deshalb raten manche Fachleute inzwischen von solchen Mitteln ab.

Wichtig ist: Zur Beurteilung des Nutzens von Medikamenten reicht es nicht aus, darauf zu schauen, wie sie den Cholesterinwert beeinflussen. Gut erprobte Behandlungen zeichnen sich dadurch aus, dass in Studien tatsächlich nachgewiesen wurde, dass sie Herzkrankheiten vorbeugen.

„Wissenschaftlich am besten gesichert ist die Verringerung des Risikos durch Statine“, erklärt Prof. Dr. med. Ulrich Laufs vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. „Dabei gilt: Je niedriger die LDL-Cholesterinwerte, desto niedriger das Risiko. Wie hoch die Cholesterinwerte sein dürfen, ist aber individuell und hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit von zusätzlich bestehenden Risikofaktoren ab.“ Informationen über Ursachen und Folgen hoher Cholesterinwerte sowie Möglichkeiten der Therapie finden Betroffene und Interessierte unter www.herzstiftung.de/cholesterin
Den kostenfreien Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“ kann man unter www.herzstiftung.de/bestellung oder per Tel. unter 069 955128-400 anfordern.

Je größer das Herz-Kreislauf-Risiko, desto niedriger der Zielwert

Grundsätzlich ist Cholesterin kein schädlicher Stoff, sondern sogar lebenswichtig als Baustein für Zellwände sowie als Ausgangsstoff für die Bildung von Gallensäuren und verschiedenen Hormonen. Problematisch wird es, wenn zu viel von der fettähnlichen Substanz im Blut anfällt. Überschüssiges LDL-Cholesterin (LDL-C) lagert sich in den Gefäßwänden ab und verursacht Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose). Gemeinsam mit anderen Risikofaktoren steigern diese Verkalkungen das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Ziel einer Behandlung ist daher in erster Linie, dieses Risiko zu senken und Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern. „Entscheidend ist, wie hoch das gesamte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist“, betont der Kardiologe. Aktuellen Therapieempfehlungen (1) zufolge werden folgende LDL-C-Werte angestrebt:

  • Für gesunde Menschen, mit niedrigem Risiko, ohne Risikofaktoren gilt ein LDL-Cholesterinwert unter 115 mg/dl (<3,0 mmol/l) als Zielwert.
  • Bei gesunden Menschen mit mäßig erhöhtem Risiko, mit einzelnen Risikofaktoren, beispielsweise Übergewicht oder leicht erhöhtem Blutdruck, sollte der LDL-Cholesterinwert unter 100 mg/dl (<2,6 mmol/l) liegen.
  • Für Patienten mit hohem Risiko, z. B. Menschen mit ausgeprägtem Bluthochdruck, genetisch bedingten hohen Cholesterinwerten oder Raucher, sollte ein LDL-Cholesterin von unter 70 mg/dl (<1,8 mmol/l) angestrebt werden.
  • Bei Patienten mit sehr hohem Risiko, beispielsweise mit bekannten Herz- und Gefäßerkrankungen (Arteriosklerose) oder nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, mit Diabetes liegt der LDL-C-Zielwert unter 55 mg/dl (<1,4 mmol/l). Bei besonderen Risiko-Konstellationen kann es sinnvoll sein das Cholesterin noch weiter zu senken. Für Patienten mit sehr hohem Risiko, die innerhalb von 2 Jahren unter einer Statintherapie ein zweites Ereignis erleiden, sollte ein LDL-Zielwert unter 40 mg/dl (<1,0 mmol/l) in Erwägung gezogen werden.

Hohe Cholesterinwerte senken

Befindet sich der Cholesterinspiegel oberhalb der empfohlenen Grenze, rät die Herzstiftung zunächst zu einer Veränderung des Lebensstils. Eine gesunde Ernährung mit reichlich Gemüse, Vollkornprodukten sowie guten Pflanzenölen können einen deutlichen Effekt auf den Cholesterinspiegel haben. Beobachtungsstudien, eine darunter an mehr als 570.000 Menschen in Europa und den USA (Mitrou et al., 2007), haben günstigen Effekte der Mittelmeerküche bestätigt. Zu einem herzgesunden Lebensstil gehören zudem der Verzicht auf Nikotin sowie regelmäßige Bewegung. Gut geeignet sind insbesondere Ausdauersportarten wie Wandern, Laufen oder Schwimmen. Ideal ist eine tägliche körperliche Aktivität von mindestens 30 Minuten.

Medikamentöse Therapie: Statine sind die erste Wahl

Nicht immer reichen die oben genannten Maßnahmen aus, um die entsprechenden Zielwerte für das LDL-Cholesterin zu erreichen. Insbesondere bei erblich bedingten hohen Cholesterinwerten sind die Effekte gesunder Ernährung begrenzt. Zur Senkung von stark erhöhten Cholesterinspiegeln stehen gut untersuchte Medikamente zur Verfügung. Die Gruppe der Statine gilt dabei als erste Wahl. Statine hemmen die körpereigene Bildung von Cholesterin in der Leber, sodass der LDL-Cholesterinwert im Blut sinkt. „Für Statine ist in großen wissenschaftlichen Studien bewiesen, dass sie das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken und ihre Einnahme über viele Jahrzehnte sicher ist“, unterstreicht Laufs. Zwar gelten die Medikamente als sicher und überwiegend gut verträglich, dennoch treten gelegentlich Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen auf. Betroffene sollten die Beschwerden mit ihrem Arzt besprechen, denn häufig lässt sich durch einen Wechsel des Statins Besserung erzielen. Lässt sich der Cholesterinspiegel mit Statinen nicht ausreichend senken, kann eine Kombinationstherapie mit neueren Wirkstoffgruppen sinnvoll sein. Über das Spektrum der zur Verfügung stehenden Cholesterinsenker informieren die Herzstiftungs-Seite www.herzstiftung.de/cholesterin und der Herzstiftungs-Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“, anzufordern unter www.herzstiftung.de/bestellung

Hohes Cholesterin und Covid-19

Eine US-Studie hat für Patienten mit einem metabolischen Syndrom ein vierfach erhöhtes Risiko nachgewiesen, schwer an Covid-19 zu erkranken oder gar daran zu sterben (2). Als metabolisches Syndrom wird ein Zusammentreffen verschiedener Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Diabetes und Übergewicht bezeichnet. Auch mit nur einem Risikofaktor erhöht sich das Risiko für einen schweren Verlauf.

Tipp: Ausführliche Informationen zu den Ursachen und Folgen hoher Cholesterinwerte sowie zu den neuen Therapieempfehlungen finden Sie im Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“, den Sie unter 069 955128-400 oder kostenfrei bestellen können sowie auf unserer Homepage im Online-Beitrag www.herzstiftung.de/cholesterin

Literatur:

(1) Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat im Jahr 2020 im European Heart Journal neue Zielwerte für anzustrebende LDL-Cholesterinwerte veröffentlicht. Ziel ist, das Risiko zu reduzieren, im Verlauf von 10 Jahren an einem Herz-Kreislauf-Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu versterben. Diese neuen Empfehlungen setzen niedrigere LDL-Cholesterin- Zielwerte fest als in den bisherigen Empfehlungen: 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. The Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and European Atherosclerosis Society (EAS). European Heart Journal (2020) 41, 111-188

(2) Metabolic syndrome linked to worse outcomes for COVID-19 patients. Diabetes Care 2021 Jan; 44(1): 188-193. https://care.diabetesjournals.org/content/44/1/188

Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Wann wird der Cholesterinwert gefährlich?

Für Patienten mit hohem Risiko, z.B. Menschen mit ausgeprägtem Bluthochdruck, genetisch bedingten hohen Cholesterinwerten oder Raucher, sollte ein LDL-Cholesterin von unter 70 mg/dl (<1,8 mmol/l) angestrebt werden. Bei Patienten mit sehr hohem Risiko liegt der LDL-Cholesterin-Zielwert unter 55 mg/dl (<1,4 mmol/l).

Ist 250 Cholesterin hoch?

Normalerweise liegt der Gesamtcholesterinwert im Blut unter 200 Milligramm Cholesterin pro Deziliter. Leicht erhöhte Cholesterinwerte (200-239 mg/dl) betrachten Mediziner als grenzwertig. Bei weiter ansteigenden Werten handelt es sich um einen zu hohen Cholesterinspiegel, also eine Hypercholesterinämie.

Welche Cholesterinwerte sind im Alter normal?

Im Durchschnitt liegt der Cholesterinspiegel der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren in Deutschland bei circa 203mg/dl – bei Männern ist dieser mit 202 mg/dl etwas niedriger als bei Frauen mit 206 mg/dl.

Ist Cholesterin von 300 gefährlich?

Für gesunde Menschen ohne Risikofaktoren gilt ein LDL-Cholesterinwert unter 116 mg/dl (<3,0 mmol/l) als Zielwert. Bei gesunden Menschen mit einzelnen Risikofaktoren, beispielsweise Übergewicht oder leicht erhöhtem Blutdruck, sollte der LDL-Cholesterinwert unter 100 mg/dl (<2,6 mmol/l) liegen.