Armut im alter wer ist betroffen und warum

Immer mehr Menschen in Deutschland sind von Altersarmut bedroht. Betroffen ist vor allem die Generation 65 plus. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervor. Demnach stieg der Anteil der über 64-Jährigen, die armutsgefährdet sind, in den vergangenen 15 Jahren um 4,7 Prozentpunkte an. In keiner anderen Altersgruppe war der Anstieg seit dem Jahr 2005 so groß. Für den Sozialverband VdK ist klar: Die Politik ist gefragt.

Von "Altersarmut" wird gesprochen, wenn Rentner*innen ihre Kosten nicht mehr allein durch ihr Einkommen decken können und sich somit mit finanziellen Problemen herumschlagen müssen. | © casto - Canva Bilddatenbank

VdK-Präsidentin Verena Bentele dazu:
„Altersarmut ist ein Massenphänomen. Deshalb muss die Bundesregierung das Vertrauen in die gesetzliche Rente stärken. 15 Jahre Riester-Rente haben gezeigt: Die private, zusätzliche Altersvorsorge bringt uns nicht weiter. Es wäre besser, die zusätzlichen Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einfließen zu lassen. Zudem dürfen die Einkommen aus der gesetzlichen Rente nicht mehr vollständig auf die Grundsicherung angerechnet werden. Für uns ist aber auch klar: Wir brauchen einen armutsfesten Mindestlohn von 13 Euro, damit alle Versicherten im Alter die Chance auf eine Rente oberhalb des Existenzminimums erhalten.“

Die Armutsgefährdungsquote gibt den Anteil der Bevölkerung an, der mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen muss. Bei einem Ein-Personen-Haushalt lag diese Grenze 2019 bei 1074 Euro im Monat. Das höchste Armutsrisiko hatten die älteren Menschen vergangenes Jahr laut Statistischem Bundesamt im Saarland mit einer Quote von 18,4 Prozent, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 17,8 und Bayern mit 17,5 Prozent. Am niedrigsten war es laut dem Bundesamt in Brandenburg mit 12,5 Prozent.

Mehr als jeder fünfte Mensch im Alter über 80 Jahren hat ein monatliches Netto-Einkommen von maximal 1167 Euro zur Verfügung. Besonders stark von Altersarmut betroffen sind Frauen - unter anderem wegen der schlechteren Bezahlung während des Arbeitslebens.

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In Deutschland ist einer Erhebung zufolge fast ein Viertel der Menschen über 80 Jahren von Armut betroffen. Das geht aus der Studie "Hohes Alter in Deutschland" hervor, über die das Bundesseniorenministerium nun informiert hat.

Demnach verfügen 22,4 Prozent der Bevölkerung im Alter von 80 Jahren und älter über ein maximales Netto-Einkommen von 1167 Euro im Monat. In der Gesamtbevölkerung sind es lediglich 14,8 Prozent.

Altersarmut: Frauen stärker betroffen

Innerhalb der Gruppe der Hochbetagten mit den niedrigsten Einkommen sind den Daten zufolge Frauen stärker von Armut betroffen als Männer. Demnach leben 26,1 Prozent der hochaltrigen Frauen unter der Armutsgrenze, bei den Männern sind es 16,9 Prozent.

"Der Anteil armer Frauen über 80 Jahren ist fast zehn Prozentpunkte höher als der ihrer männlichen Altersgenossen. Das zeigt, wie deutlich sich schlechtere Bezahlung, aber auch längere Teilzeitarbeit und Unterbrechungen im Erwerbsleben in späteren Jahren auf das Leben von Frauen auswirken", sagte Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) am Donnerstag. Es müsse alles getan werden, "um die noch immer bestehenden Lohnlücken zwischen den Geschlechtern zu schließen", sagte sie.

Einkommen älterer Frauen insgesamt niedriger

Auch insgesamt liegt das durchschnittliche monatliche Netto-Einkommen der Frauen über 80 Jahren mit 1765 Euro unter dem der Männer in dieser Gruppe. Sie bekommen im Schnitt 2068 Euro - und damit etwa 300 Euro mehr als Frauen.

Berechnungsgrundlage ist das sogenannte Netto-Äquivalenzeinkommen, das sich aus dem Gesamteinkommen eines Haushalts und der Anzahl und dem Alter der von diesem Einkommen lebenden Personen ergibt.

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rob/dpa

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Leser-Kommentare (13)

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Dienstag, 21.12.2021 | 17:46 | Ingrid Zimmermann  | 1 Antwort

Das sind Menschen die

Als Kinder den Krieg mierlebt haben und gearbeitet haben für ein winziges Gehalt später.Aber jeder Migrant bekommt mehr als diese alten Menschen.Traurig was sich hier tut in dem so reichen Deutschland

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  • Dienstag, 21.12.2021 | 20:42 | heinrich witti

    Menschen

    "...bekommen mehr ...." Und DAS sogar ohne auch nur einen Handschlag zu tun, ohne auch nur ein Formular auszufüllen, ohne Rück- und Nachfragen.... Wenn man sich DAS immer wieder durch den Kopf gehen lässt oder im Familienkreis anhören musste oder muss.... man kann garnicht soviel essen wie man kotzen könnte .. traurig traurig

Weitere Kommentare (10)

Dienstag, 21.12.2021 | 17:03 | heinrich witti

Bundesrepublik

Wir schaffen das und haben bisher schon alles geschafft. Politiker für eins zwei Jährchen in Berlin und du kannst dir eine Millionärsvilla bauen, Wirtschaftsflüchtling als Fachkraft einfach so Einreisen und du hast ausgesorgt da Jeder um dich sorgt. Nichts lernen, nicht arbeiten, niergends einzahlen, keine Lust auf Alles und du bekommst die berühmte Spritze Namens Zuckersüß zwischen die "Backen". Aber wehe wehe DU hast dein Lebenlang gearbeitet, Steuern gezahlt, niemanden geschadet immer eine ehrliche Haut; und nun brauchst DU als Bürger dieser Nation Unterstützung od. Hilfe. Meine verstorbenen Eltern sagten einst: "bist du gottes Sohn - so hilf dir selber"

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Dienstag, 21.12.2021 | 16:57 | Dietz Andreas

Fakten....

Meine Mutter...Jahrgang 1929..mittlerweile verstorben..hat mit der Geburt der Kinder aufgehört zu arbeiten! Das war sie 31 Jahre alt... Sie ist nie wieder ins Erwerbsleben zurückgekehrt! Viele fingen wieder an... trotzdem werden Sie nie auf eine Vergleichsrente mit Männern kommen! Dafür haben die meisten Frauen es sich zumindest bis zum Tode der Ehemänner es recht ruhig angehen lassen! Aber...wer erwähnt hier mal die Solo-Selbstständigen die über die Null-Zins Politik unverschuldet bei einer 60 Stunden-Woche in die Armut getrieben werden und dies nicht umkehren können und nur Hartz IV bekommen, sofern sie bis auf kleine Freibetärge alles "versemmelt" haben?... Diese Gruppe kann von einer 1.400 Euro Rente nur träumen! Danke an all die fleissigen.... Hat aber leider NIX gebracht

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Dienstag, 21.12.2021 | 16:20 | Parelli Ana

Armut trifft Frauen

Mmmh .... dann waren sie wohl nicht schlau genug, sich als 3 . Geschlecht zu definieren. Ein Mann im Körper einer Frau heißt weniger Rente. Umgekehrt rollt der Rubel. Ironie aus. Das 3. Geschlecht, wie sieht es da mit Rente aus? Gendergerecht bitte ....

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Dienstag, 21.12.2021 | 12:26 | Kurt Bagger  | 1 Antwort

@ malowicz

Kosten für Pflegeheimplatz meiner Bekannten 2.225,86 € monatlich.Inbegriffen Abgabe von knapp 70,00 € für Azubis.Preisanpassung für Februar von ca.600,00€ angekündigt auf Grund von Lohnerhöhungen der Pflegekräfte.Ersparnisse eines langen Arbeitslebens und die Rente müssen erst aufgebraucht werden bevor Ihre Abgaben und Steuern genutzt werden dürfen,erst dann springt das Sozialamt ein und die Alten werden zum Sozialfall.Notgroschen für die eigene Beerdigung darf behalten werden.Jeder Hartzler hat dann mehr...Noch Fragen?Helfe gern beim Denken

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  • Dienstag, 21.12.2021 | 16:32 | Joerg Malowicz

    Rente

    Genau diese Rente, die sie anführen, wird von den Beschäftigten über die Abgaben zur Rentenversicherung (Sozialabgabe) und dem Steuerzuschuss von jährlich ca. 110 Mrd Euro (Steuern) finanziert.

Dienstag, 21.12.2021 | 09:16 | Angela Hoppe

Man sollte doch

wissen, wie die Rentenversicherung funktioniert. Ich arbeite, zahle prozentual in die RV und bekomme im Rentenalter eine Rente. Frauen über 80 haben noch nicht so häufig gearbeitet, weil das zu den Zeiten noch nicht üblich war. Deshalb erhalten sie eher Witwenrente und mittlerweile Mütterrente. Lösungen können nicht aus der RV kommen, weil es ein gesellschaftliches Problem ist. Und das muss von allen getragen werden, nicht nur von den Arbeitnehmern.

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Dienstag, 21.12.2021 | 06:31 | Joerg Malowicz

Jetzt die Berechnung für junge Menschen

Das durchschnittliche Nettoeinkommen der über 80 Jährigen beträgt laut Artikel zwischen 1733€ für Frauen und über 2000€ für Männer. Laut BMFA beträgt der durchschnittliche Bruttolohn für junge Menschen in der Altenpflege 2979€. Netto für einen alleinstehenden Menschen ist das dann ca 1950€ pro Monat. Die jungen Menschen in der Altenpflege müssen täglich hart arbeiten und haben im Monat durchschnittlich das gleiche Netto wie die Menschen die sie pflegen und denen sie ihre monatlichen Einkünfte mit Sozialabgaben und Steuern finanzieren. Ist das wirklich gerecht?

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Dienstag, 21.12.2021 | 05:46 | Achmed Hammadi

Wann wird das Sytem endlich reformiert,

Und ähnlich den der Krankenkasse aufgestellt? Jeder zahlt den gleichen Prozentsatz ein und erhält später die gleiche Leistung, wer mehr will und es sich leisten kann muss eben noch privat vorsorgen. UND GANZ WICHTIG, es sollte JEDER in dieses System einzahlen und zwar auf jegliche Art von Einkommen und Gewinne, das wäre mal sozial gerecht und die Alten hätten einen menschensürdigen Ruhestand!

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Dienstag, 21.12.2021 | 02:33 | Michael Muller

Und da muss man ....

-Der Anteil armer Frauen über 80 Jahren ist fast zehn Prozentpunkte höher als der ihrer männlichen Altersgenossen- ... dann noch zu sagen: Und die bekommen haeufig noch Witwenrenten zusaetzlich. Und kommen trotzdem nicht zu Potte!

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Montag, 20.12.2021 | 22:41 | Wolfgang Schels

Altersarmut

….und es wird noch schlimmer. Wenn die BRD ihre Rentenpolitik nicht auf Konsolidierungskurs bringt und ihre Finanzen gegenüber der EU regelt, brauchen wir über uns mehr Rechtsradikalismus nicht mehr äußern. Noch mehr Abgaben bei den Steuern und höhere Rentenbeiträge? Ab 2030 werden die Rentenzuschüsse exorbitant steigen und es ist nur eine Frage der Zeit, wenn jetzt 6 AN einen Rentner finanzieren, wann es 1:1 sein wird. Solange es Berufspolitiker gibt, deren Interesse ihr eigenes Wohlergehen ist, solange bleibt eine Lösung aus.

Was sind die Gründe für Altersarmut?

In Deutschland können Unterbrechungen während des Arbeitslebens (z.B. wegen Arbeitslosigkeit, Kindererziehung, Pflege), Tätigkeiten im Niedriglohnsektor und Selbstständigkeit dazu führen, dass Menschen weniger Geld in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und dadurch von Altersarmut bedroht sind.

Wer ist in Deutschland von Altersarmut betroffen?

Fast jeder Sechste der über 65-Jährigen in Deutschland ist damit armutsgefährdet, hat also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Bevölkerung zur Verfügung. Vor allem ältere Frauen sind der Auswertung zufolge häufiger von Armut bedroht als noch vor vier Jahren.

Wer leidet unter Armut?

Die Armut in Deutschland wächst. Betroffen sind vor allem kranke und alte Menschen, Niedriglöhner und Arbeitslose, kinderreiche Familien und Alleinerziehende. Besonders kritisch sehen Sozialverbände die Armutsquote bei Kindern, die mit 19,7 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegt.

Warum ist es anzunehmen dass die Armut im Alter weiterhin zunehmen wird?

Denn die Zahl der armutsgefährdeten Senioren wird zunehmen. Das hat zum einen mit dem demografischen Wandel zu tun: Immer mehr ältere Menschen haben eine Anspruch auf Rente, aber dafür gibt es immer weniger Beitragszahler. Es ist also zu wenig Kapital im Umlauf.

Wie viele Rentner sind von Altersarmut betroffen?

Insgesamt 22,4 Prozent der Bevölkerung im Alter von 80 Jahren und älter sind von Einkommensarmut betroffen. Damit verfügen die Betroffenen über ein maximales Einkommen von 1167 Euro im Monat. In der Gesamtbevölkerung liegt diese Quote bei 14,8 Prozent.

Was sind die Ursachen für Armut in Deutschland?

Armut hat sehr unterschiedliche Ursachen. Hauptsächlich sind es gesellschaftliche, politische und ökonomische Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass Menschen von Armut betroffen werden. So sind Kurzarbeit, temporäre Arbeitsverhältnisse oder fehlende und zu teure Kinderbetreuungsplätze oft für Armut mitverantwortlich.