Schreckliches in unsere Wohnzimmer und manchmal ereignet es sich mitten unter uns. Viele Menschen haben große Schwierigkeiten, damit zurechtzukommen, dies zu verarbeiten. Ihnen mangelt es an einem inneren Krisenmanagement. Darum ergänzt Jesus seine Aufforderung an die Jünger:Glaubt an Gott und glaubt an mich!Lasst euch nicht zu schnell verunsichern. Jesus spricht mit ihnen über seinen Abschied, über den Leidensweg, der ihm bevorsteht. Für die Jünger, insbesondere für Petrus und Thomas, lag dieser Weg Jesu sehr im Ungewissen. Sie konnten sich nicht vorstellen, was Jesus an Leiden, an menschlicher Niedertracht, an Enttäuschung erwartet. Deswegen beginnt Jesus seine Rede mit der Aufforderung:Euer Herz erschrecke nicht!Glaubt an Gott und glaubt an mich!um dann fortzufahren:In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.Stünde es anders: Ich wäre ein Lügner.Doch ich weiß, was ich sage.Denn ich gehe hin, unter die Himmel,und sorge dafür,dass ihr eine Heimat habt, dort,ein Zuhause.Schon gehe ich fort,um euch eine Wohnstatt zu schaffen,doch ich komme zurück,dann seid ihr meine Gäste,und wo ich bin, da seid auch ihr:geborgen und ohne Furcht.Ihr kennt meinen Weg:Ich will ihn gehen."Da sagte Thomas zu ihm:„Wie können wir den Weg kennen,da wir nicht wissen, wohin du gehst?"„Ich bin der Weg",antwortete Jesus,„ich bin Wahrheit,und ich bin Leben.Nur durch mich kommt ihr zum Vater."Johannes 14,1-6 - nach der Übersetzung von Walter Jens Immer dann, wenn Gott
uns Menschen durch Boten und Botschaften einschneidende Veränderungen des Lebens ankündigt, immer dann, wenn es gilt, zu neuen Ufern aufzubrechen, nimmt Gott uns zuerst das, was uns vor neuen Wegen zurückschrecken lässt: die Angst. Jesus belässt es nicht bei dem Aufruf: Wenn Jesus in vielen Heilungsgeschichten zu den gesundeten Menschen sagt: „Dein Glaube hat dir geholfen", dann bedeutet dies: Unterschätze nicht die Kraft deines Glaubens im Prozess der Heilung. Unterschätze nicht die Hilfe des Glaubens, wenn es um Erneuerung des Lebens und der Kirche geht. Unterschätze nicht die Wirkung des Vertrauens darauf, dass Jesus Christus bei uns Menschen ist an allen Tagen. Es ist ja inzwischen eine Binsenweisheit, dass bei schweren Erkrankungen, insbesondere bei Krebs, die wichtigste Medizin die Hoffnungskraft des Kranken ist, der Wille, der Krankheit nur so viel Raum zu geben wie unbedingt nötig, damit genug Platz bleibt für den Glauben, die Liebe, die Hoffnung. Aber nun wissen wir: Glaube ist nicht gleich Glaube, weil Mensch nicht gleich Mensch ist. Wir wissen, wie schwer das ist, Glauben in seiner Unterschiedlichkeit zu beurteilen. Denn der Glaube des Anderen ist immer auch ein anderer Glauben. Wir wissen, wie verschieden wir aus unserer jeweiligen Glaubenshaltung die Kirche, die Welt und ihre Probleme sehen. Und doch ist es notwendig, unseren Glauben auch als gemeinsamen
zu erfahren, die Verschiedenheit unter einem Dach zu erleben. Alle Wohnungen sind Bilder für unseren Glauben: entschlackt, vermieft, anheimelnd, modern, spießig, hip, offen. Aber jede Wohnung ist nur ein Teil des Hauses, wie auch jedes Zimmer nur ein Teil der ganzen Wohnung ist. So wie wir uns nie nur in einem Zimmer aufhalten, so ziehen wir auch während unseres Lebens um in eine andere Stadt, in ein anderes Haus, in eine andere Wohnung. Auch das gehört zum Glaubensleben: immer neue Entdeckungen machen im Hause Gottes, im Gebäude des Glaubens. Sich neu einrichten, ab und zu einen Tapetenwechsel vornehmen und oft genug lüften. Mancher hat es auch nötig, einmal ohne Dach über dem Kopf zu leben, auf Wanderschaft zu gehen - also aus der Kirche austreten, religiös unterwegs sein, ohne vor Anker zu gehen, irgendwann wieder in die katholische Kirche eintreten und dann evangelisch beerdigt werden. Wie tröstlich, dass Jesus uns auf diese Vielfalt des Glaubens hinweist: Jesus antwortet auf die Frage des Thomas mit einem vielen vertrauten Wort: Die Zugänge zu Jesus aber sind sehr unterschiedlich. Das können wir schon in der Jüngerschaft feststellen: Da ist Petrus, der sich nicht vorstellen kann, Jesus einmal zu verleugnen. Da ist Thomas, der von Glaubenszweifeln geplagt ist. Da sind Johannes und Jakobus, die sich als etwas Besseres wähnen. Schließlich ist da Judas, der sich enttäuscht von Jesus ab-
und dann gegen ihn wendet. Aber früher oder später mussten die Jünger, müssen wir erkennen: Im neuen Jahr wird uns im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum nicht nur das Verhältnis zur katholischen Kirche beschäftigen. Wir werden nicht nur voller Schrecken und selbstkritisch auf die gewalttätig-kriegerischen konfessionellen Auseinandersetzungen innerhalb des europäischen Christentums im 16. und 17. Jahrhundert zu blicken haben. Wir werden auch in eine grundsätzliche Debatte eintreten müssen über den Wert
von Pluralität, von Vielfalt der Lebensentwürfe und des Glaubens - vor allem im Blick auf das interreligiöse Zusammenleben heute. Entscheidend wird dabei zweierlei sein: Vor den Gefahren, Aufgaben und Möglichkeiten sollen wir nicht erschrecken. Vielmehr können wir dafür dankbar sein, dass wir uns diesen Herausforderungen stellen können: Was steht in der Bibel Johannes 14 6?Die Worte Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben gehören zu einer Bildrede Jesu (Joh 14,6). Es stellt das vorletzte einer Reihe von sieben Ich-bin-Worten Jesu dar, die im Evangelium nach Johannes überliefert sind.
Wie mich der Vater geliebt hat so habe ich euch geliebt?Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
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