Neben der Renaissance, der Reformation und der Entdeckung Amerikas kann auch die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg als Beginn einer neuen Epoche angesehen werden. Durch diese technologische Revolution mit beweglichen Lettern erhielten nun immer mehr Menschen Zugang zu Wissen. Bis ins 15. Jahrhundert war die Herstellung von Büchern sehr aufwendig und teuer gewesen. Gutenbergs neue Drucktechnik revolutionierte daher das geistige, religiöse und politische Leben der Menschen. Ohne sie wäre die rasante Ausbreitung der Renaissance und Reformation undenkbar gewesen. Show
Johannes GutenbergJohannes Gutenberg wurde ursprünglich mit dem Nachnamen Gensfleisch in Mainz um 1400 geboren und später nach dem Titel seines Hofes Gutenberg benannt. Er entstammte einer wohlhabenden Adelsfamilie und erlernte die Technik der Münzprägung. Von seinen jüngeren Jahren ist ansonsten nur bekannt, dass er in Mainz eine Klosterschule besuchte. Um 1430 ging er aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nach Straßburg, um geschäftliche und handwerkliche Tätigkeiten zu unternehmen. Dort arbeitete er wahrscheinlich an technischen Neuerungen des Druckverfahrens und suchte dafür nach Sponsoren. Ungefähr zwanzig Jahre später gelang Gutenberg nach seiner Rückkehr in Mainz der Durchbruch. Da er nun genug Geld für den Aufbau einer Druckwerkstatt hatte, begann er mit dem Bücherdruck. Seit 1450 kam es in Europa und später auf der ganzen Welt zu einer Medienrevolution, die die Telekommunikation der Menschen nachhaltig veränderte.1 Technische NeuerungenDie Technik von sogannanten Blockbüchern war die Vorstufe von Gutenbergs revolutionärer Neuerung. Für den Erfolg des Buchdrucks waren unter anderem die Entstehung einer deutschen Verkehrssprache und die Erfindung des Papiers von Bedeutung. Gutenbergs technisches Novum bestand darin, dass er einen Text mit 26 beweglichen Buchstaben bedruckte. Seine Druckmaschine nahm die einzelnen Buchstaben aus einem Setzkasten und reihte sie zu Wörtern auf einer Schiene auf. Nachdem alle Zeilen einer Seite voll waren, wurden die Buchstaben geschwärzt, das Papier durch die Druckpresse gepresst und dann zum Trocknen aufgehängt. DruckerzeugnisseAls Hauptwerk der neuen Drucktechnik gilt der Druck der Bibel. Die sogenannte Gutenberg-Bibel bestand aus zwei Spalten mit jeweils 42 Zeilen. Darüber hinaus publizierte Gutenberg Ablassbriefe und Propagandaschriften gegen die Türken. Seine Erfindung fand schnell Anklang und verbreitete sich rasant. Nach 1450 entstanden im deutschen Sprachraum die ersten Druckereien. Im frühen 16. Jahrhundert gab es in Europa bereits 1150 Druckereien mit ca. 500.000 Publikationen. Die meisten Bücher wurden zunächst in lateinischer Sprache gedruckt und waren daher nur den gebildeten Schichten der Bevölkerung zugänglich. Die überwiegende Mehrheit der Menschen konnte noch nicht Lesen und Schreiben. Des Weiteren wurden auch Texte antiker Schriftsteller, Kalender, Lehr- und Schulbücher veröffentlicht.2 FolgenDie schnelle Ausbreitung der neuen Drucktechnik hatte unmittelbaren Einfluss auf die Renaissance und Reformation. Die 95 Thesen von Martin Luther und seine Übersetzung der Bibel ins Deutsche konnte sich durch Gutenbergs Erfindung schnell verbreiten und eine breite Öffentlichkeit erreichen. Seitdem setzten sich die gebildeten Menschen mehr mit Glaubensfragen und der wahren Lehre der Bibel auseinander. Die Kirche spaltete sich aufgrund theologischer Differenzen in verschiedene Konfessionen. Der Druck von antiken Texten verhalf vor allem den geistigen Strömungen der Renaissance in Italien zum Durchbruch. Die Erfindung des Buchdrucks ist also wegen ihrer unmittelbaren Folgen auf das gesellschaftliche, religiöse und politische Leben mit dem Beginn einer neuen Epoche vergleichbar.3
Ausgerechnet über den Mann, der den Druck revolutionierte, sind wenige schriftliche Quellen erhalten. Vieles über Johannes Gutenberg ist bis heute Spekulation. Das Rätsel beginnt mit Gutenbergs Geburt.
Elke Schutt-Kehm, ehemalige stellvertretende Direktorin des Gutenberg-Museums in Mainz Johannes Gutenberg, das unbekannte Wesen
Ob Johannes Gutenberg diesem Porträt auch nur ein bisschen ähnlich sah, weiß niemand. Es entstand Jahrhunderte nach seinem Tod. Geboren wurde Gutenberg um das Jahr 1400 - wahrscheinlich zwischen 1394 und 1404 - und mit ziemlicher Sicherheit in Mainz. Möglicherweise aber auch in Eltville auf der anderen Rheinseite, wo die mütterliche Seite der Familie ein Haus besaß. Johannes war das dritte Kind des Kaufmanns Friedrich Gensfleisch und dessen zweiter Frau Else. Der Name Gutenberg leitet sich vom Hof zum Gutenberg ab, wo die Familie lebte. Als Kind einer Patrizierfamilie wurde Gutenberg sicherlich eine gute Schulbildung zuteil. Möglicherweise studierte Gutenberg in Erfurt. Für das Wintersemester 1419/1420 ist dort zumindest ein Johannes de Alta villa (Eltville) verzeichnet, bei dem es sich um Johannes Gutenberg handeln könnte. 7 Fakten, die Sie noch nicht über Johannes Gutenberg wussten
Johannes Gutenberg tüftelte in Straßburg am Buchdruck
Die rekonstruierte Werkstatt von Johannes Gutenberg im Gutenberg-Museum in Mainz. Was sicher verbürgt ist: Von 1434 bis 1444 hielt sich Gutenberg in Straßburg auf, damals eine der größten und reichsten Handelsstädte im Deutschen Reich. Dort feilte Gutenberg bereits an seiner Idee, Drucke serienmäßig herzustellen, und baute eine erste Presse. "Die Vorstufen zu der Erfindung sind in Straßburg gut belegt", berichtet Stephan Füssel, Mainzer Buchwissenschaftler und Herausgeber des Gutenberg-Jahrbuchs. In Mainz brachte Gutenberg seine Ideen
zur Marktreife:
Gutenbergs Erfindung: einzelne, wiederverwendbare ZeichenVon nun an ließen sich die Lettern in mehrfacher Ausführung gießen, immer wieder neu zusammensetzen und anschließend platzsparend in einem Setzkasten verstauen. In der Anfangszeit wurden zum Beispiel heißbegehrte Schulbücher für lateinische Grammatik gedruckt. Unterstützt wurde Gutenberg von Johannes Fust, einem Kaufmann, von dem ein Großteil der Finanzierung stammte, und dem Schreiber Peter Schöffer.
Elke Schutt-Kehm, ehemalige stellvertretende Direktorin des Gutenberg-Museums in Mainz Von Gutenberg erfolgreich gedruckt: Gutenberg-Bibel und Ablassbriefe
Die einzelnen Seiten der gedruckten Gutenberg-Bibel wurden zusätzlich von Hand farbig illustriert. Zwischen 1452 und 1454 entstand die fast 1.300 Seiten starke, zweibändige Gutenberg-Bibel. Weil sie in einem 42-zeiligen Layout gedruckt ist, wird sie auch kurz B-42 genannt. Etwa 180 Exemplare wurden gedruckt, davon rund 30 auf Pergament. Und wurden durchaus mit Erfolg unters Volk gebracht, wie Gutenberg-Experte Füssel weiß: Er verweist auf den Diplomaten und späteren Papst Enea Silvio de Piccolomoni, der von der Frankfurter Messe im Oktober 1454 berichtete, dass die gesamte Auflage vergriffen sei. Ebenfalls ein Renner waren die Ablassbriefe, die im Auftrag der Kirche zwischen 1454 bis 1455 zu Tausenden gedruckt wurden. Gläubige kauften sie und erhofften sich davon die Vergebung ihrer Sünden. Johannes Gutenberg wegen Veruntreuung vor GerichtAus dem Jahr 1455 ist das Dokument eines Notars erhalten: Geldgeber Fust bezichtigte Gutenberg, Geld, das er ausschließlich für den Druck der Bibel verwenden hätte dürfen, anderweitig ausgegeben zu haben. Vor Gericht bekam Fust Recht. Gutenberg wurde verurteilt und musste Fust die Bibel-Druckerei und einen Teil der gedruckten Bibeln überlassen. Fust führte die Druckerei anschließend mit Gutenbergs Mitarbeiter Peter Schöffer fort. Gutenberg gründete eine andere Druckerei. Vorreiter im Buchdruck: China und KoreaDer Buchdruck mit austauschbaren Buchstaben wurde in China schon im 11. Jahrundert mit beweglichen Lettern aus gebranntem Ton entwickelt. Im 13. Jahrhundert wurden in Korea bereits Metalllettern hergestellt. Gutenberg entwickelte seine Technik jedoch eigenständig für sich, zusammen mit einem Handgießinstrument und einer Druckerpresse. "Gutenberg hat als erster eine serielle Herstellung genormter Einzelteile konzipiert, berichtet Elke Schutt-Kehm, die ehemalige stellvertretende Direktorin des Gutenberg-Museums in Mainz. "Das ist technikgeschichtlich ein enormer Schritt gewesen." In Asien seien die Lettern für den Druck im Wachsgussverfahren, aus Ton gebrannt oder in Holz geschnitzt worden, was ein anderer Ansatz gewesen sei. Gutenberg wollte wie handgeschrieben drucken
Johannes Gutenberg tüftelte daran, Schriftstücke schnell und günstig herzustellen. Sie sollten aber mindestens so schön wie handgeschrieben sein. Gutenbergs Ziel war es, die gedruckten Werke den handschriftlichen nachzuempfinden. "Er wollte so schön drucken wie handgeschrieben", sagt Elke Schutt-Kehm. Für sie ist Gutenberg der erste Typograf: Der Guss seiner Metallbuchstaben stehe am Anfang der modernen Schriftgestaltung - bis hin zur Entwicklung von Fonts für digitale Schriftbilder. Gutenbergs Erfindung markiert den Beginn der Neuzeit, dank ihm konnten immer mehr Menschen überhaupt erst lesen und schreiben lernen und sich ganz neue Welten erschließen. Ohne den Buchdruck, darin sind sich Historiker einig, wäre die Entwicklung der Wissenschaften und der modernen europäischen Kultur so nicht vorstellbar gewesen.
Stephan Füssel, Mainzer Buchwissenschaftler und Herausgeber des Gutenberg-Jahrbuchs Gutenbergs Ehre und ErbeVerarmt und vergessen soll Gutenberg gestorben sein. "Hochgeehrt", hält Gutenberg-Experte Füssel dagegen. Gutenbergs Leistung wurde bereits zu seinen Lebzeiten gewürdigt: 1465 wurde er von Erzbischof Adolf von Nassau zum "Hofmann" ernannt und damit von Steuern und Lasten befreit. Zusätzlich erhielt er von ihm bis an sein Lebensende jährlich eimerweise Wein und Getreide sowie Kleidung. Gutenbergs modernes Druckverfahren verbreitete sich noch im 15. Jahrhundert in Europa und später in der ganzen Welt. Das Rätsel um Gutenbergs Tod 1468
Um Johannes Gutenberg ranken sich viele Legenden. Ein Geheimnis bleibt auch sein genauer Todestag. Am 3. Februar wird des Todestages Gutenbergs gedacht. Ob das wirklich stimmt, ist fraglich. Gutenberg ist in einer Totenliste der Begräbnisbruderschaft St. Viktor in Mainz-Weisenau aufgeführt: "Hengin Gudenberg Civis Mag" (der Mainzer Bürger Johann Gutenberg) - allerdings ohne Datumsangabe. Das vermeintliche Todesdatum 3. Februar 1468 geht laut dem Buchwissenschaftler Stephan Füssel auf einen Heimatforscher aus dem Jahr 1910 zurück und sei wissenschaftlich nicht haltbar. Bestattet wurde Gutenberg in der Mainzer Franziskanerkirche. Die ursprüngliche Kirche und das Grab existieren jedoch nicht mehr. 2016 tauchte in Würzburg ein Dokument vom 26. Februar 1468 auf, in dem der Mainzer Humanist Konrad Humery dem Erzbischof Adolf von Nassau bestätigt, dass er aus dem Nachlass von Gutenberg eine Druckerpresse erhalten habe. Daraus lasse sich schließen, dass Gutenberg etwa vier Wochen zuvor verstorben sei, erklärt Füssel. Interessant ist jedoch nicht nur für Füssel der Nachweis, dass Gutenberg bis zu seinem Lebensende eine Druckerpresse besessen und wohl auch noch damit gearbeitet hat.
Mark Twain im Jahr 1900, als Gutenbergs 500. Geburtstag gefeiert wurde Johannes Gutenberg, der Erfinder des BuchdrucksHier finden Sie weiterführende Informationen zu Johannes Gutenberg, zur Erfindung des Buchdrucks und zum Gutenberg-Museum in Mainz: Was veränderte die Erfindung des Buchdrucks?Erst der Buchdruck mit den beweglichen Lettern ließ es zu, dass Menschen die Möglichkeit hatten, gleichzeitig die gleiche Information an die Hand zu bekommen. Erst durch das Lesen von gedruckten Schriften konnten sie sich informieren, konnten sie aufgefordert werden, auch zu widersprechen und sich zusammenzutun.
Wie hat der Buchdruck die Menschheit verändert?Mit dem Buchdruck gab es plötzlich viel mehr Bücher zu vielen Themen. Das gab vielen Menschen die Möglichkeit, sich zu bilden und selber zu denken. Die Wissenschaft entwickelte sich, Universitäten entstanden.
Hat die Erfindung des Buchdrucks das Leben der Menschen stark verändert?Die Erfindung des Buchdrucks hat das Leben der Menschen stark verändert und bereichert. Dadurch erfolgte ein schneller allgemeiner Austausch von Gedanken und Ideen, eine „Globalisierung des Denkens“ wie heute durch das Internet.
Was hat Gutenberg verändert?Johannes Gutenberg Der geheimnisvolle Erfinder des Buchdrucks. Mit beweglichen Lettern revolutionierte Johannes Gutenberg den Buchdruck. Plötzlich konnte man Bücher schnell, günstig und massenhaft produzieren. Um den Mann, der Bildung für alle ermöglichte, ranken sich viele Legenden.
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