Wie viele Jahre verbringt ein Mensch auf Toilette?

Wien (APA) - Für viele Menschen ist das stille Örtchen tatsächlich ein Ort zum Wohlfühlen - inklusive beheiztem Sitz, Musik- und Lichtanlage...

Wien (APA) - Für viele Menschen ist das stille Örtchen tatsächlich ein Ort zum Wohlfühlen - inklusive beheiztem Sitz, Musik- und Lichtanlage. Generell verbringt jeder Mensch drei Jahre seines Lebens auf dem Klo. Pro Tag sind das etwas mehr als 20 Minuten, berichtete der Sanitäranlagenhersteller Laufen am Mittwoch anlässlich des Welttoilettentags am 19. November.

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Doch 40 Prozent der Gesamtbevölkerung der Welt haben gar keine Toilette. Daran soll der von den Vereinten Nationen ausgerufene auch Welttoilettentag erinnern. Kein Zugang zu Klos bedeutet auch keinerlei Zugang zu für die Gesundheit wichtige Sanitäreinrichtungen, hieß es in einer Aussendung von Laufen.

Erfinder des ersten Wasserklosetts war dem Unternehmen zufolge der Engländer Sir John Harrington. Nach den Plänen des italienischen Architekten Barozzi da Vignola ließ er sich 1589 einen Landsitz mit eigenem WC bauen. Zwar glich dieses Wasserklosett noch stark einem Plumpsklo, doch gehörte ein Wasserreservoir dazu, das die Klosettschüssel mit Wasser füllte. Die Prozedur war mühselig: Mit einem Stab musste eine am tiefsten Punkt des Klosetts angebrachte Schleuse geöffnet werden. Wenn alles klappte, wurden Fäkalien und Wasser in die darunter liegende Jauchegrube gerissen.

1775 ließ sich der Engländer Alexander Cumming ein WC patentieren, dessen Ablaufrohr doppelt gekrümmt war. Der Siphon war erfunden - und dieser unterband erstmals das Aufsteigen von Gerüchen.

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Das moderne Wasserklosett feierte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen Durchbruch. Als durch die Wiener Hochquellwasserleitung auch hierzulande die Wasserzufuhr ins Haus geregelt war, hielt rasch das Wasserklosett Einzug. Mittlerweile wird jedoch schon wieder in die Gegenrichtung geforscht: Es sollen Lösungen gefunden werden, die den Wasserverbrauch beim Spülen deutlich reduzieren.

Mikrobiologen der Universität Arizona empfehlen übrigens, auf öffentlichen Toiletten stets die erste Toilette zu wählen. Die Kabine am Eingang werde am wenigsten benutzt und sei in der Regel die sauberste. Die meisten Toiletten-Gänger seien sich dessen allerdings nicht bewusst und favorisierten die goldene Mitte. Überhaupt ist die Klobrille sauberer als ihr Ruf. Verglichen mit Telefonhörern, Tastaturen und Computermäusen ist die Keimbelastung auf Toilettensitzen geradewegs unbedeutend, so die US-Forscher.

Viel Wind wird in luxusverwöhnten Gesellschaften mittlerweile auch ums Toilettenpapier gemacht. Die Industrie unterscheidet nämlich zwischen vier verschiedenen Benutzergruppen. Es gibt Falter, Knüller, Wickler und Einzelblatt-Abreißer.

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Die teuerste Toilette der Welt befindet sich übrigens nicht auf Erden, sondern im All. Es ist der „Topf“ auf der internationalen Weltraumstation ISS. Für knapp 14 Millionen Euro kaufte die US-Weltraumbehörde NASA die High-Tech-Anlage von Russland. Das High-Tech-Stille-Örtchen ermöglicht es unter anderem, Urin zu Trinkwasser aufzubereiten.

Im Film Immer Ärger mit 40 gibt es eine besonders denkwürdige Szene: Paul Rudd tut als sein Charakter Pete so, als sitze er auf dem Klo, um in Ruhe auf seinem iPad zocken zu können. Seine Frau erwischt ihn und schreit durch die Badtür, sie wisse, dass er nicht wirklich kacken ist. Pete widmet sich wortlos wieder seinem Tablet.

Erst vor Kurzem geschah mir etwas Ähnliches. Meine Freundin sagte mir, dass ich angeblich "abnormal" viel Zeit auf dem Klo verbringen würde. Da fragte ich mich, ob alle Männer den Großteil ihres Lebens auf der Toilette sitzen – oder zumindest so tun. Oder bin es nur ich, der viel mit Pete aus Immer Ärger mit 40 gemeinsam hat?

2018 führte das britische Bad-Accessoire-Unternehmen Pebble Grey eine Studie durch, bei der herauskam, dass Pete und ich nicht alleine sind: Ein Drittel der britischen Männer verbringen pro Jahr insgesamt mehr als sieben Stunden auf dem Lokus, sie "genießen die Pause" und "vermeiden so Stress".

Wie viele Jahre verbringt ein Mensch auf Toilette?


Auf die Frage, was sie – abgesehen vom Offensichtlichen – auf dem Klo so treiben, antworteten 84 Prozent der männlichen Teilnehmer meiner Umfrage, dass sie sich durch die sozialen Medien klicken. 68 Prozent schauen Videos und 62 Prozent lesen Nachrichten. Danach folgten das Lesen von E-Mails und Nachrichten (49 Prozent) und das Schauen von TV-Serien (24 Prozent). Einige sagten noch, sie lesen ein Buch (14 Prozent) oder rufen jemanden an (8 Prozent).

Einige der Männer nannten Langeweile als Grund, andere Entspannung und Hygiene. Die häufigste Antwort mit fast 80 Prozent war aber, dass man aufs Klo ginge, um auch mal Zeit für sich allein zu haben.

"Manchmal kommt es echt vor, dass das Kacken so lange dauert."

Andy ist 30 Jahre alt und sagt, dass er seine durchschnittlichen 25 Minuten auf der Toilette dazu nutze, um das Essen zu planen und um "über Dinge nachzudenken". Das habe auch schon zu einigen Diskussionen mit seiner Freundin geführt.

"Ich habe das halt schon immer so gemacht", erzählt Andy am Telefon. Die Dinge, über die er auf dem Klo nachdenkt, hätten sich dabei über die Jahre geändert. "Inzwischen lebe ich mit meiner Freundin zusammen. Da nutze ich diese Zeit für mich dazu, um das gemeinsame Abendessen zu planen und um allgemein durchzugehen, was die kommenden Tage so ansteht."

"Ich kann da richtig produktiv sein", sagt er.

Der 25-jährige Harry sagt, dass er schon "seit er denken kann" rund 20 bis 30 Minuten auf dem Klo verbringe.

"Manchmal kommt es echt vor, dass das Kacken so lange dauert", erzählt er und lacht. "Meistens verbringe ich aber so viel Zeit auf dem Klo, weil ich am Handy hänge oder Fußball schaue."

Im Gespräch mit dem Psychotherapeuten Benjamin Jackson, der sich auf Probleme von Männern spezialisiert hat, wird klar, dass Männer die Zeit für sich vielleicht dazu brauchen, um ein Testosteron-Level wieder hochzufahren, das durch Sozialisierungs-, Arbeits- oder gar sexuellen Druck gesunken ist.

"Ich frage die Männer in unseren Sitzungen immer, wo sie Zeit für sich haben", sagt Jackson. "Wenn sie in kleinen Wohnungen oder großen WGs leben, ist dieser Ort oft die Toilette." 

Um seine Hormontheorie weiter zu erklären, sagt der Psychotherapeut: "Oxytocin beeinflusst als sogenanntes Kuschelhormon unsere sozialen Interaktionen und senkt das Testosteron-Level. Wenn ein Mann also viel Zeit alleine in einem Zimmer verbringt, versucht er vielleicht, dieses Level wieder hochzubringen, damit er der Partner oder Mitbewohner sein kann, der er seiner Meinung nach sein sollte."

Laut Jackson neigen Männer zu Aktivitäten, bei denen man sich nur auf eine Sache konzentrieren muss – etwa ein Fußballspiel anschauen oder Nachrichten lesen –, um Stress zu lindern. "Wenn man nach den typischen Gender-Stereotypen geht, bevorzugen Männer in diesen Situation das Denken und Machen, während es bei Frauen das Fühlen und das Sein ist", sagt Jackson. "Deswegen ist es Frauen im Allgemeinen viel wichtiger, mit Freundinnen und Freunden zu reden."

"Für mich ist das wie ein Reset – und die Chance auf ungestörte Zeit nur für mich selbst."

63 Prozent der Männer, die bei meiner Umfrage mitgemacht haben, gaben an, dass sie vor allem dann absichtlich länger auf dem Klo sitzen, wenn sie wegen der Arbeit oder ihres Privatlebens frustriert sind. Der Grund: Sie sehen die Toilette als Safe Space.

Andy sagt dazu: "Für mich ist das wie ein Reset – und die Chance auf ungestörte Zeit nur für mich selbst." Offensichtlich ist das Klo für Männer viel mehr als nur ein Ort, an dem sie ihre körperlichen Abfälle loswerden. Dort werden sie auch ihren psychischen Ballast los.

Das Schamgefühl, das viele Männer mit dem Sprechen über ihre Gefühle empfinden, ist nichts Neues: Bei einer Studie aus dem Jahr 2019 kam heraus, dass 58 Prozent der Männer in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien immer noch glauben, emotional stark sein zu müssen und keine Schwächen zeigen zu dürfen. Da überrascht es kaum, dass Jackson andeutet, wie die ideale Therapiestunde für Männer aussieht: Sie verbringen eine Stunde alleine und müssen mit niemandem reden. Klingt verdächtig nach der Zeit auf dem Klo. 

"Dieser Rückzugsort ist sehr wichtig", sagt Jackson. "Genauso wichtig ist es aber, dass dieser Ort nicht dazu genutzt wird, um Dingen aus dem Weg zu gehen."

Ein Teilnehmer meiner Umfrage beschrieb das Klo als Ort, an dem er einen ruhigen Moment ohne den Druck des Alltags nur für sich genießen kann. Und plötzlich klingt das viel ergreifender als vorher.

Wie viele Stunden verbringt ein Mensch auf der Toilette im Jahr?

Männer verbringen sieben Stunden pro Jahr auf dem Klo – um ihre Ruhe zu haben.

Wie oft gehen die Deutschen aufs Klo?

Frauen und auch Männer gehen im Durchschnitt mindestens fünf Mal pro Tag fürs "kleine Geschäft" auf die Toilette. Zusätzlich noch einmal für das "große Geschäft", wobei 22 Prozent der Männer dies auch zweimal am Tag "können".

Warum müssen Frauen oft auf die Toilette?

Dass Frauen öfters auf die Toilette gehen müssen als Männer, ist eine Beobachtung, die sehr viele Menschen machen. Und theoretisch ist das auch richtig, weil die Frauen eine kleinere Blasenkapazität haben als Männer. Bei Frauen ist die Kapazität etwa so 400 Milliliter und bei Männern 500 Milliliter.

Wie viele Menschen sind gerade auf der Toilette?

54 Prozent der Menschheit verfügt laut Weltgesundheitsorganisation (WTO) aktuell über eine reguläre, an die Kanalisation (oder sonstige professionelle Entsorgung) angeschlossene Toilette im eigenen Haushalt, bei weiteren 24 Prozent ist immerhin die allein genutzte Toilette top, auch wenn beim Abwasser nicht alles ...