Wo ist Diesel billiger Deutschland oder Tschechien?

Nicht mehr deutsche Kunden an tschechischen Tankstellen

Die tschechische Tankstellenpächterin sagt, 85 bis 90 Prozent der Kunden kämen schon immer aus Deutschland. Und dieser Anteil sei in den vergangenen Tagen nicht gestiegen.

An der Shell-Tankstelle in Marienberg ein paar Autominuten weiter auf der deutschen Seite hat sich inzwischen eine Schlange gebildet – allerdings nicht an den Zapfsäulen, sondern an der Waschanlage. Eine Marienbergerin poliert ihren Wagen gerade auf Hochglanz. Zum Tanken fährt sie aber rüber nach Tschechien.

"Nein ich war nicht hier tanken, weil mir das zu teuer geworden ist", sagt sie. Sie sei auch vorher schon oft zum Tanken über die Grenze gefahren, nun würde sie aber gar nicht mehr in Deutschland tanken.

Menschen in Grenznähe profitieren

Für Menschen, die in der Nähe der tschechischen Grenze leben, stimmt die Rechnung nach wie vor. Ambitionierten Tanktouristen und Sparfüchsen empfiehlt es sich aber, vorher lieber den Taschenrechner zu zücken.

Benzinpreise in Polen deutlich niedriger In Polen wurde die Mehrwertsteuer auf Benzin zum 1. Februar von 23 Prozent auf acht Prozent vorübergehend gesenkt. Die Regelung gilt für sechs Monate. Ein Liter Super ist dadurch etwa 50 Cent bis 65 Cent günstiger als in Deutschland.

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Erstellt: 08.09.2022, 04:51 Uhr

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Wo ist Diesel billiger Deutschland oder Tschechien?

Die Spritpreise steigen in Deutschland. Die Preisanzeige an einer Tankstelle in Berlin am Freitag, 2. September 2022. © IMAGO/Andreas Friedrichs

Nach Ende des Tankrabatts schnellen die Spritpreise hierzulande nach oben. Doch ein Blick auf die Preise an den Zapfsäulen in Frankreich oder Tschechien überrascht.

Berlin - Der Tankrabatt in Deutschland ist seit Ende August Geschichte, die Preise an den Tankstellen ziehen an. Ein Liter Superbenzin der Sorte E10 kostete im bundesweiten Durchschnitt am Donnerstag 2,02 Euro und damit stolze 23 Cent mehr als am Vortag, wie aus Zahlen des ADAC von Freitag hervorging. Ein Blick in die Nachbarländer Frankreich oder Tschechien zeigt deutlich günstigere Preise. Wie geht das?

So entsteht der Benzinpreis in Deutschland

Innerhalb der Europäischen Union zählt Deutschland üblicherweise zu den Ländern mit den höchsten Spritpreisen. Vor Einführung des Tankrabatts war Super-Benzin am 30. Mai in den EU-Nachbarstaaten nur in Dänemark und den Niederlanden teurer als in Deutschland, Diesel nur in Dänemark.

Der Großteil der Diesel- und Benzinpreise setzt sich aus Steuern zusammen. Allein die Energiesteuer beträgt in Deutschland normalerweise 65,45 Cent pro Liter bei Benzin und 47,05 Cent pro Liter beim Diesel. Der Tankrabatt reduzierte diese Steuersätze: Bei Diesel lag die Steuerentlastung bei rund 14 Cent pro Liter (auf den Steuersatz von nun 33 Cent pro Liter), bei Benzin sank die Steuer um etwa 30 Cent auf den temporären Steuersatz von 35,9 Cent pro Liter. 

Eine Untersuchung des Portals Vergleich.org zeigte allerdings, dass sich die Gewinne der Mineralölkonzerne bei steigenden Preisen an den Tankstellen erhöhten, die Steuern hingegen nur geringfügig stiegen oder anteilig sogar sanken. Deshalb war der Tankrabatt nicht unumstritten. Denn Experten bezweifelten bereits im Vorfeld, dass die Mineralölkonzerne den reduzierten Steuersatz an die Kunden weitergeben würden. Tatsächlich kam nicht die ganze Ermäßigung bei Verbrauchern an, doch offenbar konnte der Rabatt die Spritpreise in Deutschland zeitweise senken.

Steuer auf Energiepreise in Tschechien niedriger: Nur sechs Cent Abgaben je Liter Treibstoff

Nach Einführung des Tankrabatts im Juni waren Benzin und Diesel an deutschen Tankstellen günstiger oder ähnlich teuer wie in den meisten direkten EU-Nachbarstaaten. Autofahrer in Deutschland zahlten am 20. Juni nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Tagesdurchschnitt 1,97 Euro für einen Liter Super E5 sowie 2,06 Euro je Liter Diesel. Im Vergleich mit Deutschlands direkten Nachbarn war Super-Benzin der Sorte E5 (beziehungsweise Eurosuper 95) an diesem Tag allerdings in Polen (1,70 Euro), Tschechien (1,93 Euro) und Luxemburg (1,94 Euro) niedriger. Auch Diesel war in Polen (1,69 Euro), Tschechien (1,93 Euro) und Luxemburg (2,00 Euro) billiger als in Deutschland.

Tschechien schaffte es demnach immer, die Benzinpreise niedriger zu halten als in Deutschland. Die Regierung des Nachbarlandes beschloss bereits im April eine Senkung der Verbrauchssteuern auf Benzin und Diesel. Wie Premierminister Petr Fiala informierte, fallen demnach je Liter Treibstoff nur noch sechs Cent an Abgaben an. Zuvor lagen die Steuern bei rund 52 Cent für Benzin und 41 Cent für Diesel. Allerdings zeigt der Blick auf die Preisangabe an der Zapfsäule nicht die ganze Wahrheit. Denn die Kaufkraft in Tschechien ist geringer als in Deutschland. Ein Euro war im Nachbarland im Juni 1,20 Euro wert - rechnet man dies auf den Spritpreis um, ergäbe das einen Preis von etwa 2,31 Euro für Benzin und Diesel.

Viele grenznahe Deutsche fahren nach Frankreich zum Tanken

Doch auch Frankreich schafft es aktuell, den Spritpreis niedrig zu halten - die Kaufkraft ist mit Deutschland eher vergleichbar. Wegen der vergleichsweise günstigen Preise wird das Tanken bei den französischen Nachbarn bei deutschen Autofahrern beliebter. Wie eine Verantwortliche einer grenznahen Tankstelle in Straßburg berichtete, seien rund 70 Prozent der Kunden am Donnerstag (1. September) aus dem benachbarten Deutschland gekommen. An der Tankstelle unweit der Europa-Brücke warteten zahlreiche Autofahrer aus Frankreich und Deutschland.

„Bei uns kostet Super E10 inzwischen über zwei Euro“, sagte am Donnerstag ein Mann aus Kehl im Ortenaukreis. „Hier [in Frankreich] ist es heute über 50 Cent preiswerter.“ Hintergrund des Preisgefälles sind unterschiedliche Regeln in den beiden EU-Ländern. Während in Deutschland der Tankrabatt Ende August auslief, erhöhte Frankreich in der Nacht zum Donnerstag den Nachlass an der Zapfsäule. Statt bisher 18 Cent wird im September und Oktober auf dem französischen Festland ein Rabatt von 30 Cent pro Liter Benzin oder Diesel gewährt.

In den Folgemonaten soll der Tankrabatt dann aber auch in Frankreich abschmelzen: Im November und Dezember liegt die Ermäßigung dann bei 10 Cent je Liter und läuft zum Jahresende aus. Die Beispiele aus Tschechien, Frankreich und Deutschland machen aber eines klar: Steuersenkungen helfen, den Spritpreis zu senken - auch wenn die Ermäßigungen nicht immer vollständig bei den Verbrauchern ankommen. Welche Entlastungen die Bundesregierung künftig vorsieht, erfahren Verbraucher bei der Vorstellung des dritten Entlastungspakets am Sonntagvormittag (bme/dpa).

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