Wenn wir unsre gaben bringen gotteslob

1) Wenn wir unsre Gaben bringen, sollen sie ein Zeichen sein,
dass wir da sind, um zu feiern, denn Gott lädt uns alle ein.

2) Wenn wir unsre Gaben bringen, lasst uns preisen unsern Gott,
der uns schenkt die Frucht der Erde, Leben gibt in Wein und Brot.

3) Wenn wir unsre Gaben bringen, bringen wir uns selber dar.
Was wir sind und mit uns tragen, legen wir auf den Altar.

4) Wenn wir unsre Gaben bringen, wollen wir Gemeinschaft sein,
dann bist du in unserer Mitte, schenkst dich uns in Brot und Wein.

Orgel: Bernhard Schneider
Chor: Singschule St. Aegidien

Achtung: Die Audiodateien sind zum Anhören und Üben für die Kirchenmusiker der norddeutschen Metropolie. Sie dürfen nicht für Gottesdienste u.a. verwendet werden

Wenn wir unsre Gaben bringen, sollen sie ein Zeichen sein

Lied im Gesangbuch

Gotteslob: 724 (Anhang Bistum Würzburg)

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„Wenn wir unsre Gaben bringen“, welches Lied soll’n wir dann singen?

Über diese Frage habe ich unlängst mit meinem Gemeindepfarrer diskutiert. Er war der Meinung, es sollte eines der Lieder sein, die das GOTTESLOB 2013 unter der Rubrik ‚Gesänge zur Gabenbereitung‘ anbietet. Konkret ging es um das Lied „Wenn wir unsre Gaben bringen“ von Kathi Stimmer-Salzeder 1984 im Eigenteil von Freiburg und Rottenburg (738). Ich dagegen hielt mich an die Intention der ‚Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch‘ (AEM), die nirgendwo verlangt, die ursprünglich privaten Gebete des Priesters während der Gabenbereitung durch die singende Gemeinde zu verdoppeln. Da dies in der AEM aber nicht so einfach abzulesen ist, musste ich etwas weiter ausholen. Im Artikel 50 heißt es:

Das Herbeibringen der Gaben wird vom Gesang zur Gabenbereitung begleitet, der wenigstens so lange fortgesetzt wird, bis die Gaben zum Altar gebracht sind. Die Bestimmungen für diesen Gesang sind dieselben wie für den Gesang zur Eröffnung (Nr. 26). Wird nicht gesungen, entfällt auch das Lesen des Textes.

Da musste ich also auch noch den Artikel 26 zitieren:

Der Gesang [zur Eröffnung] wird entweder im Wechsel von Sängerchor und Gemeinde beziehungsweise von Kantor und Gemeinde oder allein von der Gemeinde beziehungsweise dem Sängerchor ausgeführt. Man kann den Eröffnungsvers mit dem dazugehörigen Psalm aus dem Graduale Romanum beziehungsweise dem Graduale Simplex verwenden oder einen anderen Gesang, der diesem Teil der Feier, dem betreffenden Tag oder der liturgischen Zeit entspricht und dessen Text von der Bischofskonferenz gebilligt ist.

Somit bekennt sich die AEM neben dem Bezug zur Gabenbereitung („Teil der Feier“) ganz klar zur Tradition des Offertoriums im Gregorianischen Choral, dessen Texte sich keineswegs auf die Handlung der Gabenbereitung beziehen, sondern in häufigen Fällen mit dem vorausgegangenen Evangelium in Verbindung stehen („dem betreffenden Tag“). In anderen Fällen sind die Texte auch mit dem Gesang zur Eröffnung identisch oder demselben Psalm entnommen („der liturgischen Zeit“). Das Gesagte bestätigt die AEM ex negativo im Artikel 221 des Abschnitts über die Messfeier ohne Gemeinde:

Die Antiphon zur Gabenbereitung entfällt.

„Antiphon zur Gabenbereitung“ ist die korrekte Übersetzung der alten Bezeichnung für den Gesang zur Gabenbereitung Antiphona ad offertorium. Ursprünglich – etwa vom 4. Jahrhundert an – war es eine einfache Antiphon, die zu den Versen eines Psalms gesungen wurde, während die Gläubigen ihre Opfergaben zum Altar brachten. Überliefert sind aber seit dem 10. Jahrhundert nur Gesänge mit einem reichen Hauptstück in der Art eines Responsoriums, zu dem der Solist ein bis drei kunstvolle Verse vortrug, nach denen der Chor in der Regel einen Teil des Responsums wiederholte. Der Name „Offertorium“ kommt von lat. offerre, das mit „darbringen“ zu übersetzen ist. Aus der Kombination „zum Opfer herbeibringen“ entstand dann im Laufe der Zeit das Wort „opfern“ und der missverständliche Begriff „Opferung“.

Warum bietet aber das GOTTESLOB 2013 ausschließlich Gesänge zur Gabenbereitung an, die auf die entsprechenden Priestergebete Bezug nehmen? Bei näherer Betrachtung stellt man zunächst fest, dass die Gesänge fast ausnahmslos bereits im Vorgängerbuch standen.

Ohne jede Veränderung wurden übernommen:
• 183 Dir Vater Lobpreis werde (Maria Luise Thurmair 1973/1975; Caspar Ulenberg 1582
• 186 Was uns die Erde Gutes spendet (Friedrich Dörr 1971; Guillaume Franc 1543)

„Gendergerechte“ sprachliche Veränderungen enthalten:
• 184 Herr, wir bringen in Brot und Wein (Hans Bernhard Meyer 1970; Peter Janssens 1970)
Die Strophen standen bisher nur im weithin unbekannten „Vorsängerbuch zum Gotteslob“. Leider hat man die wirkungsvolle Aufteilung Vorsänger/Alle nicht übernommen. Denn nur so lässt sich mit einem Crescendo der Übergang vom Vers mit der harmonischen Steigerung G – A – H7 überzeugend darstellen. „Im brüderlichen Mahl“ wurde zu „im österlichen Mahl“ und „Brüder an seinem Tisch“ zu „Freunde an seinem Tisch“. Was sind „Freunde“ in Facebook gegen den Rütlischwur „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern“!?
• 187 Wir weihn der Erde Gaben (Petronia Steiner 1945/1993; vor 1526/Michael Töpler 1532)
Aus „Christi Brüder“ wurden „Christi Glieder“. Das ist in dieser Kürze äußerst missverständlich! Vgl. Röm 12,5: „So sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören.

Der folgenden Melodie wurde ein „neuer“ Text unterlegt:
• 185 Du hast, o Herr, dein Leben (1. Str.: Köln 1880, 2. Str.: Petronia Steiner 1945; Melchior Teschner 1613/1614)
Statt der von der EGB-Kommission 1972 gebastelten einstrophigen Fassung stehen hier nun zwei Strophen. Die erste Strophe stand bereits in „Kirchenlied“ 1938 und wurde unverändert in das GOTTESLOB 2013 übernommen. Das Urteil über das „Produkt“, das jene Kommission aus dieser ersten Strophe und der zweiten Strophe von Petronia Steiner hergestellt hat, überlasse ich dem geneigten Leser.
O Gott, nimm an die Gaben, / die du uns hast verliehn; / nimm alles, was wir haben, zu deinem Lobe hin. / Bereite Herz und Hände, / dass würdig wir begehn / das Opfer ohne Ende, / das du dir ausersehn.
Dass der alte Text wieder neu hergestellt wurde, zeigt Respekt vor dem Autor (?) und der Autorin. Bei der Notation der Melodie wird aber der stimmliche „Niedergang des Abendlandes“ sichtbar, von C dur von 1938 über B dur von 1975 zu A dur von 2013.

Neu ins GOTTESLOB 2013 wurden aufgenommen:
• 188 Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen (Raymund Weber 2009; Andrew Lloyd Webber 1970)
Über diese Abendmahlsparodie habe ich schon in meinen Beitrag vom November 2014 geschrieben.
• 189 Siehe, wir kommen, kommen mit Jauchzen, unsere Gaben zu bringen.
T: nach Ps 100,2; M: Gerhard Kronberg (1913-2001)
Auch wenn bei der Textangabe steht: „nach Ps 100,2“, muss man hier von Etikettenschwindel sprechen. Denn eigentlich ist dieser Kehrvers eine nur im Hinblick auf die Gabenbereitung gemünzte Antwort auf den Psalmvers: „Dient dem Herrn mit Freude! / Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!“ Wenn man zum Kehrvers den Psalm 100 singt, hat man genau die Form eines Gesanges zur Gabenbereitung, wie sie im 4. Jahrhundert praktiziert wurde. Seither hat sich aber die Liturgie weiter entwickelt und so kunstvolle Gebilde hervorgebracht wie das entsprechende Offertorium „Iubilate Deo omnis terra“ (Graduale triplex, S. 259 bzw. Graduale novum, S. 22) mit seinen zwei Versen (Offertoriale triplex, S. 23ff.). Man denke auch an die vierstimmige Motette „Iubilate Deo“ von Orlando di Lasso.

Wenn ich nun zu der oben gestellten Frage nach dem Anlass zur Entstehung von „Gabenbereitungsliedern“ zurückkomme, so führt die Spur zum wiederholten Male zum Begriff der „Deutschen Singmesse“ aus der Aufklärungszeit. Während der Priester am Altar die Messe in lateinischer Sprache feierte, sollte die Gemeinde parallel dazu das Geschehen in Form von deutschen Liedern mitvollziehen. Als bekanntestes Beispiel diene das Lied zur Opferbereitung aus der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert mit dem Text von Johann Philipp Neumann:
1. Du gabst, o Herr, mir Sein und Leben / und deiner Lehre himmlisch Licht. / Was kann dafür ich Staub dir geben? / Nur danken kann ich, mehr doch nicht, / nur danken kann ich, mehr doch nicht.
2. Wohl mir, du willst für deine Liebe, / ja nichts als wieder Lieb allein, / und Liebe, dankerfüllte Liebe / soll meines Lebens Wonne sein, / soll meines Lebens Wonne sein.
3. Mich selbst, o Herr, mein Tun und Denken / und Leid und Freude weih ich dir; / Herr, nimm durch deines Sohnes Opfer / dies Herzensopfer auch von mir, / dies Herzensopfer auch von mir.

Heutzutage haben wir eine andere Situation. Da seit dem zweiten Vatikanischen Konzil die Messe in der Muttersprache gefeiert werden kann, erscheint eine besondere Thematisierung der Gabenbereitung in einem Lied nur in besonderen Fällen wie z.B. der Erstkommunion geboten. Im Normalfall sollte jedoch der Schwerpunkt auf dem Bezug zum Evangelium liegen. Ich wähle als Beispiel das Evangelium vom Freitag der 11. Woche im Jahreskreis. Die zentrale Textstelle „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ hat die Verfasser des ehemaligen Werkbuchs zum Gotteslob VIII – Die Wochentage des Jahres, Freiburg 1978 veranlasst, die Lieder „Mein schönste Zier und Kleinod bist“ Nr. 559, „Du meine Perl, du werte Kron“ Nr. 554, Str. 2 und „Schönster Herr Jesu“ Nr. 551 vorzuschlagen. Alle drei Lieder finden sich auch im GOTTESLOB 2013 (361, 357 und 364). Die zweite Strophe von Nr. 357, versehen mit einer ausführlichen Intonation, füllt genau die knappe Zeit der Gabenbereitung und hat mich neulich veranlasst, während der Kommunion den ersten Teil der bekannten Choralbearbeitung „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Dieterich Buxtehude zu spielen. Es wäre wünschenswert, wenn ein solches Werkbuch auch für das GOTTESLOB 213 herausgegeben würde.

Mit meinem Pfarrer habe ich mich dann schließlich geeinigt. Falls mir eines Tages kein „geeignetes“ Lied zur Gabenbereitung einfällt, werde ich für den Gottesdienst am Freitagabend auf seinen Wunsch hin auch ausgesprochene Gabenbereitungslieder berücksichtigen. Es muss ja nicht gerade das bayerische Schnaderhüpferl von Kathi Stimmer-Salzeder sein. Da tanze ich doch lieber den Gabe-und-Geber-Walzer von Hans Bernhard Meyer und Peter Janssens.

Anton Stingl jun.