Was bedeutet stechender Schmerz in der Scheide?

Über die Ursachen einer Vulvodynie gibt es verschiedene Theorien. Eine Vermutung ist, dass nach einer Infektion eine chronische Entzündungsreaktion im Gewebe verbleibt, sodass eine erhöhte Berührungsempfindlichkeit entstehen kann. Bei Frauen mit einer Vulvodynie wurden im betroffenen Gewebe mehr Nervenfasern gefunden, als bei Frauen ohne Beschwerden. Bei Schmerzen der gesamten Vulva vermutet man, dass im Gehirn die Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung verändert sind.

Die Therapie der Vulvodynie richtet sich nach den vermuteten Ursachen und sollte multidisziplinär erfolgen. Es gibt einige grundsätzliche Empfehlungen:

  • Keine starke Reizung des betroffenen Bereiches, z.B. keine Seifen, Waschgels etc. benutzen, dafür sanfte, neutrale und fettende Hautpflege verwenden.
  • Falls eine Pilzinfektion besteht: besser Medikamente zur Einnahme gebrauchen statt Pilz-Cremes und Zäpfchen. Tatsächlich nur dann eine Pilzbehandlung durchführen, wenn die Diagnose gesichert ist!
  • Lokale Behandlungen mit Östrogen-Cremes und Kortison kritisch überprüfen. Denn die Produkte können zum Teil (auch wenn der Wirkstoff darin grundsätzlich ggf. richtig ist) durch Zusatzstoffe bzw. Konservierungsstoffe eine Reizung verursachen.

Eine psychotherapeutische Unterstützung ist oft hilfreich und auch eine gezielte Kräftigung des Beckenbodens durch Physiotherapie kann helfen.
Die lokale Applikation von 5%iger Lidocainsalbe erweist sich oft als positiv, wobei die Wirkung der Salbe nach einigen Stunden endet und ein Schmerz länger bestehen kann. Es wird auch über den Einsatz von Psychopharmaka diskutiert, als erste Wahl gelten trizyklische Antidepressiva. In seltenen Fällen kann über eine Gewebeentfernung („Vestibulektomie“) im Schmerzbereich nachgedacht werden.

Sehr gute Information gibt es beim Netzwerk Vulvodynie: www.vulvodynie.ch/de/home
 
Außerdem gibt es www.vaginismus-selbsthilfe.de , dort findet sich eine Datenbank mit spezialisierten Therapeut:innen im deutschsprachigen Raum.

*Der Begriff „Schamlippen“ wird kritisch gesehen, da er „Scham“ beinhaltet. Man kann gut auch den Begriff „Venuslippen“ benutzen. In meinem Artikel verwende ich die gebräuchlichere und für viele Frauen noch bekanntere Bezeichnung.

Begriffe wie Vulvodynie und Vestibulodynie dürften den meisten Frauen fremd sein. Weniger fremd sind ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit Schmerzen und Brennen im Intimbereich, genauer im Bereich der Vulva. Für die betroffenen Frauen bedeutet das eine große Einschränkung ihrer Lebensqualität. Der Weg zur Diagnose ist oft lang.

Von Vulvodynie sprechen Gynäkologen, wenn Schmerzen und Brennen im Bereich der gesamten Vulva auftreten, von Vestibulodynie, wenn im feuchten Teil der Vulva, zwischen den kleinen Schamlippen, die Beschwerden mindestens drei Monate lang anhalten. Schmerzen und Brennen können spontan oder bei Berührung auftreten. Teilweise kommt es zu Rötungen.

Vulvodynie und Vestibulodynie: Jede 20. Frau einmal im Leben betroffen

"Schätzungsweise jede 20. Frau leidet einmal in ihrem Leben zeitweise unter den unerklärlichen Schmerzen und Brennen im Intimbereich. Manche von ihnen sogar mehrere Jahre", weiß Professor Werner Mendling, Leiter des Deutschen Zentrums für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. "Viele Frauen können weder Sex haben noch Tampons benutzen. Selbst Radfahren und Sitzen ist häufig nicht oder nur unter starken Schmerzen möglich."

Und nicht nur das: Selbst Urinieren kann zu starken Schmerzen führen, ebenso die Blutungen bei der Periode. Um zu verdeutlichen, wie belastend die Erkrankung sein kann: Viele Betroffene berichten von "Schmerzen wie Feuer", "stechenden Nadeln", "Reibeisen" oder "offenem Fleisch".

Bei Vulvodynie und Vestibulodynie liegt keine Infektion vor

Die Ursachen der Vulvodynie und Vestibulodynie sind noch nicht vollständig erforscht. Das Besondere an dem Krankheitsbild ist, dass weder eine Infektion noch eine Hauterkrankung vorliegt. Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass die Schmerzstörung häufig in Verbindung mit emotional stark belastenden Konflikten und psychischen Belastungen auftritt.

Störungen in der Schmerzverarbeitung in der empfindlichen Hautpartie sowie im zentralen Nervensystem werden ebenso diskutiert wie eine Hochregulation des Immunsystems mit einer Überproduktion schmerzauslösender Moleküle. Traumata und Nervenwachstumsfaktoren werden ebenfalls in Betracht gezogen.

"Schmerzstörung im Intimbereich kaum bekannt"

"Leider ist diese Erkrankung in der Öffentlichkeit und bei Ärzten noch wenig bekannt, sodass vielen Frauen, die darunter leiden, damit Unrecht getan wird, wenn ihr Problem leichtfertig als dauernde Infektionen oder Psychoproblem abgetan wird", sagt Mendling, der seit vielen Jahren die Krankheitsbilder der Vulvodynie und Vestibulodynie untersucht. "Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Je mehr Frauen und auch Ärzte wissen, dass es diese Schmerzstörung gibt und dass sie alles andere als selten ist, desto besser stehen die Chancen auf eine frühe Diagnose und eine Linderung der Beschwerden."

Burning Vulva Syndrome: Diese Symptome können auf die Schmerzstörung hinweisen

An Vulvodynie beziehungsweise Vestibulodynie, früher auch "Burning Vulva Syndrome" genannt, sollten Frauen dann denken, wenn zu der wiederkehrenden Schmerzempfindlichkeit und dem Brennen im Intimbereich keine weiteren, für andere Erkrankungen typischen Symptome auftreten, wie etwa Ausfluss, ein unangenehmer Geruch, Nässen oder Juckreiz.

Falsche Therapien verstärken die Beschwerden

Ohne die Diagnose der belastenden Störung geraten die betroffenen Frauen in einen Teufelskreis aus Schmerzen und verschiedenen Therapien. "Die wichtigste, die Beschwerden verschlimmernde Komponente ist das ständige Verabreichen von Haut- und Vaginalcremes oder Scheidenzäpfchen, ohne dass eine Infektion vorliegt", so der Experte.

Ein weiteres Problem sei, dass Untersuchungen von bakteriologischen Kulturen aus der Scheide oft dazu führten, dass Bakterien als kritisch angesehen würden, die zur normalen Flora gehörten. Langwierige und unnötige Antibiotika-Behandlungen, welche das Gleichgewicht der Scheide noch mehr zerstörten, seien häufig die Folge. "Als Ergebnis haben viele Frauen zusätzlich mit neuen Problemen zu kämpfen, darunter beispielsweise Blasenentzündungen. Oder es nehmen Pilze Überhand", so Mendling.

Es gibt kein Medikament gegen Vulvodynie und Vestibulodynie

Ist die Diagnose Vulvodynie oder Vestibulodynie gestellt, sollte laut dem Experten die Anwendung von Antibiotika und Antipilzmitteln (Antimykotika) beendet werden. Der Intimbereich wird lediglich mit Wasser gewaschen und vorsichtig trocken getupft. Medikamentös kommen lokal oder oral Antiepileptika oder Antidepressiva in Betracht, die in der Lage sind, sogenannte neuropathische Schmerzen zu reduzieren.

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"Wichtig ist ein gesamtheitliches, interdisziplinäres Konzept, um psychosozial und körperlich wieder ins Lot zu kommen. Die Therapie muss dabei individuell zusammengestellt werden. Jede Frau reagiert anders auf die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Manchmal kann erst nach einigen Versuchen eine Linderung erreicht werden", so Mendling. Im letzten Schritt kann auch ein operativer Eingriff helfen. Bei manchen Frauen lassen die Beschwerden nach einiger Zeit von selbst wieder nach.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Was bedeutet stechender Schmerz in der Scheide?
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Verwendete Quellen

  • Erkrankungen der Vulva. Leitlinien der Gynäkologie und Geburtshilfe., Genfer Stiftung für medizinische Ausbildung und Forschung (Stand: 5.4.2022)
  • Netzwerk Vulvodynie. Was ist Vulvodynie? www.vulvodynie.ch (abgerufen am 1.6.2022)

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Wie Nadelstiche im Intimbereich?

Vulvodynie bedeutet Schmerzen im Bereich der Vulva. Nach Definition der Vulvodynie handelt es sich um einen Schmerz, der mindestens drei Monate besteht. Die Art des Schmerzes wird individuell sehr verschieden erlebt: von Brennen über Wundsein, Kribbeln, Nadelstich-Gefühl bis zu hellem, maximal intensiven Schmerz.

Was bedeutet ein Stechen im Intimbereich?

Symptome: Welche Beschwerden bereitet eine Vulvodynie? Betroffene berichten häufig über brennende, juckende oder stechende Schmerzen sowie einer rauen Haut im äußeren Genitalbereich. Bei einigen sind die Schmerzen so stark, dass selbst das Tragen von Unterwäsche als schmerzhaft empfunden wird.

Was kann man bei Schmerzen in der Scheide tun?

Gegen bakterielle Infektionen werden Antibiotika eingesetzt. Zur Wiederherstellung des sauren Scheidenmilieus werden Mittel in die Scheide eingebracht, die Milchsäurebakterien und Östrogen enthalten. Eine Pilzinfektion wird mit Salben oder Zäpfchen gegen Pilze (Antimykotika) behandelt.

Ist es schlimm wenn die Scheide weh tut?

Ist die Scheide zu trocken, kommt es häufiger zu Einrissen in der Schleimhaut, die schmerzen und in die Keime eindringen können. "Wenn die Scheide dauerhaft schmerzt oder juckt, muss bei einer gynäkologischen Untersuchung abgeklärt werden, ob eine Infektion mit Bakterien oder Pilzen vorliegt", erläutert Albring.