Was haben deja vus zu bedeuten

Chris Moulin, kognitiver Neuropsychologe am Institute of Psychological Sciences der University of Leeds: Es existieren verschiedene Theorien, warum wir ein Déjà-​vu erleben. Am bekanntesten sind die unwissenschaftlichen Annahmen, etwa „es ist ein Fehler in der Matrix“, oder „ein Beweis für ein vorherigen Lebens“. Tatsächlich äußern auch Teilnehmer meiner Studien solche Vermutungen. Eine andere weit verbreitete Idee ist, dass Information über zwei Wege durchs Gehirn wandert und über die eine Route ihr Ziel früher erreicht. Die berühmteste Variante nennt sich „ Optical Delay Theory “. Demnach gelangt die Information von einem Auge schneller ins Gehirn als vom anderen. Doch die Idee ist falsch, denn auch blinde Menschen berichten über Déjà-​vu.

Unter den ernstzunehmenden wissenschaftlichen Theorien gibt es zwei Kategorien. Die Umwelt-​Theorien beschäftigen sich damit, was in unserer Umgebung das Gefühl eines Déjà-​vu auslöst. Eine dieser Ideen besagt, dass wir ein Déjà-​vu erleben, wenn ein neuer Ort die gleiche Struktur besitzt, wie ein uns bekannter Platz. Wenn wir beispielsweise eine unbekannte Stadt besuchen, in der — genau wie in unserem Heimatdorf — die Kirche links, die Schule rechts liegt und daneben ein großer Baums steht. Durch die Ähnlichkeit erscheint uns das Fremde vertraut, ohne dass wir wissen warum – und wir erleben ein Déjà-​vu. Das kann auch passieren, wenn du einen Film über New York gesehen hast und dann die Metropole zum ersten Mal besuchst: Du biegst um eine Ecke und etwas kommt dir bekannt vor, allerdings nichts Offensichtliches wie das Empire State Building.

Bei den konkurrierenden neurowissenschaftlichen Erklärungen stammen alle Belege aus Studien mit Epileptikern. Denn diese erleben häufig ein Déjà-​vu, und zwar während oder kurz bevor sie einen epileptischen Anfall erleiden. Durch die gestörte elektrische Aktivität des Gehirns wird ein Schaltkreis im Gehirn stimuliert, der das Gefühl von Vertrautheit auslöst — obwohl er nicht aktiv sein sollte. Wir haben einen Patienten untersucht, der seit dem Beginn seiner Epilepsie unter häufigen Déjà-​vu-​Erlebnissen litt. Wie baten ihn während des Phänomens seine Aufmerksamkeit auf verschiedene Dinge zu lenken: Er sollte sich unterhalten, nachdenken oder etwas betrachten. Aber das Déjà-​vu hielt an, unabhängig davon, was er tat. Das spricht dagegen, dass bestimmte Umweltreize das Vertrautheitsgefühl auslösen.

Viele Studien legen nahe, dass bei Gesunden etwas Ähnliches passiert, wie bei den Epileptikern. Zwar erleiden sie keinen Anfall, aber in ihren Gehirnen zeigt sich eine seltene Form der elektrischen Aktivität im gleichen Bereich des Gehirns, dem parahippocampalen Areal im Temporallappen. Diese Gedächtnisregion liegt tief im Gehirn und ist verantwortlich für das Gefühl der Vertrautheit. Manche Leute sorgen sich daher, ob sie Epilepsie haben, wenn sie ein Déjà-​vu erleben. In Wirklichkeit ist es viel wahrscheinlicher, dass man ein Déjà-​vu hat, wenn man müde, jung, betrunken oder auf bestimmten Drogen ist. All das legt nahe, dass es eine körperliche Ursache für ein Déjà-​vu gibt.

Es gibt also insgesamt vier Erklärungen: Die spirituelle Science-​Fiction-​Erklärung, die alte Idee der optischen Verspätung und die zwei aktuellen konkurrierenden Theorien. Löst nun unsere Umwelt oder unser Gehirn ein Déjà-​vu aus? Wir sind uns immer noch nicht ganz sicher.

Aufgezeichnet von Hanna Drimalla

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Mysterium Déjà-vu: Wer es hat und wo es herkommt

Seit Jahren versuchen Wissenschaftler, ein Phänomen zu enträtseln, das mindestens zwei Drittel aller Menschen schon einmal selbst erlebt haben. Britische Forscher gingen Déjà-vu mit Gehirnscans auf den Grund - mit einem erstaunlichen Ergebnis.

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Die Bahn rattert über die Schienen. Auf dem Sitz gegenüber ein Mann in Anzug. Der Laptop. Das Klappern der Tastatur. Die nachdenklichen Stirnfalten. Der Geruch von süßlichem Parfüm. Alles scheint so bekannt. Das kann doch nicht sein! Oder doch? Das verblüffende und gleichzeitig mulmige Gefühl, die gerade erlebte Situation so schon einmal durchlebt zu haben, doch gleichzeitig genau zu wissen, dass das eigentlich überhaupt nicht sein kann – ein solches Déjà-vu erleben Studien zufolge etwa zwei Drittel aller Menschen in ihrem Leben ein oder mehrmals.

Neue Erklärung von britischen Forschern

Um herauszufinden, wieso wir Déjà-Vus erleben, untersuchte Akira O'Connor von der Universität St. Andrews, wo es in unserem Gehirn entsteht. Er unterzog eine kleine Testgruppe von 21 Probanden einem Gehirnscan mittels Magnetresonanztomographie (MRT) und simulierte ein Déjà-Vu. Dafür lasen Forscher den Testpersonen Wörter aus einem Wortfeld vor, etwa Kissen, Bett, Nacht, Bettdecke. Den Überbegriff "Schlaf" nannten sie nicht.

Im Anschluss fragten sie die Probanden, ob sie ein Wort mit dem Anfangsbuchstaben "S" gehört hätten. Die meisten verneinten. Als die Forscher dann allerdings wissen wollen, ob sie das Wort "Schlaf" gehört hätten, waren sich die Teilnehmer nicht mehr so sicher. Die vielen Wörter rund um das Thema Schlaf hatten ihnen das Gefühl vermittelt, sie hätten den Oberbegriff tatsächlich gehört.

So schuf O'Connor den Eindruck eines Déjà-Vus und konnte dabei die Vorgänge im Gehirn beobachten. Aktiv war nicht der Hippocampus, die Region, in der unser Gedächtnis sitzt. Stattdessen liefen Entscheidungsprozesse im vorderen Teil des Gehirns ab. Das könnte bedeuten: Unser Gehirn überprüft im Moment des Déjà-Vus, ob unser Gedächtnis Fehler macht. Ob wir etwas tatsächlich erlebt haben oder nur meinen, es erlebt zu haben.

Für die Forscher steht damit fest: Ein Déjà-Vu ist ein Anzeichen, dass unser Gehirn funktioniert, falsche Ansätze hinterfragt und gegebenenfalls korrigiert. Da die Studie allerdings nur mit einer sehr geringen Teilnehmerzahl durchgeführt wurde, müssten weitere Untersuchungen diese Vermutung bekräftigen.

Verschiedene Ansätze sollen das Rätsel lösen

Frühere Studien ergaben, dass vor allem junge Menschen Déjà-vu-Erlebnisse haben. Im Laufe des Lebens nehmen sie ab. Zudem soll es offenbar einen Zusammenhang zwischen Bildungsstatus oder Reisen und Déjà-vus geben: Je gebildeter ein Mensch ist oder je eher er reist, desto wahrscheinlicher erlebt er Déjà-vus. Auch Stress und Müdigkeit sollen einen solchen Geistesstatus begünstigen.

Neurologen und Psychologen interessiert das merkwürdige Phänomen schon lange. Seit mehr als 100 Jahren suchen sie nach einer Erklärung – bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Doch sie nähern sich ihm mit interessanten Thesen.

Was haben deja vus zu bedeuten

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Scheinbar unlösbares Rätsel

Neurologen glauben, dass eine Fehlfunktion im Gehirn dafür zuständig ist, der menschlichen Wahrnehmung einen solchen Streich zu spielen. Eine These der Wissenschaftler lautet, ein Déjà-vu könne dadurch entstehen, dass mit beiden Augen Gesehenes nicht gleichzeitig im Gehirn eintrifft, sondern leicht versetzt. So könnte der Eindruck entstehen, das das Gesehene schon zuvor einmal registriert wurde. Allerdings berichteten Forscher der Universität Leeds 2006 erstmals von einer blinden Person, die allein durch Riechen, Hören und Fühlen ein Déjà-vu erlebte und brachten diese These ins Schwanken.

Für eine ähnliche Annahme, nämlich, dass zwei kognitive Prozesse im Gehirn, die normalerweise parallel ablaufen, plötzlich asynchron gesteuert werden, spricht, dass viele Epileptiker vor ihren Anfällen ein Déjà-vu erleben. Während eines Anfalles hat das Gehirn eines Epileptikers so etwas wie einen Betriebsfehler: Statt nacheinander feuern plötzlich alle Neuronen gleichzeitig Signale ab. Auf eine ähnliche Fehlsteuerung könnte auch ein Déjà-vu hindeuten.

Adam Zeman von der Universität Exeter (UK) und seine technischen Kollegen verfolgten einen weiteren interessanten Ansatz. Sie glaubten, dass die Morphologie des Gehirns für das Auftreten eines Déjà-vu entscheidend ist. Sie untersuchten gesunde Probanden mit und ohne Déjà-vu-Erlebnisse. Auf den Bildern fanden sie Bereiche, in denen das Gehirn von Déjà-vu-Patienten deutlich weniger graue Substanz aufwies, als das von Menschen ohne Déjà-vu-Erlebnisse. Auch Epilepsiepatienten haben weniger graue Substanz in einigen Gehirnregionen.

Verloren geglaubte Erinnerungen

Vielleicht spielt das Gehirn aber doch keinen Streich. Vielleicht durchleben Menschen mit einem Déjà-vu tatsächlich ähnliches erneut und assoziieren bestimmte schon einmal wahrgenommene Geräusche, Bilder oder Gerüche mit einer vergangenen Situation, an die sie sich aber nicht mehr richtig erinnern. Die Psychologin Anne M. Cleary von der Colorado State University glaubt, dass ein Déjà-vu zustande kommen kann, weil das Gehirn zwischen zwei Erinnerungstypen hin und her schaltet: dem „Recognition Memory“ – Wiedererkennungsgedächtnis – und dem „Familiarity Memory“ – Vertrautheitsgedächtnis. Das Recognition Memory erkennt zum Beispiel den Menschen im Geschäft wieder, der zuvor schon im Bus saß. Das Familiarity Memory sorgt dafür, dass sich eine Situation vertraut anfühlt.

Normalerweise arbeiten die Systeme zusammen. Im Fall des Déjà-vu könnte es passieren, dass eventuell nur letzteres neuronales System aktiv ist.

In ihrer Studie gab Cleary den Probanden Namen verschiedener Berühmtheiten, später sahen sie einige von diesen auf Bildern wieder. Den Probanden kamen einige der Stars, deren Namen sie gesehen hatten, bekannt vor, wussten ihn aber nicht mehr. Sie hatten demnach nur ein unscharfes Stück der Erinnerung behalten, das sie nicht mehr zusammensetzen konnten. Cleary und ihre Kollegen kamen zu dem Schluss, dass Ereignisse, die wir erlebten, in unserem Gedächtnis als individuelle Elemente oder Schnipsel gespeichert bleiben. Ein Déjà-vu kommt auf, wenn spezifische Aspekte der gerade erlebten Situation mit bestimmten Aspekten einer vorher erlebten Situation zusammenpassen – vor allem dann, wenn mehrere Sinneseindrücke übereinstimmen.

Spirituelle Erklärung: Erinnerung an ein früheres Leben

Zudem könnte ein tatsächlich erlebtes, aber nicht bewusst wahrgenommenes Geschehen dafür verantwortlich sein, ein Déjà-vu zu erleben. Wer etwa mit einer Freundin telefoniert und sich dabei auf das Gespräch konzentriert, nimmt die Umgebung nur unterbewusst wahr. Wenn er das Gesprächs beendet hat und die Gegend bewusst sieht, scheint sie plötzlich merkwürdig bekannt.

Wenn die Forscher letzten Endes herausfinden, was es mit dem Déjà-vu auf sich hat, könnte das interessante Einsichten über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns bereithalten.

Wem die wissenschaftlichen Erkläransätze allerdings nicht zusagen, der könnte sich auch der Fraktion anschließen, die Déjà-vu-Erlebnisse auf Übersinnliches zurückführt – nämlich auf Erinnerungen an Erfahrungen, die in einem früheren Leben stattfanden und nun wieder hochkommen.

Video:  Gehirnforscher wollen dem Geheimnis des Bewusstseins auf die Schliche kommen

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Was sagt ein Déjà

déjà vu = ‚schon gesehen') bezeichnet man eine Erinnerungstäuschung, bei der eine Person glaubt, ein gegenwärtiges Ereignis früher schon einmal erlebt zu haben. Dabei hat die betroffene Person das sichere Gefühl, eine neue Situation bereits in der Vergangenheit in gleicher Weise schon einmal durchlebt zu haben.

Warum sieht man Deja vus?

Charakteristisch für Déjà-vu-Erlebnisse sei, dass man einen Augenblick sicher ist, die Situation so schon einmal erlebt zu haben. Man erinnert sich aber nicht an den Zeitpunkt. Demnach kann ein Déjà-vu entstehen, wenn es sich um eine tatsächliche Erinnerung handelt, die wir aber bis zu diesem Zeitpunkt vergessen haben.

Was passiert bei einem Déjà

Denn diese erleben häufig ein Déjà-​vu, und zwar während oder kurz bevor sie einen epileptischen Anfall erleiden. Durch die gestörte elektrische Aktivität des Gehirns wird ein Schaltkreis im Gehirn stimuliert, der das Gefühl von Vertrautheit auslöst — obwohl er nicht aktiv sein sollte.

Was tun gegen Déjà

Tritt ein Déjà-Vu in gehäufter Form auf, sollte man unbedingt zum Arzt gehen. Denn Ärzte vermuten einen Zusammenhang zwischen Déjà-Vus und möglichen Angsterkrankungen und neurologischen Fehlfunktionen.