Was passiert wenn ich mich nicht operieren lassen bei Karpaltunnelsyndrom?

Das Karpaltunnelsyndrom kann in vielen Fällen gut konservativ behandelt werden. Doch in fortgeschrittenen Fällen kann eine Operation sinnvoll sein. Der Behandlungserfolg hängt von der Vorschädigung der Nerven ab.

Was passiert wenn ich mich nicht operieren lassen bei Karpaltunnelsyndrom?

Wenn die konservative Behandlung nicht ausreicht, bringt die Karpaltunnel-Operation meistens die entscheidende Verbesserung – Foto: wildworx - Fotolia

Konservativ vor Invasiv – dieser Grundsatz gilt auch beim Karpaltunnelsyndrom. In den Leitlinien wird zunächst die nächtliche Ruhigstellung des Handgelenks in einer speziellen Schiene empfohlen. Diese hat einen Klettverschluss, sodass sie tagsüber einfach abgenommen werden kann. In bestimmten Fällen kann auch die Injektion eines Kortisonpräparates sinnvoll sein. Von der Einnahme von Vitamin- oder entzündungshemmenden Präparaten raten die Verfasser der Leitlinie jedoch ab. Alternative Behandlungsversuche zum Beispiel mit Laser, Ultraschall oder Yoga demnach auf Dauer unwirksam.

Indikationen für eine Operation

Aber auch die konservative Behandlung schlägt nicht bei jedem Patienten an. Abhilfe kann dann eine Operation schaffen. Hierbei wird ein Band durchtrennt, das für die Handfunktion nicht benötigt wird - die Nerveneinklemmung jedoch dauerhaft beseitigt. Dadurch kann eine irreversible Schädigung des Mittelnervs vermieden werden.

Darüber hinaus ist die Operation dann indiziert, wenn das Karpaltunnelsyndrom bereits stark fortgeschritten ist. Dies äußert sich durch starke nächtliche Schmerzen oder durch dauerhafte Gefühllosigkeit in der betroffen Hand. In diesen Fällen ist die Operation die mit Abstand wirksamste Behandlung.

Trotzdem bleibt die Frage ob operiert werden muss, immer eine individuelle Angelegenheit, die mit dem Arzt ausführlich besprochen werden muss. Laut der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie sollte immer die subjektive Beeinträchtigung des Patienten ausschlaggebend sein. Denn auch Messwerte, die eine erhebliche Verlangsamung der elektrischen Nervenleitung ergeben, müssten nicht zwangsläufig mit starken Beschwerden einhergehen.

 

Schädigung der Nerven sind die rote Linie

„Im Stadium des nächtlichen Einschlafens der Hand oder bei längeren beschwerdearmen Intervallen besteht noch keine Gefahr einer anhaltenden, nicht mehr besserungsfähigen Schädigung des Nervs“, sagt Leitliniene-Autor Dr. Hans Asmuss. „Wohl aber, wenn bereits eine ständige Taubheit und insbesondere ein nervbedingter Muskelschwund des seitlichen Daumenballens vorliegen.“

Ist die Nervenschädigung mit Muskelschwund bereits weit fortgeschritten kann der Erfolg der Operation vermindert sein. Das gleiche gilt, wenn Begleiterkrankungen wie die diabetische Polyneuropathie oder Störungen der Nervenwurzel durch ein Bandscheibenleiden vorliegen. Dennoch wird die Operation laut Leitlinie ausdrücklich empfohlen, da die konservative Behandlung in diesen Fällen keine Verbesserung bringt.

Die herkömmliche offene Operation gilt als risikoarm und kann ambulant durchgeführt werden. Alternativ kann das Karpaltunnelsyndrom heute auch minimal-invasiv operiert werden. In Bezug auf das Endergebnis gelten beide Verfahren als gleichwertig.

Mehr zum Thema bei Gesundheitsstadt Berlin

15.03.2017 Komplementärmedizin

Akupunktur kann beim Karpaltunnelsyndrom helfen

Akupunktur kann gegen Symptome des Karpaltunnelsyndroms helfen. Sie verändert die Reizweiterleitung im Gehirn. Das zeigt eine Studie, die im Fachjournal Brain... lesen 

Diagnostik des Karpaltunnelsyndroms

Um das Karpaltunnelsyndrom zu diagnostizieren, reichen in der Regel eine neurologische Untersuchung der Hand und des Arms mittels einiger klinischer Tests wie dem Handbeuge- oder Phalen-Test sowie eine Messung der elektrischen Nervenleitung (Neurographie) des Mittelnervs aus. Hierdurch kann meist der Ort und das Ausmaß einer Nervenschädigung zuverlässig festgestellt und eine andere Nervenerkrankung ausgeschlossen. werden. Eine zusätzliche Röntgenuntersuchung, eine Ultraschalluntersuchung oder eine MRT-Untersuchung sind nur selten erforderlich.

Ein Karpaltunnelsyndrom macht sich meist durch Einschlafen der Hände bemerkbar, besonders nachts oder bzw. gegen Morgen, aber auch bei bestimmten Handhaltungen wie Telefonieren oder Zeitungslesen, auch beim Rad- oder Motorradfahren. Daneben kommt es zu schmerzhaften nadelstichartigen Missempfindungen im Mittelfinger. Später können auch Daumen und Arm von den Schmerzen betroffen sein. Ein bleibendes Taubheitsgefühl in den Fingern sowie eine Rückbildung der seitlichen Daumenballenmuskulatur deuten auf eine fortgeschrittene Erkrankung hin. Eine Operation wird dann unausweichlich. 

In der Höhe des Handgelenks tritt der Nervus medianus zusammen mit den Sehnen der Fingerbeuger in einem engen Kanal zur Hand (sogenannter Karpaltunnel). Er vermittelt das beugeseitige Gefühl an Daumen, Zeige- und Mittelfinger und an der Daumenseite des Ringfingers. Mit seinen motorischen Fasern steuert er den größeren Anteil der Muskulatur des Daumenballens sowie einige der kleinen, zu den Fingern führenden Handmuskeln.

Unter einem Karpaltunnelsyndrom versteht man diejenigen Krankheitserscheinungen, die in der Folge einer Druckschädigung des Nerven in dem beschriebenen Kanal auftreten. Dazu gehören schmerzhafte Missempfindungen und im weiteren Verlauf ein Taubheitsgefühl in den betroffenen Fingern. Die Schädigung der motorischen Fasern führt zu einer Schwäche der Muskulatur des Daumenballens.

Die häufigste Ursache eines Karpaltunnelsyndroms ist eine allmähliche und ansonsten nicht weiter krankhafte Vermehrung des Sehnengleitgewebes („Sehnenscheide“) der Beugesehnen. Ein Karpaltunnelsyndrom kann jedoch auch eine Folge anderer, definierter Erkrankungen („sekundär“) sein. Hierzu gehören:

  • entzündliche Veränderungen (z.B. Rheuma)
  • Verletzungen (traumatisch)
  • Schwangerschaft
  • Tumoren im Karpalkanal

Typische Symptome eines Karpaltunnelsyndroms sind elektrisierende Mißempfindungen, Kribbeln und Taubheitsgefühl an den betroffenen Fingern, vorwiegend nachts. Die Beschwerden können jedoch auch gänzlich anders auftreten, z.B. als Schmerzen in der Hand beim festen Zufassen.

Im weiteren Verlauf entwickelt sich ein andauerndes Taubheitsgefühl an Daumen, Zeige- und Mittelfinger und der Daumenseite des Ringfingers hinzu; der Kleinfinger bleibt meistens ausgespart. Ebenfalls im späteren Verlauf kommt es zu einer Muskelminderung des Daumenballens mit nachfolgender Schwäche des Daumens.

Zur Diagnosestellung gehört eine Messung der Nervenströme mit Muskeltestung (EMG, „Elektromyografie“). Diese kann die Schädigung des Nerven direkt nachweisen. Sie erlaubt auch eine Differenzierung zwischen anderen möglichen Ursachen der Beschwerden, wie zum Beispiel eine Veränderung in der Wirbelsäule.  In schwierigen Fällen kann der Nerv auch durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) dargestellt werden. Sie ist dann von besonderem Nutzen, wenn Folgen von Verletzungen oder eventuellen Voroperationen in der Umgebung des Nerven vorliegen. Diese Untersuchungen werden vom Neurologen durchgeführt.

Behandlung

Die konservative Behandlung besteht im Tragen einer Schiene für das Handgelenk, vorwiegend nachts, wenn es zu den Beschwerden kommt. Die Schiene verhindert das Eintreten einer Beugestellung des Handgelenks. Zumindest die nächtlichen Missempfindungen können so teilweise gebessert oder vorübergehend beseitigt werden. Auch eine Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten (Kortison, NSAR, z.B. Ibuprofen oder Diclophenac), als Tablette oder als direkte Kortisoninjektion in den Karpaltunnel kann die Erscheinungen vorübergehend bessern oder beseitigen. Meist kehren die Erscheinungen nach einiger Zeit zurück.

Ist die Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms gesichert und besteht bereits ein Taubheitsgefühl oder eine Minderung der Muskulatur des Daumenballens, so sollte mit der Operation nicht zu lange gezögert werden. Die Erholung des Nerven ist auch davon abhängig, wie lange die Krankheitserscheinungen vor dem Eingriff bestanden haben.

Die operative Behandlung besteht in der Öffnung des Karpaltunnels und damit der Druckentlastung des Nerven. Das über dem Nerven und den Beugesehnen liegende Faserband („Retinaculum flexorum“) wird parallel zum Nerven durchtrennt. Funktionelle Beeinträchtigungen sind hierdurch nicht zu befürchten.

Man unterscheidet bei der Operation die offene von der endoskopischen („minimal invasiven“) Methode. Bei der offenen Methode wird ein Hautschnitt in der Hohlhand angelegt und die über dem Nervus medianus und den Beugesehnen liegende Faserschicht unter Sicht durchtrennt. Der Nerv ist dabei sichtbar, die Veränderungen können beurteilt werden. Bei der geschlossenen (endoskopischen) Methode wird ein kleiner Schnitt über dem Handgelenk angelegt. Von hier aus wird eine Optik eingesetzt; es wird dann mit einer kleinen Klinge eingegangen und unter Kontrolle der Optik die Faserschicht von innen durchtrennt. Der schnitt ist hier kleiner, es besteht jedoch das Risiko einer Schädigung der motorischen Fasern des Nerven.

Empfehlung

Die offene Karpaltunnelspaltung stellt das Standardverfahren zur operativen Behandlung des Karpaltunnels dar. Bei einem fortgeschrittenen Karpaltunnelsyndrom mit Taubheit und Muskelschädigung sollte der Eingriff nicht länger hinausgezögert werden

Was passiert wenn ein Karpaltunnelsyndrom unbehandelt bleibt?

Die Beschwerden können bis in den Arm ausstrahlen. Je länger das Karpaltunnelsyndrom unbehandelt bleibt, desto mehr wächst die Gefahr einer dauerhaften Nervenschädigung. In späteren Krankheitsstadien nehmen die Schmerzen zu und treten auch in Ruhe auf (Ruheschmerzen).

Wie schlimm kann Karpaltunnelsyndrom werden?

Ist der Nerv stark geschädigt, ist eine vollständige Heilung nicht mehr möglich. Die Patienten leiden dann dauerhaft an Empfindungsstörungen in der Hand und an Lähmungen im Bereich des Daumens.

Kann man einen Karpaltunnel ohne OP behandeln?

Gärner: "Das Karpaltunnelsyndrom kann sowohl operativ als auch ohne OP behandelt werden, etwa durch nächtliche Schienenbehandlung oder mittels einer Kortisonspritze in den Karpaltunnel." Eine weniger radikale Therapie wäre die Kortisoninjektion.

Wie verschlimmert sich ein Karpaltunnelsyndrom?

Die Beschwerden treten typischerweise nachts auf, da die Handgelenke in verschiedenen Schlafpositionen abgeknickt werden, was den Druck auf den Nervus medianus zusätzlich erhöht. Tagsüber können bestimmte Handbewegungen wie das Halten von Gegenständen die Beschwerden verschlimmern.