Wenn man zu viel arbeitet

Naime liebt ihren Beruf, aber es gibt ein Problem: Es sind einfach zu wenig Kollegen da. Die Arbeit häuft sich, Besserung ist nicht in Sicht. Und jetzt?

15.08.2022, 07.03 Uhr

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Wenn man zu viel arbeitet

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Im Traumjob gefesselt – und jetzt?

Foto: Niels Blaesi / DER SPIEGEL

Naime, 43 Jahre, fragt: »Ich liebe meinen Job und das Team sehr und habe eine verantwortungsvolle Aufgabe. Doch seit einigen Monaten wird es wirklich viel. Einige Stellen im Team sind nicht besetzt, ich mache gefühlt den Job von zweien. Ich denke auch am Wochenende ständig an die Arbeit, kann nicht mehr gut einschlafen und bin chronisch müde. Wie schaffe ich Abstand?«

Zum Autor

Bernd Slaghuis ist Karrierecoach und hat seit 2011 in seinem Kölner Büro mehr als tausend Angestellte und Führungskräfte bei ihren nächsten Schritten im Beruf begleitet. Er betreibt den Karriere-Blog »Perspektivwechsel« und ist Autor des Buchs »Besser arbeiten«. Haben Sie eine Frage an den Coach? Dann schreiben Sie eine E-Mail an [email protected] – Stichwort Bernd Slaghuis 

Liebe Naime,

Sie sind mit diesem Gefühl nicht allein. In meiner Karriereberatung mehren sich seit Anfang des Jahres auffallend solche Fälle, in denen Arbeitnehmer den für sie perfekten Traumjob gefunden haben und Teil eines tollen Teams sind, sich jedoch völlig überlastet am Ende ihrer Kräfte fühlen. Sie lieben ihre Arbeit – wäre da nicht das akute Problem der Arbeitsmengen aufgrund unbesetzter Stellen, krankheitsbedingter Ausfälle oder massig Projektmeetings on top zum Tagesgeschäft.

Auch wenn es Ihnen gerade alles andere als gut geht, gibt es doch eine wichtige und positive Erkenntnis: Sie sind grundsätzlich erst einmal richtig in Ihrer aktuellen Position. Denn ich wage die Vermutung, dass dort auch bei Ihnen all jenes, was Ihnen im Beruf persönlich wichtig ist, maximal erfüllt ist. Es ist Ihr Traumjob, doch die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Sie sollten jetzt nicht reflexartig über einen Jobwechsel nachdenken und voreilig aufgeben, was passt und wertvoll ist, sondern bewusst an Ihrer eigenen Selbstfürsorge arbeiten.

Wer für seinen Traumjob brennt, läuft Gefahr auszubrennen

Viele meiner Klientinnen und Klienten mit ähnlichen Anliegen sind super in ihren Jobs, erfolgreich und angesehen bei ihren Führungskräften. Sie sind oft bereits lange im Unternehmen, bestens vernetzt und kennen die Prozesse sowie die Gepflogenheiten. Weil sie ihren Job und das Team so sehr lieben, halsen sie sich mit Begeisterung freiwillig mehr Arbeit auf, denken sich leidenschaftlich in neue Themen hinein, konzipieren Verbesserungsvorschläge und übernehmen selbstredend auch deren Umsetzung.

Manche in ihren Traumjobs Überarbeitete erzählen mir, dass sie regelmäßig ihren Chef entlasten und gestressten oder neuen Kolleginnen und Kollegen Arbeit abnehmen, damit diese nicht auch noch ausfallen oder gar kündigen. Sie lieben ja schließlich ihren Job und da komme es doch auf ein paar Überstunden jeden Tag nicht an – so die selbstausbeuterische Denkweise.

Auch wenn es Ihnen viel Freude bereitet, auf tausend Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, wird es jetzt höchste Zeit, als neues Projekt Ihr persönliches Selbstfürsorge-Programm zu starten.

Tun Sie mehr davon, was Ihnen guttut – beruflich und privat

Die meisten in ihren Jobs Gestressten haben mit der Zeit das eigene Gespür dafür und die Erinnerung daran verloren, was ihnen als Mensch guttut. Vielleicht Sport treiben, Freunde treffen, in die Natur gehen, gemeinsames Kochen, Konzerte besuchen, ihre Kreativität ausleben. »Ach ja, stimmt, ich könnte mal wieder …« starten die Gedanken, gefolgt von sprudelnden Ideen. Machen Sie ab sofort bewusst mehr von dem, was Ihnen als Mensch persönlich Kraft gibt. Sie werden hierfür mehr Freiraum und Zeit benötigen – schließlich gibt es ja einen guten Grund, warum dies alles in den letzten Wochen zum Erliegen gekommen ist. Dies wird Ihnen mit dem nächsten Schritt gelingen:

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Stecken Sie die Grenzen Ihrer eigenen Jobspielwiese neu ab

Beobachten Sie sich über den Tag. Wann tun Sie etwas, das wirklich in Ihrer Verantwortung liegt und wann halsen Sie sich aus Neugierde, Angst oder Nettigkeit zusätzliche Arbeit auf? Was würde geschehen, wenn Sie ausschließlich Ihre Aufgaben erledigen, statt den ganzen Laden zu schmeißen? Es geht nicht darum, dass Sie ab sofort Dienst nach Vorschrift schieben – dafür lieben Sie Ihren Job zu sehr. Treffen Sie bewusste Entscheidungen, was Sie über Ihre eigenen Aufgaben hinaus übernehmen und was auch nicht mehr Ihr Job sein sollte.

Schaffen Sie Klarheit und zeigen Sie Konsequenzen auf

Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie den Job für zwei erledigen – auch wenn es Ihnen Spaß macht. Sprechen Sie im Team und mit Ihrer Führungskraft offen und lösungsorientiert über die aktuelle Situation. Was muss im Tagesgeschäft erledigt und was kann in Projekten verschoben werden? Wie kann die Arbeitsmenge im Team neu aufgeteilt und auf welche Tätigkeiten kann womöglich ganz verzichtet werden?

Sicher ist: Ihr Chef sowie Ihre Kollegen haben kein Interesse daran, dass ausgerechnet Sie mit Burn-out ausfallen. Nicht mehr Distanz zum Job ist Ihr Ziel, sondern mehr Nähe zu sich selbst.

Wie merke ich dass ich zu viel arbeite?

Mühe, sich von der Arbeit zu lösen. Das Gefühl, dass Sie aufgrund von arbeitsbedingtem Stress mit Ihrem Alltagsleben nicht zurechtkommen. Gefühl der Distanzierung von Freunden und Familie. Verminderte Arbeitsqualität, obwohl Sie sich bemühen.

Was tun wenn man zu viel Arbeit hat?

Die folgenden Tipps helfen dabei:.
Ändern Sie Ihre Einstellung. Zunächst einmal sollten Sie an Ihrer persönlichen Einstellung arbeiten, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren. ... .
Machen Sie ausreichend Pausen. ... .
Setzen Sie Grenzen. ... .
Legen Sie Prioritäten fest. ... .
Suchen Sie das Gespräch..

Wie heißt das wenn man zu viel arbeitet?

Ein Workaholic ist jemand, der sich nur schwer von seiner Arbeit lösen kann, übermäßigen Genuss bei der Arbeit verspürt und sein Leben auf die Arbeit ausrichtet. Ein anerkanntes Synonym für Workaholic ist auch der Begriff Arbeitstier.

Wann macht der Job krank?

Dauerhafter Stress gilt als der häufigste Krankmacher am Arbeitsplatz. Fühlst du dich konstant gestresst und über längere Zeiträume hinweg mit deiner Arbeit, Terminen, Deadlines, Erwartungen und Co. überfordert, ist dies ein klares Anzeichen, dass dein Job krank macht.